Das Strafverfahren gegen die Drogenbrüder geht weiter. Den Beiden werden schwere Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz vorgeworfen.
Sie selbst schweigen, die Drogenbrüder Anton und Benno S. (Namen geändert): Deshalb versucht sich die Große Strafkammer in Bamberg unter dem Vorsitzenden Richter Manfred Schmidt mithilfe von Zeugenaussagen ein Bild zu machen.
Ein Punkt der Anklage ist, dass die Brüder 2014 mit fast 70 000 Euro unweit der tschechischen Grenze bei einer Zufallskontrolle geschnappt wurden. Man vermutete, es handle sich um Geldwäsche. Deshalb wurden Fachleute von der Zollfahndung eingeschaltet. Einer von ihnen wurde gestern angehört.
Er veranlasste eine sogenannte daktyloskopische Untersuchung der rund 1200 Geldscheine auf Fingerspuren beim BKA. 88 solcher Spuren waren zu identifizieren; bei 13 von ihnen wurde die Identität mit im AFIS (Automatisches Fingerabdruckidentifizerungssystem) gespeicherten Abdrücken festgestellt. Acht der so identifizierten Personen gelten als zur nordbayerischen Drogenszene gehörig.
Anton hatte behauptet, es habe sich um Geld aus einem Erbe gehandelt. Der zweite Zeuge des Tages war der Zollbeamte, der Benno S. im April vergangenen Jahres bei der Arbeit festgenommen und seinen Lkw durchsucht hat. Damals war gegen die Brüder Haftbefehl ergangen, weil in einem anderen Ermittlungsverfahren zutage gekommen war, dass sie kurz vorher im großen Stil in Tschechien Crystal erworben hatten. Der Zeuge hatte nur geringe Drogenspuren gefunden, dafür aber auch einen Schlagstock im Rucksack von Benno S. Der dritte Zeuge kam von der gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift Nordbayern. Er war dabei, als die Wohnung von Benno S. durchsucht wurde. Er traf nur die Lebensgefährtin an, eine Frau, die mit den krummen Touren der Brüder nichts zu tun hat.
Im Büro des Angeklagten fand der Ermittler Ungewöhnliches: fünf Packungen Hanfsamen und eine Geldkassette mit Munition. Im Keller lagerten diverse Chemikalien. Man zog einen Kollegen von einer Fachabteilung hinzu, der die Materialien und Substanzen sicherstellte. Wegen deren möglicher Gefährlichkeit wurden noch Spezialisten vom Landeskriminalamt hinzugeholt.
Kurioserweise fanden diese dann die unter einer Plane ungefähr 200 Gramm Crystal und 50 Gramm Haschisch. Auch der Zollfachmann für Chemikalien wurde als Zeuge vernommen. Er erkannte schnell, dass die Stoffe für Feuerwerkskörper geeignet sind. Besorgnis löste zuerst das Päckchen kristalliner Stoff aus, das unter der Plane lag, erinnerte er sich. Man hielt es für einen Sprengstoff.
Obwohl das widerlegt ist, stufte der Fachmann die Stoffe als feuergefährlich und leicht entzündlich ein. Noch dazu waren sie in einem der üblichen Kellerabteile eines Mehrfamilienhauses gelagert, das nur durch Lattenverschläge vom Nachbarabteil getrennt ist. "Hätte jemand dort mit Feuer hantiert, hätte sich beispielsweise das Magnesium entzünden können", beschrieb er die Gefahr für die Hausbewohner. Noch etwas fiel auf: Kaliumpermanganat, das aus Tschechien importiert war.
Der letzte Zeuge des Tages war ein Schusswaffenspezialist vom Zollfahndungsamt in München. Er hat die bei Benno gefundene Munition und den bei Anton entdeckten Revolver untersucht. Die Waffe weist etliche Bearbeitungsspuren auf. So wurde der Lauf mit dem Korn abgesägt und die Revolvertrommel geschweißt und grob verschliffen, so dass unterschiedliche Kaliber damit verschossen werden können. Wahrscheinlich, so schien es dem Waffenfachmann am plausibelsten, war der Revolver zuerst zu einem Schreckschusswaffe oder einem Dekostück "entschärft" und später wieder zum Gebrauch umgearbeitet worden. Als nächste Zeugen werden Sprengmittelfachleute vom LKA vor Gericht zu Wort kommen.