5. Kommunion/Abendmahl Umspielt von den passenden Orgelklängen wurde dem Abendmahl ein würdiger Zeitrahmen eingeräumt. Ohne Eile, auf drei Etappen, versammelten sich die Gottesdienstbesucher im Halbkreis um den schön mit Sonnenblumen geschmückten Altar. Pfarrerin Ulrike Werner nahm sich für jeden Teilnehmer wertvolle Sekunden, die sie nicht nur für Worte, sondern für Augenkontakt und ein Lächeln nutzt. Am Ende reichen sich die Gläubigen die Hände und nutzen die Gelegenheit für einen Händedruck - als Zeichen von Respekt und Zugewandtheit.
6. Segen
Der Segnungsspruch orientiert sich an der üblichen Form (Ich segne euch im Namen des Vaters ...), greift aber erneut die Predigt auf und verheißt demjenigen, der sich der Gemeinschaft der Gläubigen anschließt und sein Brot bricht: "So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen" (Epheser 2,19).
7. Ambiente
"Schlicht" trifft die Beschreibung der Dreieinigkeitskirche wohl am besten - wie es sich für ein evangelisches Gotteshaus gehört. Die dicken, geweißten Sandsteinmauern versprühen im Zusammenspiel mit der hölzernen Empore dennoch einen urigen Charme, der fast als gemütlich umschrieben werden kann - auch wenn hier und da Handlungsbedarf besteht. Das Wandbild im Altarraum sowie der Blumenschmuck am Taufbecken sowie auf dem Altar sind willkommene Farbkleckse in der ansonsten nüchternen Kulisse.
8. Kirchenbänke
Die hölzernen Bänke sind schlicht, aber praktisch. Eine gute Sitzposition erhält durch eine gepolsterte Unterlage Komfort, der Abstand zwischen den Bänken ist so gewählt, dass auch große Menschen Beinfreiheit haben. Ein Haken an der Lehne der Vorderbank kann als Aufhänger für Jacken oder Handtaschen dienen, so hat man während des Gottesdienstes die Hände frei. Jemand hat das Wort "Noah" in ein Pult geritzt.
9. Beleuchtung
Die Dreieinigkeitskirche ist, hell, freundlich und einladend, raffinierte Lichtspiele sucht man jedoch vergeblich. Der Pragmatismus hat auch hier voll durchgeschlagen. Ein Scheinwerfer im Altarraum und mehrere Hängeleuchten entlang des Mittelgangs sorgen für gute Sichtverhältnisse. Das Gesangbuch liest sich entspannt, ohne dass Augen zusammengekniffen werden müssen. Allerdings hat der Sommer an diesem Tag auch für reichlich Tageslicht gesorgt, das durch die großen Fenster flutet.
10. Sinne
Den Ohren wird geschmeichelt mit Wohlklängen in angenehmer Lautstärke, die Augen werden nicht überstrapaziert, Wein und Oblate zum Abendmahl schmecken. Der Tastsinn bleibt unberührt, für Gefühl sorgt Pfarrerin Ulrike Werner, die für jeden Gottesdienstbesucher ein warmes Lächeln übrig hat, sei es beim Abendmahl oder bei der Verabschiedung an der Kirchentür. Geruchstechnisch kann die evangelische Messe mit dem weihrauchgeschwängerten Pendant der Katholiken nicht mithalten, jedoch findet sich auch keine Spur von feuchtem Muff, der in alten Sandsteinbauten oft herrscht.
Warum ein Gottesdiensttest?
Wir wollen mit unserem Gottesdiensttest die Kirchen ein wenig mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Unter Kirchgängern, Geistlichen und Lesern soll eine Diskussion darüber entstehen, was einen guten Gottesdienst ausmacht. Dieses in der Regel sonntägliche Treffen hat für evangelische wie katholische Christen ja bis heute eine große Bedeutung. Soll lebender Ausdruck des Christseins sein. Wir haben uns für eine Bewertung nach objektiven Kriterien theologische Hilfe geholt bei den Professoren Martin Stuflesser (Würzburg), er ist auch Berater der deutschen Bischofskonferenz, und Martin Nicol (Erlangen), der mit seinem Buch "Weg im Geheimnis" ein Plädoyer für den evangelischen Gottesdienst abgibt. Ergänzt werden objektive Kriterien um die subjektiven Eindrücke, die unsere Kollegengewonnen haben.
Alle Berichte unserer Serie finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gottesdiensttest. Dort finden Sie auch ausführliche Infos.