Erkältung, Rückreise, Kontakt: Wer einen Test macht, muss erst einmal warten. Im Fall von Lydia Bänsch aus Dormitz wurde das Warten zu einer wahren Odyssee. Bis heute ohne Ergebnis.
Flughafen Nürnberg. Lydia Bänsch, ihr Sohn Philipp und ihr Partner kommen aus dem Griechenland-Urlaub zurück. Es ist Freitagnachmittag, keiner fühlt sich krank. Trotzdem geht es für die Familie zum Testzelt anstatt zum Auto. "Wir wollten so verantwortungsvoll sein und uns testen lassen", sagt Lydia Bänsch aus Dormitz. "Es war uns auch wichtig, dass uns keiner was vorwerfen kann, da wir in den Urlaub geflogen sind."
Griechenland ist kein Risikogebiet. Trotzdem war es für die Dormitzer wichtig, auf Nummer sicher zu gehen. "Deshalb haben wir uns wie empfohlen per Handy registriert und einen QR-Code zugeschickt bekommen", erzählt sie. Damit ging es dann zum Testzelt. "Zuerst gab es eine Art Check In-Prozess, wo wir die Bordkarte und den QR-Code vorzeigen mussten. Dann wurden unsere Daten abgeglichen."
Danach habe man drei Aufkleber bekommen. Darauf: Wieder ein QR-Code und eine Zahl. "Diese Aufkleber waren für ein Teströhrchen, für ein Datenblatt und einer für mich", erklärt Bänsch. Dass der QR-Code ein anderer war als der, den sie zur Anmeldung hatte, fiel ihr gleich auf. "Gewundert habe ich mich aber eher, dass die Zahl von meinem Zettel händisch in ein iPad eingegeben wurde."
QR-Code und Zahlenfolge
Dass die Frau vom Check-In nicht wusste, wofür der Mitnahme-Aufkleber vorgesehen ist wunderte sie zudem. "Das hat mir dann aber die Ärztin erklärt." Das reguläre Prozedere ist, dass der Getestete eine E-Mail mit der Eingangsbestätigung bekommt. Wenn das Ergebnis vorliegt, wird dann zuerst ein Code per SMS verschickt, danach eine E-Mail mit einem Anhang, in den der SMS-Code eingegeben werden muss. Der Aufkleber mit dem QR-Code und der Nummer sei quasi die Absicherung, falls man keine E-Mail bekomme, habe man ihr am Flughafen erklärt, so Bänsch.
Der Test selbst verlief recht unspektakulär. Ein Arzt im Schutzanzug nahm den Abstrich und die Bänschs konnten nach Hause fahren. Dann hieß es warten.
Warten, das kennt auch Susanne Seider. "Ich wurde vom Hausarzt getestet, weil ich Erkältungssymptome hatte", berichtet sie. "Der Arzt war sich ziemlich sicher, dass das kein Corona ist, aber da ich in einem Krankenhaus arbeite, wurde sicherheitshalber ein Test gemacht." Das sei ihr auch Recht gewesen, betont Seider. Das Problem: Der Abstrich wurde an einem Mittwoch gemacht, das Ergebnis kam erst am Montag. "Der Arzt hat mir erklärt, dass ich, bis der Anruf kommt, das Haus nicht verlassen darf." Ansonsten habe sie keine Informationen erhalten. Auch Testanrufe bei ihr habe es nicht geben.
Die Tochter von Susanne Seider durfte weiterhin zur Arbeit gehen. Auf Nachfrage bei ihrem Hausarzt habe man ihr gesagt, dass sich die Tochter bis zum Testergebnis fernhalten solle. Dass sie tagelang nichts gehört hatte, habe sie schon genervt, sagt Seider.
Schneller ging es mit dem Ergebnis bei Anja Treibl. Sie war am Freitagabend aus dem Gran Canaria-Urlaub zurückgekehrt und hatte sich dann direkt am Düsseldorfer Flughafen testen lassen. Das Ergebnis des Tests, so erzählt sie, hatte sie bereits am Sonntag.
Schnell ging es auch bei Julia Haas. Sie und ihre Tochter wurden zu Hause getestet. "Ich hatte die 116117 angerufen, weil meine Tochter und ich ziemlich stark erkältet waren. Fieber, trockener Husten und da schrillten bei mir die Alarmglocken", sagt sie. "Der Doktor kam Freitag gegen 17 Uhr, nahm einen Abstrich von uns und gab mir einen Infoschreiben", erzählt Haas. "Auf diesem wurde ich in Isolation gestellt. Mein Mann durfte am selben Tag in die Arbeit. Am Samstag, also tatsächlich knapp 24 Stunden später, bekam ich dann das Ergebnis per SMS."
Fehler unterlaufen
Bei Familie Bänsch aus Dormitz zeichnete sich schnell ab, dass irgendetwas nicht rund gelaufen war. "Mein Sohn und mein Partner bekamen noch am Freitag eine E-Mail, dass der Test eingegangen sei, ich nicht", erklärt Bänsch. "Das war dann schon komisch, immerhin hatten wir direkt hintereinander die Tests gemacht."
Am Montag dann bekamen die beiden Männer jeweils einen Code per SMS und eine E-Mail. Die Tests waren negativ. Nur Lydia Bänsch hätte immer noch nichts gehört.
Trotz Nachfrage kein Ergebnis
"Daraufhin habe ich eine E-Mail mit meiner Nummer geschrieben", berichtet sie. Innerhalb von zwei Stunden hatte sie die Antwort: Sie solle, damit Fehler ausgeschlossen werden könnten, den Aufkleber abfotografieren und schicken. Gesagt getan. Seither hat Lydia Bänsch nichts mehr gehört. "Ich habe dann bis Freitag jeden Tag nachgefragt, aber keine Antwort mehr erhalten", sagt sie. Am Freitag dann habe sie von einer Panne am Nürnberger Flughafen gelesen. "Da habe ich mir dann schon gedacht, dass ich nie wieder was hören werde." Und so ist es bis heute.
Am großen Aufkommen am Nürnberger Flughafen kann es nicht gelegen haben. "Es waren maximal 20 Leute in dem Testzelt", blickt Bänsch zurück. Sie selbst arbeitet nun noch immer im Homeoffice. "Aber meine Kinder habe ich schon in die Schule geschickt."
Regeln für Quarantäne - Das müssen Sie wissen
Quarantäne, das bedeutet, das Haus darf nicht verlassen werden. Auch zu Mitbewohnern soll der Sicherheitsabstand eingehalten werden. Wenn möglich sollen sogar getrennte Badezimmer benutzt werden.
Nicht jeder, der auf Corona getestet wurde und bis zum Ergebnis in Quarantäne soll, wird dabei kontrolliert. "In der Regel werden alle Kontaktpersonen ersten Grades und alle Indexfälle täglich, oder alle 2 Tage angerufen", erklärt Kathrin Schürr, Pressesprecherin des Landkreises Forchheim. Sie betont, dass die Menschen nicht nur zur Überwachung angerufen werden, sondern auch, um bei Bedarf bei gesundheitlichen Entscheidungen zu beraten. Das heißt, wann ein Abstich gemacht werden soll, wann eine Behandlung notwendig ist oder ähnliches.
Im Zweifel kommt die Polizei
"Nur ganz selten war das bisher nicht zu schaffen", sagt Schürr. "In Fällen wo begründet Zweifel besteht, dass die Quarantäne eingehalten wird, schicken wir die Polizei vorbei", erklärt die Pressesprecherin, "das ist aber extrem selten notwendig. In aller Regel sind unsere Bürger sehr verständnisvoll und vernünftig."
Kommentar der Autorin Jennifer Opel: "48 Stunden wären angebracht"
Einmal Husten während des Arztbesuches und schon wird das Stäbchen gezückt: Auch ich wurde auf Corona getestet und war daher in Quarantäne. Von Donnerstag bis Dienstag.
Was nicht nachvollziehbar ist: Während ich ein langes Schreiben bekommen habe, in dem geregelt ist, was ich zu tun und zu lassen habe, hätte mein Mann ins Büro gehen und mein Sohn die Kita besuchen dürfen. Wir haben beides vermieden. Die Quarantäne hat uns nicht geschadet.
Warum aber dauert es bei uns fünf Tage, bis das Ergebnis kommt, während andere innerhalb von 24 Stunden wissen, was Sache ist? Die Devise lieber zu viel zu testen, leuchtet mir ein. Es müssen dann aber auch die Kapazitäten stimmen!
Die Akzeptanz in der Bevölkerung wäre sicher höher, wenn auch garantiert werden könnte, dass nach 48 Stunden ein Ergebnis vorliegt. Nicht jeder kann mal eben die Allgemeinheit fünf Tage lang umgehen.