Die Post brachte den Fortschritt nach Egloffstein

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Noch im Jahr 1910 warb der Gasthof Zur Post mit von Pferden gezogenen Postkutschen.Fotos: Löwisch
Noch im Jahr 1910 warb der Gasthof Zur Post mit von Pferden gezogenen Postkutschen.Fotos: Löwisch

Vor 150 Jahren bekam Egloffstein sein erstes Postamt. Den Ort hat dies in die Moderne katapultiert.

Während das Königreich Bayern im sogenannten Bruderkrieg gegen die Preußen kämpfte, wurde Egloffstein der Entrücktheit und Weltferne eines ländlichen Gebietes entrissen, indem man den Postverkehr hierher brachte. Das war vor genau 150 Jahren.
Vor 50 Jahren, genauer am 27. August 1966, erinnerte man sich an diese Zeit zurück und feierte "100 Jahre Postamt Egloffstein". Höhepunkt der Feierlichkeiten war die Fahrt einer historischen Postkutsche von Egloffstein nach Gräfenberg.


Alte Romantik

Die Lokalpresse berichtete damals ausführlich: ",Tatü-tata' schallte am Samstagmorgen das Posthorn durch das Egloffsteiner Tal und später auf der Straße nach Gräfenberg.
Frauen in historischer Festtracht in der gleichfalls historischen Postkutsche und zwei Postillione in der Amtskluft von anno dazumal waren die Begleiter der Postkutschenfahrt."

Egloffsteins damaliger Bürgermeister Hans Daut gab mit dem Ruf "Fahrt frei" das Signal zum Wiederaufleben alter Postkutschenromantik. Die Postkutsche setzte sich in Bewegung, dazu spielte der Postillion die Melodie "Muss i denn zum Städtele hinaus". Die Kutsche hatte gemäß alter Tradition allerlei Fracht nach Gräfenberg dabei, darunter einen Karton an den "Bupomi", an den Bundespostminister Richard Stücklen, der höchst selbst für den Kutschenbetrieb sorgte.

Die Lokalpresse berichtet weiter: "Die Pflasterzollformalitäten am Gräfenberger Tor, das durch einen gewaltigen Balken abgesperrt war, hatte man rasch erledigt, nachdem die Kutsche endlich hier angekommen war."
Auf dem Marktplatz trat das Gräfenberger Stadtoberhaupt Karl Kaul in historischem Ratsherrenkostüm der Postkutsche entgegen. Sein Amtsaktuarius trippelte, die unvermeidliche Brille auf der Nase und seiner Würde bewusst, hinterher. Er überreichte dem Stadtoberhaupt eine im Sinn des Wortes meterlange Urkundenrolle, die Ersterer verlas, ehe er mit breitem Federkiel seinen Namen darunter setzte.

In der Urkunde wurde den Egloffsteinern bestätigt, dass sie durch gastfreundliche Haltung das Land der Franken zu großem Ruhm gebracht hätten. Aus dem Hotel Alte Post in Gräfenberg, dem ebenfalls die Post seinen Namen gegeben hatte, war inzwischen ein mit Bier gefülltes Büffelhorn herbeigeschafft worden, das dem Zzweiten Bürgermeister Hans Derfuß von Egloffstein gereicht wurde. Er unterstrich die stets freundnachbarlichen Beziehungen zwischen beiden Gemeinden. Amtmann H. Gahl vom Postamt Forchheim und Landrat Otto Ammon waren die Ehrengäste des Tages. Ausrichter des Festes war der hiesige Fränkische- Schweiz-Verein, der hier mit dem Gasthaus Post eng zusammenarbeitete, um an die historische Entwicklung zu erinnern.


Speisen und Getränke

Bürgermeister Hans Daut würdigte auch die Familien Heid und Hübschmann, die mit der Einrichtung einer Poststation im eigenen Brauereigasthaus und dem späteren Umsiedeln in das Nachbarhaus den Fortschritt auf das Land und ins Trubachtal gebracht hätten.

1891 wurde in der Post in Egloffstein ein "Poststall" mit Pferden eingerichtet und eine tägliche einspännige Postverbindung nach Obertrubach eingerichtet. Ein Gastwirt als Posthalter bot sich schon deswegen an, weil er den Reisenden auch Speisen, Getränke und eventuell Unterkunft bot. Das bedeutet: Mit der Einrichtung des Poststalls vor 150 Jahre kam auch der Tourismus nach Egloffstein, der heute noch rund 40 000 Übernachtungen im Jahr generiert.

1911 übernahm der Maurer Ernst Hübschmann die Postagentur, die in das neben dem Gasthof neu gebaute Haus verlegt wurde. 1923 ging die viel besungene Postkutschenromantik auch hier zu Ende: Die Kutsche wurde von Omnibussen verdrängt, in der mehr Menschen Platz hatten. Sie wurden zuerst von Pferden gezogen, später übernahmen Autos diese Arbeit. 1938 wurde die Poststation endgültig aufgelöst und in ein Zweigpostamt umgewandelt. Der Gasthof mit Brauerei entwickelte sich zu einem Hotel und zur ersten Urlauber-Adresse in Egloffstein.

Was es bedeutete, Mitte des 19. Jahrhundert mit der Postkutsche zu reisen, mag dieses Gebet aus einem Reisehandbuch verdeutlichen: "Himmlischer Vater, Du weißt, dass ich diese Reise nicht aus Leichtfertigkeit, Fürwitz und Geiz, sondern aus dringender Not und Erfordernis meines Berufes auf mich genommen habe. Darum bitte ich Dich, bewahre mich auf den Straßen vor Räubern und böser Gesellschaft. Bewahre mich in allen Herbergen vor Dieben und schalkhaften Wirten, bösem Geruch und allen Seuchen, auf das ich meinen angesetzten Ort mit Glück und Gesundheit erreichen möge."