Die Helfer im Landkreis Forchheim können aufatmen

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Bereits seit 2014 ist Rainer Polster beratend in der ehrenamtlichen Asylsozialarbeit tätig. Doch der Gößweinsteiner Helferkreis ist mittlerweile gewaltig zusammengeschrumpft. Foto: Barbara Herbst
Bereits seit 2014 ist Rainer Polster beratend in der ehrenamtlichen Asylsozialarbeit tätig. Doch der Gößweinsteiner Helferkreis ist mittlerweile gewaltig zusammengeschrumpft.  Foto: Barbara Herbst

Dank einer Initiative des Landtagsabgeordneten Michael Hofmann (CSU) ist die Demontage der Asylsozialarbeit im Landkreis Forchheim vorerst abgewendet.

Rainer Polster kennt viele ehrenamtliche Helfer, "die von politischen Entscheidungen frustriert wurden". Der Kreisrat (Freie Wähler) und Unternehmer aus Gößweinstein hat sich in der Asylsozialarbeit bereits zu einem Zeitpunkt engagiert, als das Thema auf Behördenebene noch kaum eine Rolle spielte.
In den Jahren 2014/15 bildete sich ein Helferkreis in der Gemeinde. Bis zu 20 Bürger packten mit an. Die ersten anerkannten syrischen Flüchtlinge kamen daher aus Gößweinstein. "Die staatliche Asylsozialarbeit ist erst entstanden, als das Ehrenamt schon große Erfolge aufweisen konnte", erinnert sich Rainer Polster.
In den vergangenen Monaten war dann aber von Helfern aus dem ganzen Landkreis immer wieder dieser Tenor zu hören: In der Asylpolitik werde zu strikt nach Aktenlage entschieden. Es fehle das menschliche Gespür. Selbst wenn sich Ehrenamtlichen persönlich für hochmotivierte Flüchtlinge verbürgten, würden diese abgewiesen.


Alarmierende Streichliste

Erhöht wurde der Frust im April durch eine Absichtserklärung der bayerischen Regierung: Weil die Zuwanderung abnehme, müssten Stellen in der Asylsozialarbeit gestrichen werden. Auch der Kreis Forchheim tauchte in der Streichliste auf, rund drei Stellen standen zur Disposition.
Hauptamtliche wie Peter Ehmann (Kreisgeschäftsführer der Caritas) oder Diana Könitzer (Asylsozialarbeiterin der Diakonie Bamberg-Forchheim) schlugen Alarm: Wenn drei der fünf Stellen in der Asylsozialarbeit 2019 gekürzt würden, stelle das die Integrationsarbeit im Landkreis Forchheim vor unlösbare Aufgaben.
Doch diese düstere Perspektive ist seit wenigen Tagen vom Tisch. Der Forchheimer Landtagsabgeordnete Michael Hofmann (CSU) hat sich hinter das Thema geklemmt. Und überbrachte jetzt die erfreuliche Nachricht: Gemeinsam mit Fraktionskollegen sei es gelungen, "auch für das Jahr 2019 die finanziellen Mittel für jene 32 Stellen zur Verfügung zu stellen, die aufgrund der Neubewertung weggefallen wären". Der Freistaat sorge für die Finanzausstattung von rund vier Millionen Euro, betont Hofmann: "Dadurch wird sichergestellt, dass auch im Landkreis Forchheim im Jahr 2019 die derzeit tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten können."
Caritas-Geschäftsführer Peter Ehmann reagiert erleichtert: "Das ist eine positive Nachricht für Menschen, die integriert werden wollen." Dass jene Stellen, die auf der Streichliste standen, für 2019 gesichert sind, "das halte ich nicht für selbstverständlich", betont Ehmann. Gerade weil im Landkreis Forchheim die Integration so gut laufe, "wäre die Streichung dem Kreis nicht gerecht geworden" .
In der Asylpolitik sei es zuletzt ja kaum noch um das Thema Integration gegangen, sagt Diana Könitzer. Vor diesem Hintergrund sei das Engagement des Abgeordneten Hofmann besonders hoch zu schätzen, urteilt die Asylsozialarbeiterin. Nach den angekündigten Streichungen habe sie die dezentrale Versorgung der Flüchtlinge in Gefahr gesehen, sagt Könitzer. Offenbar sei bei dem Beratungsschlüssel übersehen worden, dass es nicht nur 1300 Flüchtlinge im Landkreis Forchheim gebe: "Sondern mindestens auch 500 EU-Migranten. Das ist die Crux, die brauchen auch Beratung und nehmen sie auch in Anspruch."
Das Ehrenamt im Landkreis Forchheim sei auf "fast Null zurückgefahren", beobachtet Diana Könitzer: "Die Leute sind frustriert und haben sich aufgearbeitet - ihnen wurde zu viel aufgebürdet. Daher freue ich mich, dass wir dank der Hofmann-Initiative ein bisschen Luft gewonnen haben, das muss man lobenswerterweise erwähnen."


Zuwanderung neu bewertet

Dass die Beratungsstellen in der Asylsozialarbeit überhaupt in Frage gestellt worden waren, das erklärt MdL Michael Hofmann so: "Bei der Neubewertung der Zuwanderung sind neben den Zahlen aus dem Ausländerzentralregister auch die Asylbewerberzahlen zugrunde gelegt worden. Wobei bestimmte Herkunftsländer mit einer doppelten Gewichtung im Beratungsbedarf berücksichtigt wurden. Leider kam es aufgrund dieser neuen Gewichtung dazu, dass unser Landkreis Forchheim mit einem geringeren Beratungsbedarf gewertet wurde."
Ob die nun gelungene Neubewertung auch die Ehrenamtlichen neu motivieren kann? In Gößweinstein jedenfalls sei der Helferkreis von einst zwanzig auf einen "harten Kern von sechs bis acht Leuten zusammengeschmolzen", sagt Rainer Polster. Als frustrierend empfänden es die Helfer, wenn Asylbewerber erst eine Arbeitsgenehmigung, dann einen Ablehnungsbescheid erhielten. "Wenn Menschen, die unser Land brauchen kann, dennoch heim geschickt werden, dann macht das die Betroffenen und die Helfer gleichermaßen lustlos."