Hermann Meißner aus Wimmelbach hat der Geschichte des Ludwig-Main-Donau Kanals nachgespürt. Er hat drei dicke Aktenordner mit Bildern, Beschreibungen und alten Zeitungsartikeln zusammengetragen.
Das Schleusenwärterhäuschen an der Bamberger Straße, ein paar Zeichnungen mit idyllischen Ansichten von Forchheim und alte Schwarz-Weiß-Fotos vom Hafenbecken sind die wenigen Überbleibsel des Ludwig-Main-Donau-Kanals, der einst mitten durch Forchheim ging. Dem Hobbyforscher Hermann Meißner aus Wimmelbach war das zu wenig. Er begab sich auf Spurensuche.
"Natürlich gibt es jede Menge Informationsmaterial zu dieser 172,4 Kilometer langen Wasserstraße, die mit Hilfe von 100 Schleusen einen Höhenunterschied von 266 Metern überwindet", erklärt Meißner. "Ich habe mich damit aber nicht zufrieden gegeben und alles zusammengetragen, was es an Informationen über dieses 1845 vollendete und 1950 aufgelassene Bauwerk gibt", erzählt Meißner. Sein besonderes Augenmerk lag auf dem Abschnitt zwischen Erlangen und Bamberg.
Soweit es noch Relikte gibt, die an die einstige Schifffahrtsverbindung erinnern, ist er jeden Kilometer abgelaufen. Dabei entdeckte er an der Bügstraße am westlichen Ende von Forchheim einen Kilometerstein. "Der steht bei Kilometer 150, exakt an der Stelle, wo er ursprünglich aufgestellt wurde. In den Stein gemeißelt ist die jeweilige Entfernung nach Bamberg, Nürnberg und Kelheim", berichtet der Forscher.
Schleuse "entdeckt"
Ferner hat er den Verlauf des Kanals auf mehreren Karten ausgedruckt und farbig markiert. Beim Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg besorgte sich Meißner eine Dia-Sammlung mit historischen Aufnahmen der Schleusen. Auch davon hat der Hobbyforscher jeweils einen Abzug seinem Gesamtwerk hinzugefügt, das fünf prall gefüllte Leitz-Ordner umfasst. Meißner hat Aufsätze und Abhandlungen über den Ludwig-Main-Donau-Kanal kopiert und in alten Zeitungen geblättert, um etwas über den Niedergang dieses historisch bedeutsamen Bauwerks zu erfahren - mit Erfolg.
"Darüber ist nur wenig bekannt", erzählt Meißner. Die wenigsten wüssten, dass es in Forchheim zwischen dem Ende der Kanalstraße und der Abzweigung zur Unteren Kellerstraße eine Schleuse gab. Das erfuhr Meißner aus einigen Zeitungsartikeln der 1950er Jahre. Darin stand auch, dass die Forchheimer diesen Abschnitt nach der Stilllegung als Müllkippe missbrauchten. Deshalb wurde dieses Stück vorübergehend wieder geflutet. Selbstverständlich gehören Kopien dieser Artikel zu seiner umfangreichen Dokumentation.
Spender herausgefunden
Meißner, der im alten Kanalhafen am Anfang der Bügstraße, dort wo jetzt ein Einkaufzentrum steht, noch Schlittschuh gelaufen ist, hat nicht nur die Kosten für den Grunderwerb, der zum Bau des Kanals notwendig war, aufgelistet, er nennt auch die Namen der Schleusenwärter und Kanalaufseher sowie jene Forchheimer, die für den Bau des Kanals gespendet hatten. Hier erscheinen ein Rentbeamter Dietz, ein Postexpeditor Klee, ein Magistratsrat Rath und ein Königlicher Aufschläger Rattinger.
In Forchheim fließt nun dort, wo einst Schiffe fuhren, der Verkehr auf der Bundesstraße 470, die auf der Kanaltrasse errichtet wurde. Die einzige im Landkreis Forcheim erhalten gebliebene Schleuse 94, die als einzige der einst 100 Bauwerke begehbar ist, findet sich auf Eggolsheimer Flur.