Den Eggolsheimern stinkt das Liapor-Werk: Aber"staubfrei wird es nicht geben"

Hallerndorf Die Proteste gegen Liapor sind so alt wie das Werk selbst. Seit 1969 wird im Hallerndorfer Ortsteil Pautzfeld Blähton produziert. Wie unangenehm die Staubbelastung der Produktion sein kann, weiß kaum einer besser als der jetzige Geschäftsführer Jürgen Tuffner. "Ich war sechs Jahre alt, da hat meine Oma schon geschimpft", erinnert sich Tuffner, der in unmittelbarer Nähe zum Werk aufgewachsen ist.
Das Schimpfen hat in letzter Zeit zugenommen. Vor allem im Eggolsheimer Ortsteiles Neuses, wo die Anwohner durch die Windverhältnisse seit jeher am stärksten betroffen sind. Kritischer geworden sind die Bürger, seit die Ansiedlung eines weiteren Betonwerkes (Max Bögl) ins Gespräch kam.
Mittlerweile hat sich ein Gruppe von rund 25 Bürgern formiert. Eduard Endt ist einer von ihnen. Er kennt die Firma Liapor seit ihrer Gründung. Die Bürger-Gruppe habe vor allem die Dorferneuerung im Blick, aber eben auch "Lias", sagt Endt: "Wenn man da rüber schaut, sieht man , dass es rausdampft."
Geschäftsführer Tuffner hat das Gespräch mit den Bürgern gesucht. "Mein Eindruck ist, dass die Geschäftsführer sich bemüht", resümiert Eduard Endt nach dem Treffen. "Aber es ist eben ein jahrzehntelanger Kampf. Die Filtertechnik ist gut, aber es kommt Staub aus den Drehrohröfen."
Das soll sich ändern. Jürgen Tuffner hatte schon vor den Bürgerprotesten angekündigt: Der Stillstand des Ofens während der Weihnachtszeit werde genutzt, um neue Technik einzubauen. Bei einem Werksbesuch veranschaulichten Jürgen Tuffner und Betriebsleiter Eugen Schilnikow dem FT, wie vielschichtig das Problem jedoch ist: das Verladen der produziere Staub, der Abwurf des Materials produziere Staub - und dann sei da noch der "qualmende Ofen".
Die Firma hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr Hallen (zuletzt 2019) gebaut, um den Staub einzuhausen; sie lässt drei mal wöchentlich die Wege kehren; selbst das Einfangen des Staubes mit Hilfe einer Schneekanone wurde versucht, doch der Schneenebel konnte den Staub nicht effizient binden. "Wir arbeiten vehement an den Problemen", sagt Jürgen Tuffner und fügt unmissverständlich hinzu: "Einen staubfreien Zustand wird es aber nicht geben".
Gleichzeitig hegen er und sein Betriebsleiter große Hoffnungen, was die verbesserte Ofenabdichtung im neuen Jahr betrifft. Es sei nicht der erste "Testversuch mit Dichtungen", sagt Schilnikow. Aber wohl der erfolgversprechendste: Eine neue Technik werde die Luftströmung im Ofen durch ein "Leitblech" optimieren; dadurch würden die Dichtungen "nicht mehr direkt angeströmt".
Jürgen Tuffner befürchtet jedoch, dass für die Bevölkerung "die Summe des Staubs wohl immer zu viel sein" werde.
Im Moment ist es jedenfalls noch so. Manche Stimmen klingen kompromisslos. So fordert etwa Andreas Büttner, der in der Bamberger Straße in Eggolsheim lebt, "null Toleranz". Er beschwert sich über "täglich braunen Staub" auf den Fensterbänken. "Ich bin kein Paragrafenhengst, aber was da abgeht seit zehn Jahren, damit kann ich nicht leben." Seine Frau Gertrud Büttner hat sich deshalb an Umweltminister Thorsten Glauber (FW) gewandt. "Der hat das Landratsamt informiert", aber die Antwort der Behörde sei nur "Blabla" gewesen.
Als inkonsequent kritisiert auch der Umwelt-Arbeitskreis der Landkreis-CSU die Position des Landratsamtes. Gleichzeitig ist Arbeitskreis-Sprecher Heinz Marquart vom "Potenzial" überzeugt, das in der aktuell umstrittenen Situation stecke (lesen Sie hier mehr).
Allerdings wollen Menschen wir Gertrud Büttner daran nicht mehr glauben: "Die Situation ändert sich nicht. Vor dem Essen wische ich im Sommer den Tisch ab, nach dem Essen ist er schwarz. Ich habe keine Hoffnung mehr."