"Das geht niemanden etwas an"

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Der Kahlschlag im Garten der Flüchtlingsunterkunft Kiefernstraße 5 im Forchheimer Ortsteil Buckenhofen erregt die Gemüter der Nachbarn. Foto: Ekkehard Roepert
Der Kahlschlag im Garten der Flüchtlingsunterkunft Kiefernstraße 5 im Forchheimer Ortsteil Buckenhofen erregt die Gemüter der Nachbarn.  Foto: Ekkehard Roepert

Wenn es im Umgang mit Asylsuchenden Probleme gibt, werden die Verantwortlichen sehr wortkarg. Das zeigt sich in der Auseinandersetzung um die Flüchtlingsunterkunft in der Forchheimer Kiefernstraße.

Wer etwas über das schwierige Leben der Flüchtlinge erfahren will, stößt schnell auf Unwillen oder Schweigen. Zuverlässige Auskünfte gibt es nur über die Zahlen: Es waren einmal über 700 Asylsuchende, die im Landkreises unterkamen; aktuell sind es 430 Menschen in 39 Unterkünften, davon 180 sogenannte "Fehlbeleger". So werden jene anerkannten Flüchtlinge genannt, die ihre Unterkunft verlassen müssen, die aber bleiben, weil sie auf dem freien Markt keine Wohnung finden.

Und genau das ist das Thema, an dem sich die Debatte entzündet: Wie wohnen die Flüchtlinge? Wie sollten sie wohnen? Der Forchheimer Geschäftsmann Stefan Schick, der mehrere Asyl-Unterkünfte betreibt und dafür angefeindet wurde bis hin zu Morddrohungen, kennt die Stimmungslage seit 2015: Die allermeisten Flüchtlinge reagierten mit "enormer Dankbarkeit" auf die angebotene Hilfe; aber es gebe eben auch "ein paar Prozent schwierige Finger". Je nachdem, was man über Flüchtlinge sagen wolle, könne man diese oder jene Geschichte über sie erzählen.

Dasselbe gilt für die Betreiber von Flüchtlingsunterkünften. Es gibt Geschichten über "gute Betreiber". Und es werden Geschichten über Häuser erzählt, in denen "desolate Zustände herrschen", weil sich die Betreiber angeblich "nur eine goldene Nase verdienen" wollten.

"Vermieter ist Schuld"

Als sich jüngst Bürger aus Buckenhofen über die Zustände in der Flüchtlingsunterkunft Kiefernstraße 5 beschwerten, wurde deutlich, wie schwer es ist, die unterschiedlichen Erzählungen zu bewerten. "Die Anwohner der Flüchtlingsunterkunft sind es leid, dass das Objekt zu einem prägenden Schandfleck verkommen ist", beschwerte sich ein Bürger. Und betonte: "Daran sind allerdings nicht die dort wohnenden Flüchtlinge schuld, sondern der Vermieter."

Kern des Vorwurfs: Ende des letzten Jahres seien alle Bäume und Büsche auf dem Gelände gefällt und der Zaun eingerissen worden. Für die Bewohner gebe es keinen Schattenplatz mehr. Zudem seien die Fensterschächte nicht gegen Absturz gesichert, bei einem großen Fenster fehle seit zwei Jahren ein Scharnier, das weggefault sei. Fazit: "Die Zustände im Haus dürften unzureichend sein".

Tatsächlich wirkt das Haus nicht gerade einladend; runtergewohnt, aber auch nicht desolat. Es ist ein sonniger Morgen, der Hausmeister repariert gerade den Briefkasten, ein junger Mann aus dem Iran schaufelt Gartenabfälle in einen Container. Eine Bewohnerin aus der Straße sagt: "Es sind ja genug Gutmenschen da, die helfen, aber vieles ist den Flüchtlingen nur schwer zu vermitteln." Zum Beispiel? Tag und Nacht sei das Haus beleuchtet, die Türen seien offen, die Mülltrennung werde nicht ausreichend beachtet.

Ständiger Bewohner-Wechsel

In der Kiefernstraße 5 wohnen aktuell 15 Asylbewerber. Darunter nur noch eine Familie. Anfangs hätten hier mal 15 Kinder gewohnt, sagt eine Frau von gegenüber. Der Hausmeister kennt die Klagen der Nachbarn. Er sieht das "Hauptproblem" darin, dass "die Bewohner immer wieder wechseln". Es gebe wenig Gemeinschaftssinn, alle drei Monate müsse der Hausbesitzer eine neue Waschmaschine anschaffen. Die Heizungen liefen permanent. "Man kann ihnen kaum was beibringen", sagt der Hausmeister über die Bewohner.

Warum die Bäume im Garten gefällt wurden, darüber gibt es nur ein Gerücht. Es besagt, dass der Hausbesitzer das Areal für den Bau eines neuen Hauses vorbereitet. Holger Strehl, Pressesprecher am Landratsamt, sagt jedoch, dass der Mietvertrag des Hauses nicht gekündigt sei. Die Behörde habe den Hausbesitzer wegen der Unordnung ermahnt. Der habe auch reagiert "und aufgeräumt", sagt der Pressesprecher. Gibt es demnach keinen Grund zur Klage mehr? Eine Flüchtlingshelferin, die es wissen müsste, wehrt ab: Zum einen sei sie "nicht befugt, Auskünfte zu geben". Zudem sei "die Beurteilung von Qualitäten in Flüchtlingsunterkünften grundsätzlich ein heißes Eisen zwischen Helfern und Sozialamt". Außerdem sei es problematisch, der Presse etwas zu sagen, weil dort "häufig das Fachwissen fehlt".

Werner Lorenz, der die Migrationsberatung bei der Caritas im Landkreis Forchheim leitet, hebt hervor, dass die Integrationsberaterinnen der Caritas einen "ausgleichenden Auftrag" hätten. "Wir müssen genau überlegen, womit wir in die Öffentlichkeit gehen."

Feindschaft

Werner Lorenz erzählt, dass er immer wieder mitbekommt, wie über Flüchtlinge geredet werde. Daher gehöre auch dies zum Auftrag der Caritas: "Wir lassen es auf keinen Fall zu, dass in kleinen Runden Verbrüderung in Feindschaft passieren." Den Erfolg der Integrationsarbeit sieht Lorenz vor allem darin, "dass vieles in kleinen Schritten läuft - der Blick auf eine einzelne Person sagt da nichts aus".

Mit anderen Worten: Umstrittene Situationen, wie jene in der Kiefernstraße, öffentlich zu verhandeln, ist der Flüchtlingsintegration nicht dienlich.

Diese Auffassung vertritt auch Haldun Yilderim, der Vermieter der Unterkunft Kiefernstraße 5. "Wenn ich dort Bäume wegmache, geht das niemanden etwas an, das ist schließlich mein Eigentum." An dem Gerücht einer neuen Wohnbebauung sei nichts dran, sagte Haldun Yilderim am Montag (26. August) dem FT. Und was die Zustände in der Flüchtlingsunterkunft betreffe: Die Lage sei mit einer Person pro Zimmer "ganz entspannt".