Rund um das Walberla lockten Brauereien und Brennereien interessierte Bürger, bei einem Tag der offenen Tür hinter die Kulissen der Schnaps- und Biererzeuger zu werfen.
Brennereien und Brauereien öffneten ihre Pforten. Der Tourismusverein "Rund ums Walberla" organisierte diese attraktive Aktion bereits zum zehnten Mal. 15 Brennereien und drei Brauereien beteiligten sich. Die Liebhaber veredelten Obstes strömten auf vielen Wegen nach Gosberg, Kirchehrenbach oder Pretzfeld; sie kamen per Zug, mit dem Fahrrad oder eben mit dem Auto. Oder sie buchten eine Ferienwohnung, wenn sie von weit her angereist waren.
Nicht weit ist es in Pretzfeld vom Bahnhof zur Edelbrennerei Haas. Der Verkehrsstau wies den Weg. Drinnen erklärte Senior Georg Haas den Brennervorgang, ließ die Neugierigen einmal in Kleinstmenge den Geschmack von 85-prozentigem Alkohol kosten. Im großen Ausschank hatte Johannes Haas mit vielen Helfern alle Hände voll zu tun. Schließlich gab es zum 111-jährigen Bestehen auch besondere Jubiläumsbrände, wie den Mirabellenbrand (in limitierter Auflage).
Auserlesene Kostbarkeiten Gerne erzählt Johannes die Geschichte des Whisky oder Whiskey, je nach Produktion. Als 1972, um eine Steuererhöhung zu umgehen, mehr zum Kornbrand übergegangen wurde und ein Fass versehentlich liegen blieb und erst jetzt wieder gefunden wurde. Die Lagerzeit ergab ein einmaliges Getränk. Ein Aufenthalt in Schottland um 2000 animierte ihn dazu, Whisky als Hobby zu produzieren.
"Zehn Jahre Lagerzeit sind für dieses gute Produkt Bedingung" erzählt Johannes, sichtlich von diesem Getränk angetan.
Aber auch alte Fruchtbrände gibt es hier: mit besonders interessanten Geschmacksrichtungen: Dazu zählt ein Steinpilz-Schnaps oder ein Destillat mit Nelken oder Zimt-Aroma. Zahllose Besucher genossen in der Halle oder im Freien die Kostbarkeiten. Unmittelbar auf der anderen Straßenseite sammelten sich im Hof von Nikl-Bräu die Bierliebhaber. Die "Spitzbömische Blasmusik" heizte kräftig ein, während im Brauraum Inhaber Mike Schmitt den Zuhörern erklärte, wie er seit 2006 sein Bier herstellt, auf was es beim seit 1516 geltenden Reinheitsgebot ankommt und dass Malz die Seele des Biers ist.
Sechs bis sieben Führungen Sechs bis sieben Führungen mit je 30 bis 45 Minuten an diesem Tag sind harte Arbeit, lassen die strapazierte Stimme am Abend heiser werden.
Ähnlich geht es in Kirchehrenbach und Leutenbach zu. Die Autos stauen sich in der Durchfahrt von Dietzhof an der Brennerei Siebenhaar. Inhaber Otto Siebenhaar ist an diesem Tag in anderer Mission unterwegs. Seine Gäste wollen verpflegt werden. Typisch fränkisch geht das hier mit Bohnenkern, Klöß' und geräuchertem Bauch. Die Brennerei ist geöffnet.
Eine Attraktion ist hier der Apfelsekt "Charlemagner", was auch Sigrid aus Hagenau bei einer Kostprobe mit dem Bürgermeister bestätigt.
"Er darf ruhig trocken sein", meint sie fachmännisch und gut gelaunt beim Probieren.
Mit dem Zug angereist Weit öffnet die Edelbrennerei Kern in Schlaifhausen die Tore. Margit Voigt aus Lauf erzählt an der Probiertheke ihren Plan. "Ich kam mit dem Zug nach Wiesenthau und dann zu Fuß nach Schlaifhausen. Von hier geht es weiter nach Kirchehrenbach und dann auf jeden Fall noch zum Peterhof nach Ortspitz. Die Heimfahrt will sie am Bahnhof Gosberg antreten.
Im Hof daneben stehen viele Gäste. Nicht weit ist der Weg von hier nach Mittelehrenbach, dem Zentrum des Brennerei-Tages, zumindest was die Zahl der Brennereien angeht. Am Hofeingang der Brennerei Singer lehnt gemütlich eine Gruppe jungen Leute. Sie kommen aus dem Raum zwischen Pinzberg und Ebermannstadt. Die weiteste Anreise haben die Gäste im Hof der Obstbrennerei Waldenhof hinter sich.
Kan aus Oregon ist seit einem Monat in Herzogenaurach, will hier zwei Jahre arbeiten. "So fällt das Eingewöhnen nicht schwer, wenn auch die Sprachkenntnisse noch zu wünschen übrig lassen", meint er. Es sei ein "perfect Sunday". Dem stimmt sein Freund Peter aus Ungarn gerne zu.
Auf der anderen Seite der Straße erklärt Ernst Jürgen Dahlmann als ausgewiesener Fachmann den Brennvorgang und beantwortet Fragen zum Thema Brennrecht. Im Hof warten Produkte wie Obst vom eigenen Bauernhof oder Marmelade auf ihre Käufer. Viele Besucher pilgern von Ort zu Ort. Schließlich öffnen Brennereien und Brauereien zwischen Pretzfeld, Thuisbrunn, Weingarts und Gosberg ihre Pforten. Der Rag der Brennereien hat inzwischen Kult-Status.