Blick in das Seelenleben der Landfrauen

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Eine Modeschau war eine der Höhepunkte des Landfrauentages in Forchheim.Franz Galster
Eine Modeschau war eine der Höhepunkte des Landfrauentages in Forchheim.Franz Galster
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

In Forchheim demonstrierten die Landrauen ihren Heimatbegriff. Eingeladen hatte der BBV-Kreisverband in die Jahnhalle.

"Das ist Heimat", lautete das aktuelle Thema des diesjährigen Landfrauentages des BBV, Kreisverband Forchheim, in der Jahn-Kulturhalle von Forchheim. Bereits im Foyer warteten Kaffee und verführerische Kuchen, wie immer gebacken von den Frauen des Landfrauenchores, auf die Gäste. Der Landfrauenchor, stolzes Aushängeschild des BBV in Forchheim, unter Leitung von Irmi Reck waren es auch, die auf der Bühne mit heimischen, vertrauten Liedern auf einen unterhaltsamen Nachmittag einstimmten. Beim Lied der Franken und dem Oberfrankenlied durften alle kräftig einstimmen. Kreisbäuerin und stellvertretende Landrätin Rosi Kraus (CSU) freute sich über den riesigen Zuspruch. Unter großem Beifall begrüßte sie als attraktive Hauptrednerin Katrin Lux, bekannt als Köchin Fanni aus der Serie "Dahoam is Dahoam". Kraus freute sich, unter den Besuchern Landes- und Bezirksbäuerin Annelies Göller, Landrat Hermann Ulm und weitere Ehrengäste zu sehen.

Daneben verliehen die Fränkische Kirschkönigin Sandra I., die Fränkische Spargelkönigin Ann und die Bayerische Meerrettichkönigin Maria I. zusätzlichen Glanz. BBV-Kreisgeschäftsführer Werner Nützel dankte sie für die Organisation der Veranstaltung. Eine Modenschau, ganz auf die fränkische Heimat bezogen, rundete als Höhepunkt die Veranstaltung ab. Anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Landfrauen des BBV in Forchheim wagte Rosi Kraus einen Blick zurück bis 1948. 1949 wählten 36 Bäuerinnen in Hetzles als erste Ortsbäuerin und spätere Kreisbäuerin Hildegund Wölfel. Nähkurse, Kochkurse und viele weitere Aktivitäten nahmen ihren Anfang. Noch gut in Erinnerung ist Gunda Pingold aus Lilling aus jüngster Vergangenheit. Seit 2002 hat Rosi Kraus das Erbe der Kreisbäuerin übernommen oder wie sie zu sagen pflegte "Ich bin die Rosi aus Ühleinshof". Sie weiß, die Aufgaben der Landfrauen sind heute in Betrieben, Familie und Gesellschaft viel weiter gefasst und sie machte es in einer langen Liste anschaulich. Gleichzeitig forderte Kraus die volle Anerkennung und gerechte Entlohnung für die Landfrauen in der gesamten Gesellschaft. Dazu passt auch das vermeintlich gewagte Thema Heimat.
Der Begriff beinhaltet demnach nicht nur einen Ort, sondern auch ein Gefühl, einen Anker, den jeder in sich braucht. "Ihr habt viel erreicht und euch gut eingebracht, dabei 70 Jahre Heimat mit geprägt", rief Landesbäuerin Anneliese Göller den Frauen im Saal zu und gratulierte den BBV-Landfrauen zum 70. Geburtstag. "Ich freue mich, die Oberlandfrau Rosi Kraus in meiner Nähe zu haben", meinte Landrat Hermann Ulm an seine Stellvertreterin gewandt. Die Landfrauen seien die Seelen der Orte, geben den Dörfern ein Gesicht. "Gäbe es die Landfrauen nicht, müsste man sie erfinden", sagte Dekan Werner in einem kurzen Statement. Landfrauen seien ein Bindeglied zwischen den Generationen. Werner unterstrich den Trend der Staatsregierung zur Förderung bei Professionalisierung. Das Ehrenamt sei wichtig.
Wie jedes Jahr, durften dann fünf Ehrengäste beweisen, dass sie auch in der Küche ihren Mann stehen können. Kartoffelschälen und Pommes schneiden war unter den kritischen Augen von Rosi Kraus und Katrin Lux angesagt. In sehr persönlicher Form in freier Rede ließ Lux anschließend vor der großen Zuhörerschar ihren Gedanken zur Heimat freien Lauf und gab einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben. Die beeindruckende Stille im Saal zeigte die Anteilnahme. Sie ist in Niederösterreich im Mostviertel auf einem Bauernhof geboren und aufgewachsen und fand die kleine Heimat viel zu klein. Über Stationen nach München, wo sie jetzt wohnt, und Berlin kam sie zurück, um mit ganz anderen Augen ihre Herkunft neu zu entdecken. "Hier wird von meiner Oma der Brotlaib noch vor dem Anschneiden dreimal bekreuzigt", sagt sie, "und ich mache das heute noch so". Manche Zuhörerin nickte still dazu. Lux fuhr daheim mit acht Jahren Traktor, denkt an die vielen tausend Obstbäume, die lange Jahre die "Goldminen" der Region waren. "Ich komme aus dem Bauernstand, von dieser Freiheit bezog ich meine Stärke", sagt sie mit ruhiger Stimme und wirkt dabei sehr authentisch. Gleichzeitig weiß, sie, dass sie mit ihrer Familie in München eine zweite Heimat gefunden hat. Sie schrieb dazu ein Buch unter dem Titel "Mild und Wild", das hier in begrenzter Zahl zu erwerben war. Lux wirbt auch für die Aktion "Artists-for-kids" wo die Kleinen gefördert werden, die es nicht so gut haben. Die spontane Sammlung im Saal ergab mehr als 2000 Euro, die die Schauspielerin völlig überrascht und sichtlich gerührt entgegennahm.
Heimische Trachten prägten über Jahrhunderte die Trachten der Fränkischen Schweiz. Passend zum Thema "Das ist Heimat" hatte daher der Fränkisch-Schweiz-Verein (FSV) zum Abschluss eine Trachtenmodenschau organisiert. Walter Appelt, Marianne Borgner und Dagmar Rosenbauer moderierten die unterhaltsame Veranstaltung unter dem Motto "Heimat betrachten". Experten zeigten den hohen Aufwand der Trachten, die oft auftragen mussten, viel Stoff und wertvolle Bänder verlangten. Schmucke hohe Kränze, Miedertüchla gehörten ebenso dazu wie ein weißes Kopftuch für verheiratete Frauen oder ein rotes zum Tanzen. Vieles zeigte sich, abhängig der Region, unterschiedlich. Evangelische Tracht war strenger, katholische einfach bunt. Es gab dafür gelernte Stickerinnen, die Schürzen kunstvoll bunt und individuell gestalten konnten. So mancher Stoff ist heute nicht mehr erhältlich.
Die Bärnfelser demonstrierten die moderne Form der Tracht und gaben eine Probe ihrer Singgruppe. Strenger zeigten sich teilweise die Streitberger aus einer überwiegend evangelischen Region. Ihre schwarze Haube auf dem Kopf bedeutet "unter der Haube" sein. Ein hörbares Raunen ging durch den Saal, als die Leutenbacher mit ihren Originalen auftauchten. Sie wirkten sehr wertig. Monika Kaul und Agnes als ausgemachte Spezialisten erläuterten ihre meist bunt gestickten Trachten zu den diversen Anlässen. Zu ihnen gesellten sich noch die Weilersbacher. Schließlich gab es noch ein kurzes Spiel zum Thema Trachtenkurs im FSV, bevor die Kindertanzgruppe des FSV Hetzles mit bekannten Weisen aus der Fränkischen Schweiz den Bereich Tracht abschloss. Es lag zum Schluss an Christine Werner, allen Mitwirkenden zu danken für eine insgesamt gelungene Veranstaltung mit hohem Unterhaltungswert.