Bayreuther Forscher pessimistisch: Klimawandel hat Landkreis Forchheim im Griff

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Fürs Klima werde zu wenig getan, sagt Forscher Cyrus Samimi aus Bayreuth. Er ist pessimistisch, was die Verwirklichung auch der Forchheimer Klimaziele betrifft. Gleichzeitig versuchen lokale Akteure Zeichen zu setzen.

Trotz des Regens bleibt der Grundwasserspiegel niedrig; die Wälder erholen sich nicht mehr von der Dürre des Sommers, die nächste Kirschblüte wird wieder zwei Wochen zu früh sein. Das sind nur drei Beispiele, die Professor Cyrus Samimi anführt: Der Klimawandel sei auch im Landkreis Forchheim unübersehbar.

Samimi forscht an der Universität Bayreuth. Morgen kommt er nach Forchheim, um über die Klimaänderungen zu sprechen. Noch gebe es keine spezifischen Forschungsberichte über die Region Forchheim. Aber auf Grundlage statistischer Daten über die Veränderungen der Wetterlage in Europa könne er den Kreisräten verdeutlichen, "was der Klimawandel für Forchheim und die Region bedeutet", sagte Samimi in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Im Grunde sei das alles nicht neu: "Modellrechnungen" über das sich verändernde Klima gebe es seit den 70er Jahren. Leider seien die Auswirkungen viel deutlicher als vorhergesagt. "Die Extrem-Ereignisse nehmen zu und die Sommer sind so trocken, dass die aktuellen Niederschläge lange nicht ausreichen, um das Bodenwasser wieder aufzufüllen."

Was tun? Zu allererst will Cyrus Samimi verdeutlichen: "Wir bewegen uns am oberen Rand der vorhergesagten Szenarien. Das ist den Menschen noch immer nicht bewusst: Was die Vorhersage bis 2100 betrifft, liegen wir deutlich jenseits des Zwei-Grad-Zieles."

Um das zu ändern, setzt sich die SPD-Fraktion des Forchheimer Stadtrates für einen Klimafonds ein: 500 000 Euro, um die C02-Emissionen zu senken. Die Bürger sollen unterstützt werden, in erneuerbare Energien, in ein energieeffizientes Zuhause oder in umweltschonende Mobilität zu investieren; durch den Kauf von Photovoltaikanlagen, stromsparenden Kühlgeräten, E-Bikes, etc.

Diese freiwillige Leistung der Stadt wäre mit einer halben Million Euro ein großer Schritt, meint Reiner Büttner, der Fraktionssprecher der Stadtrats-SPD. "So was wäre vor 30 Jahren nicht denkbar gewesen", betonte Büttner gegenüber dem FT. Die Stadt Forchheim könne mit diesem Klimafonds "ein gutes Zeichen" setzen. "Es sollte für jeden Geldbeutel und für möglichst viele etwas dabei sein."

Trotz der schier unüberschaubaren Herausforderung sei es keineswegs blauäugig, auch kleinere Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen, sagt Klimaforscher Samimi. Er komme allerdings nicht nach Forchheim, um der Politik Ratschläge zu geben. "Ich argumentiere auf Grundlage der Daten zur Klimaveränderung."

Vor dem Hintergrund dieser Daten sei jede Kommune gefordert. Um etwa die Abhängigkeit von nicht regenerierbaren Energien zu reduzieren. "Wichtig wird zudem sein, über die Wasserversorgung nachzudenken und lokale Anpassungsstrategien zu finden", meint Cyrus Samimi. "Auch eine wissenschaftliche Erforschung des Stadtklimas wäre interessant. Wie stark ist die städtische Überwärmung?"

Damit solche Wissenslücken zu geschlossen werden können, appelliert Barbara Gabel-Cunningham , die Plattform "Forum 1.5" (siehe Info-Box) zu unterstützen. Cunningham ist Vorsitzende der Energie- und Klima-Allianz Forchheim. "Die CO2-Reduzierung kriegen wir nur in den Griff, wenn Geld und Fonds zur Verfügung gestellt werden", ist die Klima-Aktivistin aus Neunkirchen am Brand überzeugt. Daher sei sie auch angetan von dem Vorstoß der Forchheimer SPD-Stadtratsfraktion, einen Klimafonds einzurichten. "Das ist ein sinnvoller Weg. Die Stadt Erlangen hat auf diesem Weg bereits 300 000 Euro für PV-Anlagen bereit gestellt."

Aber ist es überhaupt noch möglich, den Klimawandel zu stoppen? "Ich bin eher pessimistisch", sagt Cyrus Samimi. In Deutschland zumindest werde zu wenig dafür getan. "Meine Botschaft ist: Man kann sich nicht den Klimaschutz auf die Fahnen schreiben und dann nichts tun. Das aber passiert leider. Merkel galt mal als Klimakanzlerin. Davon ist nicht viel übrig geblieben." Was sich Deutschland als Ziel gesetzt habe, sei viel. Samimi: "Um das zu erreichen, muss verdammt viel passieren."