Gräfenberg
Stadt-Umland-Bahn

Bahn frei für den Stub-Ostast durch den Landkreis Forchheim?

Die Geschichte des Bahnverkehrs rund um Erlangen ist kompliziert. Am Freitag (24.07.2020) treffen sich in Neunkirchen am Brand Politiker, um vielleicht ein neues Kapitel in dieser Geschichte zu schreiben. Es würde auch den südlichen Landkreis Forchheim betreffen.
Am Eschenauer Bahnhof könnte künftig die Stadt-Umland-Bahn (Stub) auf die Gräfenbergbahn treffen.  Foto: Jennifer Opel
Am Eschenauer Bahnhof könnte künftig die Stadt-Umland-Bahn (Stub) auf die Gräfenbergbahn treffen. Foto: Jennifer Opel
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Es ist viel passiert, seit es 2015 Bürgerentscheide im Landkreis Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen gab. Damals wurde entschieden, dass der Ostast einer geplanten Stadt-Umland-Bahn (Stub), also von Erlangen über Buckenhof nach Uttenreuth, nicht weiterverfolgt wird. 2018 hatten sich daraufhin 14 Gemeinden aus den Landkreisen Erlangen-Höchstadt, Forchheim sowie die Stadt Erlangen zusammengeschlossen, um eine erneute Untersuchung eines verlängerten Ostastes der Stub zu initiieren.

Der Grund dafür war, dass die betroffenen Kommunen der Überzeugung sind, dass die Verkehrslast seit der letzten Untersuchung gestiegen sei. Die Initiative nennt sich "Landkreisübergreifendes interkommunales Bündnis Ostast Stub" (Libos).

Libos fordert, dass der Ostarm über Dormitz, Neunkirchen und Kleinsendelbach bis nach Eschenau führt und dort dann auf die Gräfenbergbahn trifft. Deshalb werden auch Synergieeffekte für den Teil des Forchheimer Landkreises, der bisher den Anschluss nach Nürnberg über die Gräfenbergbahn hatte, erwartet.

In der heutigen Sitzung sollen unter anderem die Ergebnisse der neuen Kosten-Nutzen-Analyse vorgestellt werden. Hintergrund der Sitzung ist neben einem Sachstandsbericht für die Libos-Kommunen auch, die Landräte Hermann Ulm (CSU/Forchheim) und Alexander Tritthart (CSU/Er.-Höchstadt) ins Boot zu holen.

Da die Planung der Stub-L-Linie aktuell noch ein laufendes Verfahren ist, sei jetzt die Gelegenheit gut, auch den Ostast in die Planungen zu integrieren, erklärt Josef Weber, Referent für Planen und Bauen bei der Stadt Erlangen. "Alleine würde sich der Ostast sicher nicht rechnen. Wenn die Planungen aber gemeinsam mit dem Rest vollzogen werden, dann sieht das ganz anders aus." Aktuell stehe die Türe für eine gemeinsame Planung noch offen. "Durch diese Türe treten müssten aber die Landkreise, also Herr Ulm und Herr Tritthart."

Die betroffenen Kommunen seien rechtlich nicht in der Position, selbst beizutreten. Pendler aus dem südlichen Landkreis Forchheim setzen viel Hoffnung in die neuen Planungen. Einer von ihnen ist Matthias Striebich, Grünen-Kreisrat und Berufspendler von Gräfenberg nach Nürnberg. "Ich habe mich viel mit der Thematik beschäftigt", sagt er, "und ich halte einen Ostast und eine Verknüpfung mit der Gräfenbergbahn für absolut sinnvoll."

Der Individualverkehr nach Erlangen sei einfach enorm gewachsen, "das sieht man auch an den geplanten und bereits gebauten Ortsumgehungen". Er betont, dass die Lösung, den Verkehr aus den Orten herauszuleiten, für ihn nicht die richtige sei. Viel mehr sollten die Menschen die Möglichkeit und einen Anreiz bekommen, auf den ÖPNV umzusteigen: "Nur so kann eine Verkehrswende gelingen."

Auch Josef Weber sieht in der Stub die Möglichkeit, die Pendler aus den Autos zu bringen. "Schienensysteme werden grundsätzlich besser angenommen", erklärt er, "und auch die Taktzeit würde sich verbessern."

In der Finanzierung hat sich für den Landkreis Forchheim auch etwas verbessert. Auch wenn die Stub keine eigene Bahntrasse hat, sondern auf einem Mischverkehr-Abschnitt fahren würde, könnten Fördergelder fließen. "Es müssen nur dieselben Beschleunigungseffekte vorliegen", erklärt Weber. Dafür reiche eine Vorrangschaltung. Diese Lösung wäre unter anderem für die Fahrt durch Dormitz oder Neunkirchen sinnvoll, denn Platz für eine eigene Trasse haben diese Ortsdurchfahrten nicht.

Wie die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse aussehen, wird erst bei der heutigen Sitzung vorgestellt. "Wir müssen aber auch beachten, was verkehrlich Sinn macht", sagt Weber, "ein Anschluss an die Gräfenbergbahn würde sich von der Kosten-Nutzen-Sicht her vielleicht nicht rechnen, wäre aber verkehrlich absolut logisch."