Azubi aus Forchheim: Mit Freude an der Wursttheke

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Seit Anfang August macht Janine Müller (15) eine Ausbildung zur Metzgerei-Fachverkäuferin in Forchheim. Foto: Ronald Heck
Seit Anfang August macht Janine Müller (15) eine Ausbildung zur Metzgerei-Fachverkäuferin in Forchheim.  Foto: Ronald Heck

Die 15-jährige Janine Müller aus Forchheim hat sich für eine Lehre in einer Metzgerei entschieden und will mit den Vorbehalten gegen die Branche aufräumen.

Die Metzgereien in der Region suchen händeringend nach Lehrlingen. Doch nur wenige Schulabgänger entscheiden sich, Azubi in einem Metzgerei-Familienbetrieb zu werden. Janine Müller aus Forchheim ist eine von ihnen. Bereits Anfang August hat die 15-Jährige ihre Ausbildung zur Metzgerei-Fachverkäuferin angefangen - und ist glücklich mit ihrer Entscheidung.


Zu Unrecht schlechtes Image

"Mir persönlich gefällt es sehr gut", sagt Müller. Ihr Ausbildungsberuf habe zu Unrecht einen schlechten Ruf unter Jugendlichen. "Die meisten denken, das hat viel mit Blut zu tun und ist eklig, aber das ist gar nicht so." Die 15-Jährige ging vorher auf die Hauptschule in Forchheim. Jetzt lernt sie bei Metzger Endres in Forchheim. Ihre Ausbildung dauert drei Jahre: Sie arbeitet in der Metzgerei-Filiale in der Nürnberger Straße mit und geht einmal wöchentlich in die Berufsschule.

Auf den Job ist sie durch ihre Mutter gekommen, die als Verkäuferin im selben Betrieb arbeitet. Deswegen hat sie schon während der Schulzeit ab und zu in den Beruf hinein geschnuppert. An Samstagen hat sie freiwillige Praktika in der Metzgerei gemacht und mitgeholfen. Davor wollte sie den Beruf eigentlich gar nicht machen. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass das ein cooler Beruf ist", erinnert sich Müller.

An dem Beruf gefällt ihr vor allem der Kundenkontakt. "Mit unseren Lebensmitteln ernähren wir die Menschen ja auch, das macht Spaß", erklärt die 15-Jährige. Außerdem sei der Job vielseitiger als viele denken und besteht nicht nur aus Wurst verkaufen. Täglich bereitet die Azubi belegte Brötchen vor, hilft der Köchin bei der Zubereitung der Gerichte und bestückt die heiße Theke. Außerdem findet sie es spannend, die unterschiedlichen Wurst- und Fleischsorten zu lernen, damit sie die Kunden beraten kann. Außerdem lernt sie, wie man mit den Maschinen umgeht und Wurst richtig aufschneidet.

"Der Beruf hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt", meint Metzgermeister Matthias Endres. Die Lehrlinge hätten neben Wurstwaren auch viel mit Salaten und Käsesorten zu tun. Er hofft, dass mehr Schüler Praktika in Metzgereien machen und dadurch den Beruf kennenlernen. "Man kann ja nach dem zweiten Tag immernoch sagen: Nein, das ist nicht Meins", so Endres.

Für eine Ausbildung in der Metzger-Branche entscheiden sich immer weniger junge Leute, bestätigt Endres aus eigener Erfahrung. Janine Müller ist seit vier Jahren die erste Azubi in seinem Familienbetrieb. Janine Müller verdient im ersten Jahr rund 680 Euro. "Ich habe dadurch natürlich mehr Geld als viele Gleichaltrige zur Verfügung", sagt die 15-Jährige. Die meisten in ihrem Alter aus ihrem Bekanntenkreis würden aber keine Ausbildung machen, sondern gehen auf die Realschule oder das Gymnasium.

Ein Grund für den Nachwuchsmangel sei auch die Bezahlung, räumt Metzgermeister Endres ein. "Mit einer Industrie können wir beim Lohn nicht mithalten - das ist klar", sagt der Chef des Familienbetriebs mit 35 Angestellten.

Aber auch in der Metzgerei-Branche gebe es Karrierechancen. "Bei uns gibt es ebenfalls Aufstiegsmöglichkeiten und Fortbildungen", betont Endres. So könne man später zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie arbeiten.
Die Arbeit in einem Familienbetrieb habe aber viele Vorteile, findet Janine Müller. "Hier hat man eine familiäre Atmosphäre, die gibt es nicht überall."