Altenheim neu erdacht: Wohnen plus Pflege

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Pflegedienstleiterin Christine Bernhagen (rechts) begleitet eine Seniorin über den Hof des Katharinenspitals. Dort, wo sich jetzt der überdachte Gang befindet, soll ein Neubau entstehen. Das Haupthaus im Hintergrund wird umgebaut. Fotos: Andreas Oswald
Pflegedienstleiterin Christine Bernhagen (rechts) begleitet eine Seniorin über den Hof des Katharinenspitals. Dort, wo sich jetzt der überdachte Gang befindet, soll ein Neubau entstehen. Das Haupthaus im Hintergrund wird umgebaut.  Fotos: Andreas Oswald
Eng wird's für Sonja Geißler und Birgit Rothlauf bei der Essensausgabe im alten Katharinenspital.
Eng wird's für Sonja Geißler und Birgit Rothlauf bei der Essensausgabe im alten Katharinenspital.
 
Hier passt kein Bett durch, bedauert Pflegedienstleiterin Christine Bernhagen.
Hier passt kein Bett durch, bedauert Pflegedienstleiterin Christine Bernhagen.
 

Das Seniorendomizil in der Altstadt wird sich komplett verändern. Nicht nur äußerlich sondern auch konzeptionell. Nach einem Um- und Neubau werden alte Menschen hier zur Miete wohnen und bei Bedarf ambulant gepflegt.

"Wie werd' ich leben, wenn ich älter bin?" Diese Frage beschäftigt immer mehr Menschen. Eines zeichnet sich schon jetzt ab: Das klassische Altenheim ist von gestern - der Trend geht zum intensiv betreuten Wohnen. Diesem Wandel soll auch das Katharinenspital im Herzen Forchheims angepasst werden. Das Haus, das zur Pfründnerstiftung gehört, deren historischer Kern in der St. Katharinenstiftung zu Beginn des 14. Jahrhunderts verwurzelt ist, wird mit einem geschätzten Investitionsaufwand von neun Millionen Euro umgebaut. Dazu gab der Stiftungsausschuss mit der Genehmigung des Haushaltes ganz nebenbei grünes Licht. "Ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst",bemerkte Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) am Sitzungsende.

Gestern erläuterte das Stadtoberhaupt, zusammen mit Kämmerer Gerhard Haagen und Pflegedienstleiterin Christine Bernhagen, vor der Presse das neue Konzept.
Die Sanierung des Katharinenspitals sei wegen der räumlichen Enge schon länger in Überlegung. Doch bei der Frage, ob es bei einem herkömmliches Altenheim bleiben solle, sei mittlerweile klar geworden, dass eine solche Einrichtung im klassischen Sinne keine Zukunft mehr habe. Stumpf: "Der Heimbewohner ist out - künftig lebt hier ein Mieter, der im Bedarfsfalle Kunde der Sozialstation ist." Konkret: Im neuen Katharinenspital werden kleine Wohnungen mit Küchenzeile zur Miete angeboten und die Bewohner haben die Möglichkeit je nach Bedarf ambulante Dienste anzufordern. "Rechtlich ist das Katharinenspital damit kein Altenheim mehr", erläutert Franz Stumpf. Selbst die Pflegekräfte seien ausgelagert. Das heißt: Auch jeder private Pflegedienst kann in Anspruch genommen werden. Dies werde durch die Konkurrenzsituation zu einer Qualitätsverbesserung führen. Fazit des Oberbürgermeisters: "Dieses Konzept bietet älteren Menschen mehr Selbstbestimmung". Und unter dem Strich sei es für die Bewohner 100 bis 300 Euro günstiger als in einem herkömmlichen Altenheim. Nur für die Kassen werde es teurer, gibt er zu.

Drei Bauabschnitte geplant

Für den Baubeginn ist 2015 angepeilt. In einem ersten Abschnitt wird zwischen dem Fachwerkhaus und dem Eingangstrakt, entlang des Flußlaufes , ein Längsgebäude errichtet. Nach der 2016 geplanten Fertigstellung ziehen dorthin die Bewohner des so genannten Bürgerheimes um. Dann wird dieser an der Bamberger Straße gelegene und aus dem Jahre 1948/50 stammende Gebäudeteil abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Zuletzt wird das derzeitige Haupthaus saniert. Wenn das neue Katharinenspital 2018 fertig ist, werden hier zwei Hausgemeinschaften für rüstige Senioren und Menschen mit Demenz sowie Wohngruppen für den Palliativbereich und die Schwerstpflege ihr Domizil haben.

Beispiel Senivita

Forchheim hat sich bei dem Konzept für das Katharinenspital an den Einrichtungen der Senivita-Gruppe orientiert, die in sechs Häusern, darunter in Altendorf, erfolgreich neue Wege geht. Neben der bekannten vollstationären Pflege wird dort immer häufiger das neue Pflege- und Wohnkonzept "Altenpflege 5.0" angeboten. Dies basiert auf der Entwicklung und erfolgreichen Erprobung von Altenhilfeeinrichtungen der neuesten, so genannten fünften Generation. Es ist eine Kombination aus drei Bausteinen, die ineinander greifen: Seniorengerechtes Wohnen, Pflege in der Wohnung und Tagespflege in einem Gebäudekomplex. Altenpflege 5.0 eröffnet pflegebedürftigen Menschen, die nicht mehr im eigenen Zuhause versorgt werden können, eine Vielzahl an Möglichkeiten, um selbstbestimmt in der eigenen Wohnung zu leben.

Ein Quantensprung

"Für die häusliche Pflege ist z.B. unser SeniVita Pflegedienst zuständig, der auch in der Nacht anwesend ist. Am Tag bietet die Tagespflegeabteilung alle Möglichkeiten, um gut betreut die Gemeinschaft zu genießen. So ist Altenpflege 5.0 mehr als eine vollwertige Alternative zur vollstationären Pflege und ein Quantensprung in der Weiterentwicklung von Pflegeeinrichtungen ", erläutert SeniVita-Chef Dr. Horst Wiesent. Unternehmenssprecher Uwe Buhl ergänzt: "Pflegeeinrichtungen der fünften Generation stehen für die Zukunft der Pflege. Altenpflege 5.0 bedeutet ein Plus an Privatheit, Wohnraum und Wahlmöglichkeiten. Hin zur eigenen Wohnung im Seniorenhaus mit Küchenzeile, Briefkasten und Wahlmöglichkeiten in Bezug auf Pflegedienst, Betreuungsintensität und hauswirtschaftliche Leistungen. Altenpflege 5.0 beinhaltet die Möglichkeit einer Rundumversorgung und ist auch bestens für Schwerstpflegebedürftige und Menschen mit Demenz geeignet."
SeniVita-Referentin Manuela Meier betont zwei weitere Aspekte: "Altenpflege 5.0 bietet Vorteile für alle Beteiligten. Pflegebedürftige Mieter werden durch die besseren Leistungen der Pflegeversicherung finanziell entlastet und sogar die Mitarbeiterzufriedenheit steigt aufgrund des höheren Personaleinsatzes im Vergleich zur stationären Pflege."