Claus Schwarzmann, ein Kandidat, den fast alle wollten, winkt ab. Doch Freie Wähler und Grüne interessieren sich weiter stark für freie Kandidaten. Zugleich herrscht die Angst, alte Fehler könnten sich wiederholen.
Wer wissen will, wie der nächste Landrat heißen könnte, hört immer wieder den Namen Claus Schwarzmann. Die Chancen des Eggolsheimer Bürgermeisters (Bürgerbund), sich im März 2014 auf dem Landratssessel niederzulassen, scheinen enorm; es gibt kaum eine Partei im Landkreis, die Schwarzmann nicht schon als Kandidat umworben hat.
Die CSU hat bei ihm angeklopft, die SPD hat mit ihm geliebäugelt, die Grünen haben ihn über lange Zeit fast als einen der ihren betrachtet - und die Freien Wähler haben ihn hofiert. Und manche behaupten, sie hofieren ihn noch immer. Bei Schwarzmanns 50. Geburtstagsfeier am Montag jedenfalls, als Landrat Reinhardt Glauber die Laudatio hielt, wurde die große Nähe zwischen Freien Wählern und dem Gefeierten förmlich greifbar.
Allein: Claus Schwarzmann will nicht.
"Es ehrt einen ja und es schmeichelt auch, wenn man für so ein hohes Amt für fähig gehalten wird", sagt der 50-Jährige, "aber ich will kein Landrat werden". Die Erfahrungen als Eggolsheimer Bürgermeister und Kreisrat haben Schwarzmann gezeigt, wie begrenzt die Reichweite eines Politikers sein kann: "Je höher man in der Politik steigt, umso mehr geht es um das Austarieren von Kompromissen", sagt Schwarzmann. Vor allem dann, wenn, wie in seiner Gemeinde und auch in der Kreispolitik "in der politischen Mitte eine Pattsituation" herrsche: "Dann ist es für einen Amtsinhaber immer schwierig." Schwarzmann scheint den "Kräfte verschleißenden Kompromissen" nicht mehr dienen zu wollen. Und ist zu einem klaren Schluss gekommen: "Als Landratskandidat werde ich nicht in den Ring steigen.
Im Herzen bin ich ein Macher und Manager und kein Politiker".
Obwohl Schwarzmann demnach im Hinblick auf den März 2014 keine Rolle mehr spielt, zeigt sich an ihm eine Art Trend: Die Parteien halten nach Personen Ausschau, die nicht Mitglied ihrer Partei und gleichzeitig populär sind.
Jemand zu finden, "den für dieses Amt vielleicht noch niemand im Fokus hat", diese Idee beschäftigt auch Thorsten Glauber, den Landtagsabgeordneten der Freien Wähler. Vorbereitende Gespräche würden mit einigen Frauen und Männern geführt. Doch wer auch immer sich für geeignet halte, sagt der Abgeordnete aus Pinzberg - "unser Kandidat muss sich klar zu den Freien Wählern bekennen".
Glauber schließt "nichts aus" Der FW-Kreisvorsitzende Peter Dorscht hat schon kundgetan, dass er nicht abgeneigt sei: Zumindest würde er die Voraussetzungen für das Amt des
Landrates mitbringen. Und Thorsten Glauber macht keinen Hehl daraus: "Das Amt des Landrates besitzt eine so große Gestaltungskraft - das interessiert immer." Daher wolle er im Hinblick auf die Landratswahl "nichts ausschließen".
Die Stimmung angesichts der heranrückenden Landratswahl scheint bei den Freien Wählern ambivalent. Auf der einen Seite steht der Wunsch, sich auch für Nicht-Parteimitglieder zu öffnen; auf der anderen Seite die Forderung, dass ein künftiger Kandidat ein klares FW-Profil haben muss. Wer sich unter den Freien Wählern umhört, versteht, dass diese Forderung mit einer alten Wunde zusammenhängt. Manche in der Partei warnen vor der "Stumpf-Falle".
Die Geschichte liegt über 22 Jahre zurück, aber sie wirkt noch. Zur Erinnerung: Bei der Oberbürgermeister-Wahl 1990 hieß der CSU-Kandidat Eduard Nöth.
Doch sein Parteifreund Franz Stumpf fühlte sich damals übergangen; gründete eine unabhängige Wählerinitiative (WUO) und entschied die Wahl für sich. Der Einzug in das Forchheimer Rathaus war Stumpf auch dank der starken FW-Unterstützung möglich geworden. Doch Stumpfs zeitweilige Nähe zu den Freien Wählern hatte sich bis zur Oberbürgermeisterwahl sechs Jahre später wieder verflüchtigt.
Dieses Ereignis schwingt mit, wenn sich bei den Freien Wählern Widerstand gegen einen "Doppelkandidaten" regt. Daher scheinen auch anfängliche Sympathien für den Kunreuther Bürgermeister Hermann Ulm erloschen, seit er sich bereit erklärt hat, als freier Kandidat für die CSU ins Rennen zu gehen. Ein FW-Politiker drückt es so aus: "Ulm ist ein eindeutig besetzter Kandidat.
Er kommt aus der Jungen Union und hat ein klares CSU-Profil." Für die Freien Wähler sei das nichts, die Partei wolle "keinen zweiten Fall Stumpf".
Wer taucht für die Grünen auf? Auch die Forchheimer Grünen haben es nicht leicht im Umgang mit freien Kandidaten. Claus Schwarzmann galt lange als Hoffnungsträger, bis ihn viele in der Partei wegen seines Umgangs mit dem Naturschutzgebiet Büg für untragbar hielten.
Doch die Grüne Kreisvorsitzende Lisa Badum deutet an, dass man bei der Suche nach einem Kandidaten für die Landratswahl nicht unbedingt auf Parteimitglieder setzte: "Es kommt auch darauf an, welche Kandidaten auftauchen." Wer aufgetaucht ist; wer im Idealfall auftauchen sollte; oder wen die Grünen aus den eigenen Reihen favorisieren, das will Lisa Badum, "aktuell noch nicht beantworten".
Gleichzeitig wird in Grünen Kreisen kolportiert, dass die
Partei auf einen eigenen Kandidaten auch dann verzichten würde, wenn Hermann Ulm den Posten des Landrates als unabhängiger Kandidat unter CSU-Flagge anstreben würde.
Auch zu dieser Option äußert sich Lisa Badum nicht. Zu den drei favorisierten CSU-Kandidaten (neben Ulm sind das der Egloffsteiner Bürgermeister Stefan Förtsch und der Gößweinsteiner Bürgermeister Georg Lang) sagt Badum nur soviel: "Natürlich finden wir, dass Ulm unter diesen Dreien der fähigste Kandidat ist."
Er mag nicht. Erstaunlich, was Journalisten uns alles anbieten. Da wird der Eindruck erweckt, alle Parteien wollen Claus Schwarzmann als Landratskandidaten. Nichts davon stimmt. Es sei denn, der Journalist teilt den interessierten Leser mit, welche Parteienvertreter offiziell an Claus Schwarzmann herangetreten sind. Sollte bei einer seriösen Recherche eigentlch selbstverständlich sein.