44-Jähriger bestreitet Missbrauch an Tochter seiner Freundin

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Der Angeklagte vor der Jugendkammer des Nürnberger LandgerichtsFoto: Nikolas Pelke
Der Angeklagte vor der Jugendkammer des Nürnberger LandgerichtsFoto: Nikolas Pelke

Jahrelang soll ein Deutsch- Iraker die Tochter seiner Freundin missbraucht haben. Jetzt steht der 44-Jährige, der in Forchheim gewohnt hat, vor Gericht.

Mit den Händen vor dem Gesicht betritt der Angeklagte am Mittwochmorgen den Gerichtssaal. Der 44-jährige Deutsch-Iraker muss sich wegen sexuellem Missbrauch von Kindern in 13 und schwerem sexuellem Missbrauch von Kindern in vier Fällen vor der Jugendkammer des Landgerichts Nürnberg verantworten.
Konkret soll sich der Angeklagte zwischen 2006 und 2011 an einem damals sechsjähriges Mädchen sexuell vergangen haben. Der Angeklagte, der früher in Forchheim gelebt hat, streitet die Taten ab.

Schlechtes Verhältnis

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, dem kleinen Mädchen zunächst Sexfilme gezeigt zu haben. Später soll er vor dem Opfer onaniert haben. Im Laufe der Zeit sollen die sexuellen Handlungen zugenommen haben. Laut Staatsanwaltschaft soll er auch "Doktorspiele" mit dem Mädchen gespielt haben. Bei verschiedenen Gelegenheiten soll der 44-jährige Angeklagte so getan haben, als würde er schlafwandeln.

Nach der Verlesung der Anklage redet der Richter dem Angeklagten ins Gewissen. "Wenn Sie an dem Mädchen etwas gemacht haben sollten, wäre das jetzt eine gute Gelegenheit, sich vor der Vernehmung des Mädchens zu äußern." Daraufhin tuschelt der Angeklagte aufgeregt mit dem Dolmetscher und seinem Verteidiger. "Mein Verhältnis mit der Mutter war ganz normal", berichtet der Angeklagte in seiner Muttersprache. Dann will er ins Detail gehen und über das Verhältnis zu dem Mädchen sprechen. "Das Mädchen hat meine Anwesenheit immer abgelehnt."

Während des fünfjähriges Verhältnisses zur Mutter des Opfers habe er zu dem Mädchen nur "Tschüss" und "Hallo" gesagt. "Wie soll ich mich dem Mädchen genähert haben, wenn wir uns überhaupt nicht verstanden haben?", fragt er weiter.
Die Missbrauchsvorfälle seien schon aufgrund der mangelnden Sympathie unmöglich gewesen. Außerdem seien die Taten auch räumlich nicht möglich gewesen. In der kleinen Wohnung in Nürnberg hätten die Taten nicht unbeobachtet bleiben können.

Ein unangenehmer Vorfall

Und erst mit 13 Jahren - zwei Jahren nach den angeblich letzten Überfällen - habe das Mädchen erzählt, dass sie fünf Jahre lang von dem Angeklagten missbraucht worden sei. "Ihren Worten entnehme, dass die Anschuldigen nicht stimmen sollen", fasst der Richter die Ausführungen des Angeklagten zusammen.

"Genau!", ruft der Angeklagte in den Saal und fragt: "Wie kommt das Mädchen auf die Vorwürfe?" Auch dafür hat der 44-Jährige, der vor seiner Verhaftung in Berlin gewohnt hat, eine Erklärung. Er berichtet von einem Vorfall kurz vor dem Ende der Beziehung zur Mutter. Der Angeklagte erzählt von einem Vorfall im Schlafzimmer, wo er Sex mit der Mutter gehabt haben will. Dabei soll das Mädchen durch eine Öffnung in der Wand heimlich zugeschaut haben. Die Vermutung des Angeklagten: Hier habe sich das Mädchen die Inspiration für die späteren Vorwürfe geholt. Das sei im Juni 2011 gewesen.

Kurze Zeit später habe die Frau die Beziehung zu dem Angeklagten beendet und ihm zum ersten Mal von den Vorwürfen der Tochter berichtet. Der Angeklagte sei natürlich aus allen Wolken gefallen. Nur manchmal am Wochenende sei er von Forchheim nach Nürnberg gefahren, um die deutsche Frau zu besuchen.

Wer lügt?

Nach den Wochenenden sei er zurück nach Oberfranken in die Königsstadt gefahren. In der Wohnung in Nürnberg habe der Angeklagte gelegentlich mit den Kindern alleine gespielt, das hat der Angeklagte zugegeben. In der allerletzten SMS, so der Angeklagte, habe ihn seine damalige Freundin gefragt: "Wer lügt hier? Du oder meine Tochter?"

Dies herauszufinden wird die Aufgabe des Gerichts sein. Auch die Ex-Freundin und das heute 16-jährige Mädchen sind als Zeugen geladen. Der Prozess geht am 2. Juni weiter.