Im Januar muss sich Poxdorf entscheiden, ob der Vertrag mit Jugendpfleger Armin Stingl verlängert wird
Das Zimmer von Armin Stingl sieht in diesen Tagen beinahe wie ein kleines Filmstudio aus. Dort stehen HD Camcorder, ein Videobeamer, ein PC nebst Schnittprogramm und zwei Moderationswände herum. Der Jugendpfleger für Poxdorf, Effeltrich und Langensendelbach beteiligt sich mit den dortigen Kindern und Jugendlichen am Projekt "Toleranz fördern - Kompetenz stärken". Das Projekt hat das Bundesfamilienministerium ins Leben gerufen.
Weil sich einige Kinder nicht gerne filmen lassen wollten, hat sich Stingl etwas Anderes einfallen lassen müssen. Deshalb stehen vor der Kamera jetzt keine Kinder mehr, gelbe Gummibärchen und auch zwei rote Gummibärchen. Das sind die Außenseiter, ist doch klar", sagen die Kinder. Gemeinsam mit Stingl drehen sie einen Videoclip zum Thema "Toleranz auf dem Dorf".
Seit August des vergangenen Jahres ist Armin Stingl Jugendpfleger in Poxdorf, Effeltrich und Langensendelbach.
Die Aufgabe des diplomierten Sozialpädagogen ist es, sich um Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 25 Jahren zu kümmern. Das sind in den drei benachbarten Gemeinden insgesamt beinahe 1600 junge Leute. 450 von ihnen hat Armin Stingl mit seinen Programmen bisher erreicht.
Fränkische Wurzeln Armin Stingl stammt aus Tennenlohe bei Erlangen. Nach seiner Zeit bei der Bundesmarine mit Standort Eckernförde und dem Abschluss seines Studiums in Kiel zog es den Kapitänleutnant und Sozialpädagogen zurück nach Franken.
"Nachdem ich so viel in der Welt herumgekommen war und dann so lange in Norddeutschland gelebt hatte, haben sich meine fränkischen Wurzeln bemerkbar gemacht.
Die Jugendpflegerstelle hier war gerade zur rechten Zeit ausgeschrieben, und ich bin sehr glücklich, dass ich sie bekommen habe", erzählt Stingl.
Sein Büro hat er in der Tagesschule Poxdorf, wo er persönlich zu erreichen ist oder per Telefon, Handy und email. Die Tür seines Zimmers ist immer offen. Vom Schreibtisch aus überblickt er den Flur und winkt freundlich, so dass für Kinder, Jugendliche oder Eltern, die zu ihm wollen, Berührungsängste erst gar nicht aufkommen.
Im ersten Jahr seiner Tätigkeit hat Armin Stingl den Kindern und Jugendlichen seiner drei Gemeinden einiges geboten: einen Tiergartenbesuch bei Nacht, Fahrten ins Legoland, nach Geiselwind und nach München in die Bavaria-Filmstudios, wo sie sogar einen Film drehen durften. Sie sind im Fürther Fossilienmuseum gewesen und haben sich mit Leben einer Fledermaus beschäftigt.
Knigge für den Berufseinstieg Für etwas ältere Jugendliche gab es den Knigge-Kurs, der sie auch auf ihren Einstieg ins Berufsleben vorbereiten sollte. Hier ging es unter anderem um Körpersprache, Small talk, Manieren, passende Kleidung und die Bewältigung unangenehmer Situationen. Im Januar müssen sich die Gemeinden Poxdorf und Effeltrich schließlich entscheiden, ob sie Stingls Ende Juli auslaufenden Vertrag verlängern. Langensendelbach hat sich schon dafür ausgesprochen. Angesichts der klammen Haushaltssituation der beiden VG- Gemeinden liegt es eventuell für manchen Gemeinderat nahe, hier den Rotstift anzusetzen.
Dank der Förderung durch den Landkreis und der Zusammenarbeit der drei Gemeinden belaufen sich die Kosten für den Jugendpfleger für Poxdorf auf rund 14 700 Euro im Jahr. Bei 328 Kindern und Jugendlichen bedeutet das für die Gemeinde, dass sie für jeden jungen Bürger 44,70 Euro im Jahr ausgeben muss. Das sind 3,70 Euro im Monat.