Eine geplatzte Dichtung führt zu einem Einsatz der Feuerwehr Heßdorf und dem Technischen Hilfswerk Baiersdorf und Forchheim.
"Fassungslos, ich war einfach fassungslos!" Jasim Sabanovic kann es kaum beschreiben, was ihm durch den Kopf geschossen ist, als er nach einem Kurzurlaub in Kroatien in sein Haus in Heßdorf zurückkehren wollte. Er war nicht ganz unvorbereitet, immerhin hatte ihn die Polizei Herzogenaurach bereits in den Morgenstunden des vergangenen Dienstag angerufen. "Ihr Haus steht unter Wasser", hatte die Mitteilung gelautet.
Vermutlich eine geplatzte Dichtung eines Waschbeckens im oberen Geschoss, in den Wohnräumen der jüngsten Tochter, hatte dazu geführt, dass das austretende Wasser durch die Wände sickerte. Wieviel? Da scheinen sich die eingesetzten Kräfte und der Hausbesitzer nicht einig zu sein. Die erst alarmierte Feuerwehr aus Heßdorf habe die Tür geöffnet, um in der Folge das Wasser mit Wassergutsaugern abzupumpen.
Sowohl das Waschbecken wurde abgestellt, als auch die Hauptwasserzufuhr zugedreht.
Wasserdichtung war defekt
Kommandant Peter Bock erklärt: "Aufgrund der durchzogenen Nässe waren wir uns nicht sicher, ob die Böden sicher sind. Daher haben wir in Absprache mit der Polizei den Fachbereichsleiter des THW dazugezogen, um die Lage klären zu lassen." Aus seiner Sicht sei das Wasser vor allem an der Wandseite zur Straße abgelaufen.
Das THW schreibt dann auf seiner Facebookseite: "Die Erkundung an der Einsatzstelle ergab, dass wegen eines technischen Defekts an einer Wasserleitung im Dachgeschoss vermutlich mehrere Tage lang Wasser ausgetreten war.
Da sich alle Bewohner im Urlaub befanden blieb der Defekt unbemerkt und die Fehlbodendecken hatte sich massiv mit Wasser vollgesaugt." Folglich wurde das Gebäude durch den Baufachberater THW und den Baukontrolleur des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt als einsturzgefährdet eingestuft.
Und hier widersprechen Jasim Sabanovic und seine Tochter Sabina ganz klar. "Wir haben im vergangenen Jahr einen neuen Wasserzähler bekommen. Da bleibt nach Abzug unserer Verbrauchsmenge, inklusive eines Whirlpools, nicht mehr viel übrig, was dort hätte fließen können." Und Jasim Sabanovic ergänzt: "Es stimmt auch nicht, dass seit Ewigkeiten das Wasser geflossen sei. Denn bis zum Sonntagabend, waren unsere Mieter im mittleren Stockwerk noch Zuhause."
In keinster Weise einverstanden seien die Betroffenen mit der dann erfolgten "Hilfeleistung". Denn bereits in den Morgenstunden habe man der Polizei gesagt, dass man am Abend heimkommen werde.
Gerne solle die Polizei das Haus versiegeln, aber eben warten bis der Hauseigentümer zurück sei. Umso überraschenderweise sei dann die Rückkehr gewesen. "Alle Fenster und Türen waren offen. Lediglich ein Zettel wies darauf hin, dass keiner das Haus betreten dürfe." Jasim Sabanovic ist entrüstet: "Das ist mein Haus und selbst ich darf nicht hinein?" Aber geschützt gegen nicht berechtigte Eintretende war das Gebäude wiederum nicht. "Jeder hätte reingehen können!"
Ärger über die Hilfe
Dass sich im Briefkasten bereits eine Rechnung des Landratsamtes befunden habe, hätte nicht unbedingt zur Entschärfung der Situation gesorgt. Wegen "Sicherheitsgefährdung" gab es ein Schreiben des Landratsamtes, das zugleich satte 150 Euro Strafe einforderte. "Das ist schon ein Ding.
Da ist noch etwas am Laufen und die Rechnung ist bereits am Tag des Geschehens im Briefkasten!" Doch es war noch mehr, das den Hausherren ärgerte.
"Die haben die ganzen Decken brachial rausgerissen, es wurden Löcher in die Wände gemacht, um zu überprüfen, ob es dort nass sei." Sabanovic, der selber viel auf Baustellen unterwegs war, moniert, dass ein Abstützen auch ohne die Aufbrüche hätte stattfinden können. Seine Tochter, die im untersten Stock wohnt, ist entsetzt, dass ohne Rücksicht auf Verluste Schränke zersägt wurden, Inventar rausgerissen und aus dem Zimmer geschmissen wurde.
Ebenfalls nicht nachvollziehbar sei es, dass die Tür zum angrenzenden Neubau, der deutlich von der Unglücksstelle entfernt ist, lediglich ein gemeinsamer Haupteingang verbindet die beiden Gebäudeteile, ebenfalls geöffnet wurde.
"Da ist dann durch die Wohnung gestapft worden!", ärgert sich die Familie.
Die Krönung sei dann noch die Berichterstattung auf den Seiten des THW in Facebook. Auf diversen Fotos wird die Wohnung der Familie Sabanovic gezeigt. Persönlichkeitsrechte? Spielen keine Rolle. Dabei sind die Regel eigentlich klar. Fotos von der geschützten Privatsphäre sind grundsätzlich nur nach vorheriger ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen zulässig.
Dabei ist dem Betroffenen verbindlich mitzuteilen, zu welchem Zweck die Bilder angefertigt und verwendet werden sollen. Die Zustimmung des Betroffenen ist zu dokumentieren. Diese Zustimmung hat es durch die Betroffenen in diesem Fall nicht gegeben. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn zum Zwecke der Einsatzdokumentation bestimmte Maßnahmen oder Ergebnisse zwingend im Bild festgehalten werden müssen.
Das schließt eine Veröffentlichung auf sozialen Netzwerken zum Beispiel aus.
Wie es weitergeht? Jasim Sabanovic ist sich nicht sicher. Zum Glück habe er viel Humor, sonst würde er diese Situation nicht verstehen. Tochter Sabina gibt leise an: "Papa ist anders, es nimmt ihn schon mit, auch wenn er es jetzt nicht so zeigt." 500 000 Euro Schaden, doch die Diskussion um das Geld ist nur ein Teil der Geschichte in dem Haus in Heßdorf. Die Ohnmacht zwischen Dankbarkeit und Entsetzen ist schwieriger zu bewältigen.