"Wer will, der kann auch"

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Birgit Keller und Jacky Lieske (Mitte) arbeiten in der Kleiderkammer Hand in Hand mit Bellami. "Auf Französisch bedeutet das ,schöner Freund'", erklärt der Marokkaner stolz. Seinen Vornamen verrät er nicht: Ein so schöner Nachname reicht, findet er. Foto: Karina Brock
Birgit Keller und Jacky Lieske (Mitte) arbeiten in der Kleiderkammer Hand in Hand mit Bellami. "Auf Französisch bedeutet das ,schöner Freund'", erklärt der Marokkaner stolz. Seinen Vornamen verrät er nicht: Ein so schöner Nachname reicht, findet er. Foto: Karina Brock

Jacky Lieske richtet es sich in einem stressigen Alltag zwischen Familie und Beruf ein, alle paar Wochen in der Kleiderkammer auszuhelfen.

Sehr viel kann sie nicht helfen, bedauert Jacky Lieske. Die Doppelbelastung mit Kindern und einer fast Vollzeitstelle als Filialleiterin im Handel schlägt auf ihr ehrenamtliches Engagement durch. Aber besser als nichts, findet die Adelsdorferin, die etwa alle zwei Monate in der Höchstadter Kleiderkammer aushilft: "Wenn viele ein bisschen was tun, ist auch was getan."

Seit 2015 engagiert sich Lieske bei den Helfenden Händen. "Als sich in den Medien die Meldungen über die Flüchtlingsströme häuften, habe ich mir natürlich Gedanken gemacht", berichtet sie. Es dauerte auch nicht lange, da trafen in Höchstadt und Adelsdorf die ersten Flüchtlinge ein. Lieske wollte den Menschen helfen, auch wenn sie nicht so viel Zeit hat.

Ein Besuch in der Unterkunft am Lappacher Weg festigte ihren Entschluss. "Ich war schon erst einmal geschockt, unter welchen Umständen und auf wie engem Raum die dort leben müssen." Andererseits seien die Leute ja auch einfach froh, aus Krieg, Elend oder was auch immer herausgekommen zu sein. "Und mich machte es froh zu sehen, wie dankbar und herzlich die Menschen sind."

Über eine Freundin hat sie dann von Sabine Grasse und der Kleiderkammer erfahren. Sie fuhr vorbei, gab Kleiderspenden ab und fragte, ob Hilfe gebraucht würde. "Sabine hat mich sehr freundlich aufgenommen - wie jeden, das liegt einfach in ihrer Art."


Team freut sich über Zuwachs

Anfangs war sie öfter in der Kleiderkammer, um die Spenden zu sortieren, zu ordnen, auszugeben. Aber seit die Öffnungszeiten zugunsten einer besseren Auslastung auf den Nachmittag gelegt wurden, ist es schwieriger für die berufstätige Mutter. "Aber es machte Sinn, das zu ändern. Zum Glück gibt es noch andere Helfer."

Das Team umfasst etwa acht Ehrenamtliche, die sich abwechseln. Zuwachs ist immer gerne gesehen - auch vonseiten der Asylbewerber selbst. "Das finde ich eh besonders toll", sagt Lieske. "Wir haben mehrere Leute, unter anderem aus Russland, Marokko und dem Irak, die kommen, um selbst zu helfen und nebenbei ihr Deutsch aufzubessern." So können die Leute soziale Kontakte knüpfen, Deutsch lernen und haben zumindest für einige Stunden eine sinnvolle Aufgabe.

Auch die Deutschen schätzen den persönlichen Kontakt. "Es ist einfach schön, ein positives Feedback zu bekommen." Zumal Lieske bislang nur positive Erfahrungen gemacht hat, sowohl bei den Helfern, als auch bei den Spendenempfängern. "Es klappt zum Beispiel wunderbar, dass zu klein gewordene Kinderklamotten wieder zu uns zurückkommen."

Wer will, der kann auch, findet Lieske. Und meint damit sowohl die Integrationsbereitschaft von Flüchtlingen als auch die Hilfsbereitschaft der Einheimischen. "Es ist gut, dass jeder einzelne Helfer da ist, egal, wie oft er hilft und was er macht." Ebenso trägt jeder Flüchtling, der sich traut, mit Deutschen in Kontakt zu treten, der versucht, mehr aus sich herauszugehen, zu einem besseren Miteinander bei.


Manche sind unterfordert

Schwierig findet sie allerdings die Situation in Sachen Deutschkurse. Da das Klientel so unterschiedlich sei, wären viele, die großes Engagement an den Tag legen, unterfordert und kämen nicht weiter. "Das dämpft dann natürlich die Motivation." Da müsste mehr getan werden, auch von Seiten des Staates, meint Lieske. "Es wird den Flüchtlingen oft auch nicht einfach gemacht: Warum müssen sie denn zum Beispiel nach Erlangen pilgern? Wäre es nicht möglich, das vor Ort zu organisieren?"