Volle Schulbusse bereiten Sorgen - Eltern schlagen Alarm: "So geht das nicht!"

3 Min
Überfüllter Stadtbus der Linie 274 an einem Schultag um 7.31 Uhr. Die Herzogenauracher Grünen sind mitgefahren und tragen Elternbeschwerden weiter. Foto: privat
Überfüllter Stadtbus der Linie 274 an einem Schultag um 7.31 Uhr. Die Herzogenauracher Grünen sind mitgefahren und tragen Elternbeschwerden weiter.  Foto: privat

Die Grünen tragen Beschwerden von Eltern auf der Herzo Base weiter: Der Stadtbus sei morgens überfüllt. Die Verkehrs GmbH verweist auf Regionalbusse, die zeitgleich fahren und weit leerer seien.

Für Retta Müller-Schimmel und ihre Mitstreiter bei den Herzogenauracher Grünen war jetzt eine Anfrage von Eltern Wasser auf die Mühlen. Der Öffentliche Personennahverkehr sei schließlich schon immer ein Anliegen der Partei, sagt die Kreis- und Stadträtin. Und gerade in der heutigen Zeit, da man schon seit drei Jahrzehnten im Herzogenauracher Stadtrat sitzt, werde dieses Thema umso wichtiger.

Denn der Öffentliche Nahverkehr, also in diesem Fall das Fahren mit öffentlichen Bussen, brauche ein paar Eckpunkte, ohne die das nicht funktionieren könne. Der eine Schwerpunkt sei der Preis, der noch viel zu hoch liege, der andere der Komfort. Auch da sei noch manches verbesserungswürdig. Mit anderen Worten: "Jedes Schulkind braucht einen Sitzplatz!"

Die Kleinen mussten stehen

Und genau dieser Ansatz spiegelte sich in Beschwerden von Eltern aus dem Stadtteil Herzo Base wider, wie Müller-Schimmel sagt. Auf ihre Anregung hin haben sich ein paar Grüne am frühen Morgen in den Schulbus gesetzt respektive gestellt und mit eigenen Augen gesehen, was ihrer Ansicht nach überhaupt nicht sein darf. Der Bus war proppenvoll, quasi überfüllt, und vor allem die Kleinsten mussten stehen.

Wie Retta Müller-Schimmel sagt, seien Kinder der Carl-Platz-Schule, aus den ersten bis vierten Klassen, in dem besagten Bus gefahren. Es ist ein Herzogenauracher Stadtbus der Linie 274, der die Schulkinder von der Herzo Base in die Innenstadt fährt.

Zugestiegen sind die Grünen um 7.31 Uhr an der Haltestelle in der Helsinkistraße. Zuvor waren schon mehrere Kinder am Willi-Brandt-Platz eingestiegen. Die Älteren, so die Beobachtung der politischen Mitfahrer, hätten sich einen Sitzplatz geschnappt, die Kleinsten aus der ersten und zweiten Klasse mussten stehen. Retta Müller-Schimmel: "So geht das nicht!"

Es gab schon Gespräche

Für Martin Messmer, den Busexperten bei den Herzo Werken, kommen solche Mitteilungen nicht überraschend. Die Klagen über den überfüllten Bus seien bekannt, "wir haben das auf dem Schirm". Mit den Eltern habe man geredet, auch mit den Schulen. Aber: Einen zusätzlichen Bus einzusetzen, den man nicht habe, sondern erst kaufen müsste, sei nicht geplant. Und auch nicht erforderlich, sagt der Experte der Verkehrs GmbH.

Denn das Problem ließe sich ganz einfach lösen. Neben dem besagten Stadtbus der Linie 274 fahren annähernd zeitgleich auch Regionalbusse des Landkreises. Und die seien meist weitaus weniger stark besetzt, sagte Messmer. Die 246er Linie beispielsweise kommt aus Beutelsdorf und hält auf der Herzo Base in der Münchener Straße, einen Steinwurf entfernt von der Stadtbus-Haltstelle. "Da ist noch reichlich Platz", so der Mitarbeiter der Herzo Werke, der sich die Situation selbstredend vor Ort angeschaut hat. Und dann gebe es noch den 200er Eilbus. Ein Gelenkbus, der bei dem Ortstermin zusätzlich eingesetzt wurde, blieb wenig später nahezu leer. Messmer sieht also keine fehlenden Kapazitäten, sondern ausschließlich ein Verteilungsproblem.

Bis Dezember war's ok

Im Dezember ist der Fahrplan umgestellt worden. Bis dahin fuhr sowohl der Stadtbus als auch der Regionalbus am Wartehäuschen in der Münchner Straße ab. Da hätten sich die Schüler aufgeteilt, "die Kleinen fuhren bei uns, die Anderen in der 246er Linie", sagt Messmer. "Inzwischen sind sie alle bei uns".

Der Herzo-Bus fährt nun durchs Wohngebiet über den Willi-Brandt-Platz und die Helsinkistraße. Darin drängeln sich alle, offenbar wollen die Kinder zusammenbleiben. Denn am alten Platz steigen nur noch wenige ein, dabei "sind das doch nur 20 Meter". Messmer appelliert erneut an die Eltern, und den Vorstoß der Grünen kommentiert er mit den Worten: "Meiner Meinung nach ist das Wahlkampf."

Das sieht Retta Müller-Schimmel freilich nicht so. "Es besteht Gesprächsbedarf", sagt sie. Sie sei auch nach der Tour wiederholt von Eltern angesprochen worden. So wäre der Regionalbus auch nicht immer zuverlässig, sei ihr gesagt worden. Und fahre angeblich auch schon mal durch. Man könne die Sorgen nicht einfach abtun.

Probelauf?

Martin Messmer kann sich einen Probelauf vorstellen und will das mal beim Landkreis anregen. Beide Busse könnten dann über den Willi-Brandt-Platz fahren. Für den von den Grünen geforderten Sitzplatzanspruch gebe es keine Regeln. Das könne man bei dem jetzigen Preisgefüge auch gar nicht gewährleisten, da man dann mehr Busse bräuchte.

Die Busse benötigen von der Herzo Base eine Fahrzeit von rund sieben Minuten zur Haltestelle Hallertürlein an der Carl-Platz-Schule. Der 274er Stadtbus hat etwa 25 Sitzplätze und über 60 insgesamt.