Da werden Fußballfans aus Herzogenaurach hin- und hergerissen sein. Drückt er in der Qualifikation zur Europa League dem Puma-Zugpferd Borussia Dortmund oder dem österreichischen Bundesligisten aus der Partnerstadt die Daumen?
Es ist das Highlight des Jahres - zumindest für den Wolfsberger AC. Der österreichische Bundesligist aus der Herzogenauracher Partnerstadt empfängt am Donnerstag, 30. Juli, in der dritten Qualifikationsrunde zur Uefa Europa League Borussia Dortmund. Der Sieger der Begegnung - das Rückspiel findet eine Woche später statt - qualifiziert sich für die Play-offs, der Vorstufe zum eigentlichen Wettbewerb, die am 20. und 27. August (jeweils ein Donnerstag) ausgetragen werden. Die Gruppenphase beginnt dann Mitte September.
Die 25 000-Einwohner-Stadt in Kärnten steht Kopf. "Wir sind mächtig stolz auf unsere Mannschaft. Nicht nur die Menschen in der Stadt, die gesamte Region im Lavanttal befindet sich im Freudentaumel", sagte Robert Schmid vom Bürgermeisteramt der Stadt Wolfsberg in einem Telefonat mit Klaus-Peter Gäbelein vom Heimatverein Herzogenaurach.
Kein Wunder also, dass der WAC für das Spiel von der heimischen Lavanttal-Arena, die nur 7500 Zuschauer fasst, ins Wörterseestadion nach Klagenfurt umzieht. Freie Plätze im Rund gibt es nicht mehr, alle 30 000 Karten sind vergriffen.
Generalprobe ging in die Hose "Solche Spiele wird man als WAC nicht oft haben", sagte Trainer Dietmar Kühbauer. Der frühere österreichische Nationalspieler und Ex-Profis des VfL Wolfsburg ist seit Herbst 2013 bei den Kärntnern verantwortlich. Der WAC spielt seit 2012 in der österreichischen Bundesliga und hat sich als Tabellenfünfter der Vorsaison erstmals für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Die Begegnung mit Dortmund ist also etwas für die Geschichtsbücher.
Innenverteidiger Michael Sollbauer schwärmt: "Der BVB hat den Fußball in Europa in den letzten Jahren geprägt und ist mit Bayern München auf eine Stufe zu stellen. Jetzt dürfen wir gegen sie spielen. Nicht in einem Test, sondern in einem Bewerbsspiel, was das Ganze noch viel schöner macht."
Bei so viel Vorfreude kann die Konzentration schon einmal nachlassen. Deshalb ging die Generalprobe in die Hose: Der WAC unterlag zum Bundesliga-Auftakt Austria Wien mit 0:2. Allerdings machten die Wolfsberger kurz vorher mit einem 3:1-Testspielsieg gegen den FC Schalke 04 auf sich aufmerksam.
Hoffen auf ein achtbares Ergebnis Ein Grund mehr also für die Dortmunder um Neu-Trainer Thomas Tuchel, bei dessen erstem Pflichtspiel-Auftritt nicht zu unbedarft aufzutreten. Immerhin wurde das Erreichen der Gruppenphase als Pflicht-Ziel ausgegeben.
Trotzdem ist das Spiel natürlich ein Duell David gegen Goliath: Die Dortmunder Star-Truppe, die sich im letzten Härtetest gegen Champions-League-Finalist Juventus Turin hochverdient durchsetzte, hat einen Marktwert von 302 Millionen Euro. Allein 15 Gelb-Schwarze werden mit zehn oder mehr Millionen Euro gehandelt. Dagegen bringen es die 23 Wolfsberger gerade einmal auf 8,55 Millionen Euro, die beiden Topspieler sind mit jeweils 650 000 Euro gelistet. Es liegen also Welten zwischen den beiden Klubs, doch die Österreicher haben keinesfalls vor, die Waffen zu strecken: "Solange wir dabei sind, werden wir kämpfen", sagt Dietmar Riegler. Der Vereinspräsident und Chef des Hauptsponsors RZ Pellets hofft auf ein achtbares Ergebnis. Genau wie zahlreiche Fußballfans aus Herzogenaurach, die dem WAC die Daumen drücken.
Schließlich verbinden zahlreiche Freundschaften von Vereinen und Einzelpersonen die beiden Städte, die einstmals zum Hochstift Bamberg zählten. Schon im September steht der nächste Besuch an. Dann kommen Feuerwehrleute aus dem Wolfsberger Ortsteil St. Johann zu ihren Berufskollegen nach Mittelfranken.