Der Rückraum war das Rückgrat der Herzogenauracher Damen: Die 16 Tore von Tina Müller und Birte Köbberling geben dem Aufsteiger genügend Selbstvertrauen, um die HSG Fichtelgebirge mit 26:20 in die Schranken zu weisen.
Als Tina Müller im ersten Spiel 2010 ihr Debüt im TSH-Trikot gab, wirkte sie noch etwas hölzern. Mehr ihr Name als ihre Leistung machte sie zu einem beachtlichen Zugang. Bis zum Ende der Meistersaison entwickelte sich die Schwester von Nationalspieler Michael Müller jedoch zu einer Leistungsträgerin der TS Herzogenaurach. Wie wichtig sie für die Mannschaft von Udo Hermannstädter sein kann, offenbarte die 29-Jährige nun am Sonntag im ersten Bayernliga-Heimspiel der TSH. Mit fünf Feldtoren und fünf astrein verwandelten Siebenmetern führte die Rückraumspielerin ihr Team zum 26:20 (11:9) im Aufsteigerduell mit der HSG Fichtelgebirge und zum ersten Sieg im neuen Umfeld.
Ohne Mauritz und Beer Mit der Bayreutherin bildete Birte Köbberling das Rückgrat des Teams und brillierte mit sechs Toren aus dem Rückraum. Erst die Abgeklärtheit von Müller und Köbberling gab den TSH-Damen den Glauben an die eigene Stärke zurück. Hermannstädter erklärt, warum aus seiner Sicht ihre Tore so wichtig waren: "Die Partie wurde durch den Rückraum entschieden, weil beide Mannschaften eine 6:0-Abwehr gespielt haben." Zunächst lief es nicht gut für den Landesliga-Meister, der ohne die eigentlich unverzichtbaren Ellen Mauritz (verletzt) und Martina Beer (Urlaub) auskommen musste. 0:2 und 2:5 lag das Team zu Beginn hinten, weil es hypernervös wirkte und häufig unbedrängt den Ball im Spielaufbau verdaddelte. Zudem ließ die mal zaghafte, mal Siebenmeter provozierende Abwehr zu viele freie Würfe zu. Das änderte sich auch nicht, als Andrea Berner kurzzeitig die HSG-Spielgestalterin Stepanka Patkova in Pressdeckung nahm. Die nötige Stabilität in der Defensive stellte sich dann durch die Hereinnahme von Nora Lehnerer ein.
Bis dahin hatten fast nur die Tore von Müller und Köbberling die TSH am Leben gehalten. Erst als sich die zuvor agile, aber glücklose Berner an der Torproduktion beteiligte, wendete sich vor 150 Zuschauern das Blatt. Mit ihrem ersten Tor genau 100 Sekunden vor der Pause brachte die 25-jährige Weisendorferin die TSH erstmals in Front (10:9). In Überzahl folgte bis zum Seitenwechsel noch das 11:9.
Der Knoten platzt Im zweiten Durchgang waren es zunächst wieder Köbberling und Müller, die ins Schwarze trafen. Ihre Tore ließen aber nun endgültig den Knoten beim kompletten Team platzen. Hinten gelangen Ballgewinne, vorne wurden geschickt Lücken gerissen und zu Toren genutzt. Fix setzten sich die TSH-Damen über 17:11 (40.) auf 25:15 (54.) ab. Die Messer war gelesen, und Hermannstädter zufrieden: "Wenn wir was tun, kriegen wir etwas dafür - deshalb haben wir heute gewonnen." In den letzten Minuten konnte er auch noch den Spielerinnen von der Bank etwas Wettkampfpraxis verschaffen, was - unterstützt durch die Ganzfeldverteidigung der HSG - zu einem etwas knapperen, aber nicht mehr gefährdeten Heimsieg führte. Enthusiasmus ist nach dem Erfolg bei der TSH sicher fehl am Platz, doch auf die Leistung in der zweiten Halbzeit lässt sich gut aufbauen. Und wenn es im Angriff weiterhin müllert, kann so schnell ohnehin nichts schief gehen.