Schon der Verdacht reißt Lücken

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Christian Steiner geht auf Nummer sicher und lässt immer nur noch einen Kunden in seine Ausstellungshalle. Foto: Andreas Dorsch
Christian Steiner geht auf Nummer sicher und lässt immer nur noch einen Kunden in seine Ausstellungshalle.  Foto: Andreas Dorsch
Für Schreinermeister Georg Ganzmann bedeutet ein Mitarbeiter in Quarantäne eine enorme Belastung, mehr Arbeit und jede Menge Bürokratie. Foto: Andreas Dorsch
Für Schreinermeister Georg Ganzmann bedeutet ein Mitarbeiter in Quarantäne eine enorme Belastung, mehr Arbeit und jede Menge Bürokratie.   Foto: Andreas Dorsch
 
Thomas Bochtler sieht Verbesserungsbedarf beim Thema Corona. Foto: Andreas Dorsch
Thomas Bochtler sieht Verbesserungsbedarf beim Thema Corona.  Foto: Andreas Dorsch
 

Wenn Mitarbeiter in Quarantäne geschickt werden müssen, trifft das kleinere Handwerksbetriebe und Werkstätten auch im Raum Höchstadt besonders hart.

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt von Tag zu Tag. Damit nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die sich in Quarantäne begeben müssen - ob positiv getestet oder als Kontaktpersonen der Kategorie eins. Arbeiten die in Zwangsurlaub geschickten Menschen in kleineren Betrieben, kann diese Regelung so manchen Arbeitgeber vor größere Probleme stellen.

Die Schreinerei Ganzmann in Etzelskirchen hat einen solchen Fall schon überstanden. Der anfangs bestehende Corona-Verdacht hatte sich dann aber nicht bestätigt. Wie Firmenchef Georg Ganzmann berichtet, sei ein Mitarbeiter an einem Samstag vor einigen Wochen auf einer Feier gewesen. Am darauf folgenden Donnerstag habe er Bescheid bekommen, mit einer positiv getesteten Person Kontakt gehabt zu haben. Es folgte tagelanger Zwangsurlaub, in dem der Mitarbeiter auch erst einmal in der Schwebe hing.

In der Schreinerei hat dieser ungeplante Ausfall "aber gleich eine Lücke gerissen", sagt Georg Ganzmann. Da müssen nicht nur Aufträge geschoben werden. Die Belegschaft gilt es zu informieren und man müsse nachforschen, auf welchen Baustellen der Mitarbeiter unter Corona-Verdacht in den vergangenen drei Tagen gearbeitet hat. Auch die Kunden gilt es dann zu informieren.

Aber das ist noch nicht alles. "Man fängt an, in der Werkstatt alles zu putzen und zu desinfizieren, was der Mitarbeiter angefasst haben könnte", blickt Ganzmann zurück. "Wir haben damals alle möglichen Gäule scheu gemacht." Man habe sich über Nachverfolgung Gedanken gemacht und angefangen zu telefonieren. Am Ende habe sich die ganze Geschichte in Wohlgefallen aufgelöst.

Viel Bürokratie

Um all den Wirbel erst gar nicht aufkommen zu lassen, wäre es nach Ansicht des Schreinermeisters Ganzmann wichtig, die Leute sofort zu testen. Dadurch könnte man sich viel Arbeit und Ärger sparen. Da hilft es auch nicht viel, dass bei Mitarbeitern in Quarantäne der Lohn vom Gesundheitsamt kommt. Der muss aber erst einmal beantragt werden, was wieder mit viel Bürokratie verbunden ist.

Corona bestimmt auch den Arbeitsalltag bei Ford Dresel in Höchstadt-Süd. Zur Sicherheit der eigenen Belegschaft und der Kunden lässt Inhaber Christian Steiner immer nur eine Person in die Ausstellungshalle. Personal in Quarantäne hatte er noch nicht, aber einmal kurz gezittert, weil in der Kindergartengruppe eines Mitarbeiters ein Kind positiv war.

Müsste der Autohändler nachverfolgen, "wäre das sehr aufwendig, weil wir eine hohe Kundenfrequenz haben". Besonders in der Werkstatt wird auf die Einhaltung der von der Kfz-Innung vorgegebenen Hygieneregeln geachtet. Um Aerosolen in den Autos keine Chance zu geben, werden die Wagen vor und nach dem Werkstattaufenthalt gereinigt, desinfiziert und kräftig gelüftet.

Aber all die Maßnahmen können nicht verhindern, dass das Geschäft bei Ford Dresel seit Beginn der Corona-Pandemie um 30 Prozent eingebrochen ist.

Krise kommt ein Jahr später

Mit dem großen Umsatzeinbruch rechnet Thomas Bochtler aus Vestenbergsgreuth, Inhaber der Firma "Der Greuther Schmied", erst ein Jahr später. Wenn die Firmen in der Region Personal abbauen, Menschen Angst um ihre Jobs haben, werden sie sich mit Aufträgen für den Installateur, Heizungsbauer, Landmaschinenmechaniker und Metallbauer "Greuther Schmied" zurückhalten, fürchtet Bochtler.

Aktuell ärgern ihn besonders die aus seiner Sicht willkürlichen Entscheidungen von Ämtern und Behörden zum Thema Corona. "Da fährt Neustadt-Bad Windsheim eine andere Strategie als Erlangen-Höchstadt", sagt der Unternehmer. Auch er klagt über Mitarbeiter, die in Zwangsurlaub geschickt werden, obwohl sie keine Symptome hatten. Bochtler berichtet von einem Mitarbeiter, der in Quarantäne musste. Er bekam nach drei Tagen den ersten negativen Test, nach weiteren vier Tagen einen zweiten und musste dann trotzdem noch eine Woche Zwangsurlaub dranhängen. Im Betrieb wurde dieser Mitarbeiter schmerzlich vermisst. Für Bochtler völlig unverständlich. Er fordert einen einheitlichen Fahrplan, einmal fünf bis sieben Tage Quarantäne.

Kritisch sieht er das Aushilfspersonal in den Gesundheitsämtern. Da müsse man mit Studenten diskutieren, die von der Praxis in einem Handwerksbetrieb keine Ahnung haben, klagt der Unternehmer, "wenn das Handwerker wären, würde es viel besser laufen".

Überhaupt würde er auch seine Branche als systemrelevant einstufen. "Was ist denn, wenn jetzt im Winter eine Heizung ausfällt oder ein Wasserschaden auftritt?" Kritik übt er zudem an den Förderrichtlinien: "Wenn man da erst 60 Prozent Umsatzausfall haben muss um Zuschüsse zu bekommen, ist die Firma ohnehin schon verloren. Die Förderung müsste bereits bei 20 bis 30 Prozent einsetzen."