Der Autozulieferer aus Herzogenaurach will sein Kapital mit der Ausgabe von Aktien erhöhen und damit zugleich seine Schuldenlast drücken. Vom 5. Oktober an werden rund 25 Prozent der Firmenanteile am Frankfurter Aktienmarkt gehandelt.
Die Geschäfte für den Autozulieferer Schaeffler liefen in diesem Jahr bisher sehr zufriedenstellend. Aber den Verantwortlichen des Familienunternehmens aus Herzogenaurach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) geht es seit längerem um mehr als Wachstum und Umsatzsteigerungen. Refinanzierung lautet das Schlagwort, das das Handeln der Firmenspitze bestimmt. Anders ausgedrückt: Wie können am besten Schulden reduziert werden, ohne die nötigen Innovationen in einer hart umkämpften Branche zu vernachlässigen?
9,8 Milliarden Euro Schulden
Schulden hat die Schaeffler-Gruppe seit 2009. Damals hatte die Geschäftsführung mit Rückendeckung der Gesellschafter Maria-Elisabeth Schaeffler und Sohn Georg versucht, den Konkurrenten Continental komplett zu übernehmen - ein schlechter Zeitpunkt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise und fallenden Aktienkursen.
Seitdem wälzt Schaeffler infolge seiner 46-Prozent-Beteiligung an Continental einen Schuldenberg. Einen Berg, der zwar in den vergangenen Jahren immer wieder ein Stück abgebaut werden konnte, der aber immer noch beträchtlich ist: 6,2 Milliarden Euro lasten auf der Schaeffler AG, die Schaeffler-Holding schleppt daneben Schulden in Höhe von 3,6 Milliarden Euro herum - macht zusammen 9,8 Milliarden Euro. Anfangs waren es rund zwölf Milliarden Euro gewesen.
166 Millionen Vorzugsaktien
Bei der weiteren Tilgung soll nun ein Börsengang helfen, den Schaeffler gestern für den 5. Oktober ankündigte. Dies sei "ein strategischer Schritt, um die Verschuldung weiter zu reduzieren und die Kapitalstruktur zu verbessern", sagte Vorstandsvorsitzender Klaus Rosenfeld. Geplant ist die Ausgabe von zunächst 166 Millionen Vorzugsaktien an institutionelle Anleger.
66 Millionen Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung der Schaeffler AG, die restlichen 100 Millionen aus dem Bestand der Schaeffler Verwaltungs GmbH, einer Holdinggesellschaft der Familie Schaeffler.
Nach dem Börsengang werden sich rund 25 Prozent der Aktien im Streubesitz befinden. "Die Schaeffler-Gruppe bleibt auch zukünftig ein Familienunternehmen", stellte Gesellschafterin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann klar. Der 74-jährigen Milliardärin gehören derzeit 20 Prozent des Familienunternehmens, 80 Prozent der Anteile hält Sohn Georg. Der 50-Jährige wirkt als Aufsichtsratsvorsitzender, seit die Firma 2011 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde.
Eintrübung in China
Locken will Schaeffler künftige Aktionäre mit einer Dividende von 25 bis 35 Prozent des Jahresüberschusses.
In diesem Jahr rechnet Vorstandschef Rosenfeld immer noch mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent, auch wenn sich der Markt vor allem in China in den vergangenen Monaten spürbar eingetrübt hat. "Trotz der leichten Abschwächung in den Sommermonaten sind wir auf einem guten Weg, unser Geschäft auch in diesem Jahr weiter auszubauen und so unseren langfristigen, profitablen Wachstumskurs fortzusetzen", sagte Rosenfeld.
Wie viel bringen die Aktien?
Im Zuge des Börsengangs will Schaeffler nach eigenen Angaben auch seine Finanzierungsstruktur neu ordnen. Es sei vorgesehen, "die Finanzverbindlichkeiten aus den Erlösen des geplanten Börsengangs zu reduzieren und die verbleibenden Verbindlichkeiten vollständig zu refinanzieren".
Wie viel der Börsengang bringen soll, darüber macht das Unternehmen keine Angaben.
Börsenbeobachter schätzen, dass die Ausgabe von Aktien mehr als 2,5 Milliarden Euro in die Konzernkasse spülen wird. Weitere Schulden in Höhe von einer Milliarde Euro will Schaeffler bis 2018 aus dem laufenden Geschäft tilgen. Für die restlichen Verbindlichkeiten gebe es bereits ein Refinanzierungspaket, hieß es bei Schaeffler. Auch die Ausgabe von neuen Anleihen durch die Holding sei zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen,
Das Unternehmen beschäftigt rund 84 000 Mitarbeiter, davon mehr als 30 500 in Deutschland.