Das Herzogenauracher Unternehmen konnte in den ersten neun Monaten vor allem im Automotive-Geschäft kräftig zulegen. Die schwächelnde Industrie-Sparte wird dagegen umgekrempelt. So mancher Mitarbeiter muss sich umstellen.
Wäre Schaeffler ein reiner Wälzlagerhersteller, so wäre es um die Geschäfte des Unternehmens mit Hauptsitz in Herzogenaurach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) derzeit weniger gut bestellt. Aber Schaeffler hat zwei Standbeine. Und da der Automobil- und Industriezulieferer inzwischen beinahe drei Viertel seines Umsatzes mit Automotive-Produkten erzielt, geht es ihm insgesamt operativ glänzend.
Ziel: vier bis fünf Prozent plus
Gestern legten die Herzogenauracher ihre Zahlen der ersten neun Monate des Jahres vor. Der Umsatz stieg währungsbereinigt um 4,2 Prozent. Genau zehn Milliarden Euro stehen bisher schon zu Buche. Im gesamten vergangenen Jahr hatte Schaeffler einen Umsatz von rund 12,1 Milliarden Euro erzielt.
Und der Konzern geht davon aus, diese Zahl von 2014 locker zu übertreffen. "Wir rechnen für das Gesamtjahr weiterhin mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent", bestätigte der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld das bisherige Ziel.
Grund zur Freude hatte Rosenfeld in den vergangenen Monaten mit der Autoteile-Sparte. Dort betrug das Umsatzwachstum währungsbereinigt 6,5 Prozent. Bei der Industrie-Sparte, die hauptsächlich Wälzlagerlösungen für verschiedene Sparten - unter anderem auch Flugzeugbau oder Windkraftanlagen - anbietet, ist der Umsatz in den ersten neun Monaten dagegen um 2,2 Prozent gesunken, wenn man die positiven Währungseffekte ausklammert.
China-Flaute vorerst überwunden
"Unser Automotive-Geschäft läuft weiter sehr gut", berichtete Schaeffler-Chef Rosenfeld. Im dritten Quartal habe es zwar in China eine schwächere Marktentwicklung gegeben. Doch dies scheint überwunden. "Wir rechnen dort mit Wachstum im vierten Quartal", sagte ein Unternehmenssprecher.
Die Nachrichten aus der Herzogenauracher Unternehmenszentrale machten sich gestern auch an der Börse bemerkbar. Die Schaeffler-Aktie legte zeitweise um mehr als sechs Prozent zu und erreichte einen neuen Höchststand.
Was die schwächelnde Industriesparte betrifft, so hatte Schaeff ler schon Ende August angekündigt, diese komplett neu ausrichten zu wollen. 500 Stellen sollen hier bis Ende 2017 sozialverträglich ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut werden.
Industrie in Schweinfurt gebündelt
Das Unternehmen bündelt dabei die Industrieaktivitäten am Standort Schweinfurt. Produktionstätigkeiten seien davon nicht betroffen, stellte ein Unternehmenssprecher klar. Vielmehr gehe es bei der Verlagerung um zentrale Funktionen der Sparte Industrie wie Einkauf oder Vertrieb. Auch Teile der in Herzogenaurach angesiedelten Forschung und Entwicklung für diese Sparte würden demnach in Schweinfurt angesiedelt.
"Der Rahmen, um soziale Härten abzufedern, steht. Umgesetzt wird das Ganze erst ab Januar", sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Norbert Lenhard. Unter anderem werden Mitarbeiter der Sparte aufgefordert, sich auf offene Stellen der Sparte Automobil zu bewerben.
84.400 Beschäftigte weltweit
Laut Unternehmensangaben sind am Sitz Herzogenaurach derzeit 8500 Menschen beschäftigt (ohne Auszubildende). In Schweinfurt arbeiten 5300, in Höchstadt 1500, in Hirschaid (Lkrs. Bamberg) 1200 und in Eltmann (Lkrs. Haßberge) rund 500 Menschen. Oft handelt es sich um Mischwerke, das heißt es werden sowohl Teile für die Industrie- als auch für die Automobilsparte gefertigt. Weltweit hat Schaeffler inzwischen 84 400 Mitarbeiter.