Samtschrecke Emma hat für uns vorhergesagt, wer Freitagabend ins Halbfinale einzieht. Dabei sieht sie Deutschland ganz klar vorne.
Emma fällt gleich eine Entscheidung. Will sich gar nicht lange aufhalten. Schließlich ist sie ja eigentlich ein nachtaktives Tier und will jetzt, mitten am Tag, lieber ihre Ruhe. Für unser Tierorakel macht die Samtschrecke dann aber doch eine kleine Ausnahme. Immerhin hat sie bis jetzt jedes Deutschlandspiel während der WM vorhergesagt - und bisher immer Recht behalten. "Nur beim Spiel gegen Ghana hat sie sich vertan", erzählt ihr "Herrchen" Johannes Merz (13).
Der grüne Teppich in seinem Zimmer eignet sich perfekt als Emmas Spielfeld. Schnurstracks krabbelt sie drauf los. Bringt ihre schwarzen, langen Beinchen in Bewegung. Johannes und seine beiden Schwestern Helene (11) und Elise (3) feuern sie lautstark an. Kurz darauf die große Erleichterung: Emma kommt zum Stehen - mitten auf der Deutschland-Fahne. Die französische Flagge daneben beachtet sie nicht einmal. "Das hat sie gut gemacht", lobt Johannes sein ganz besonderes Haustier.
Seit zwei Jahren hat der Realschüler ein eigenes Terrarium. Darin leben all seine "Stabis" und "Samtis", wie Johannes seine Stab- und Samtschrecken liebevoll nennt. "Das sind meine Lieblingstiere. Einen Hund oder eine Katze will ich gar nicht", erzählt Johannes.
Zugegeben, großartig kuscheln kann er mit Emma und Co zwar nicht gerade. Dafür eignen sie sich prima als Spielkameraden: "Wenn ich Lego spiele, hole ich sie aus dem Terrarium und lasse sie herumkrabbeln."
Wurzeln in Brasilien Zu den außergewöhnlichen Tieren gekommen ist er über einen Verwandten. Johannes' Mutter Heidi Merz (41) erzählt: "Der Sohn von meinem Cousin musste in Biologie eine Arbeit über die Schrecken schreiben. Dazu bekam er welche mit nach Hause.
Dort sind so viele geschlüpft, dass wir welche übernommen haben." Inzwischen sind es natürlich längst mehr geworden: "Zur Zeit hab' ich sechs Samtis und hundert Stabis", ist Johannes stolz.
Emma ist inzwischen drei Jahre alt. Sie ernährt sich, wie alle anderen "Samtis" auch - am liebsten von Blättern, Liguster oder Flieder. Pro Tag schafft sie meistens ein Blatt. Entdeckt wurden die Tiere erst vor zehn Jahren, und zwar in Peru. Auch in Brasilien, dem WM-Gastgeberland, kommt sie natürlicherweise vor.
Das Besondere an der Samtschrecke sind ihre Hinterflügel. Sie fallen durch ihre knallrote Farbe sofort auf: "Wenn sie sich bedroht fühlt, stellt sie ihre Flügel auf und versprüht eine Flüssigkeit. Sie ist nicht gefährlich, es gibt höchstens ein bisschen Ausschlag", erklärt Johannes.
Bei der Insektenbörse im Oktober in Nürnberg möchte er neue kleine Tiere zu sich holen: "Ich wünsche mir vor allem: Wandelndes Blatt, rosageflügelte Stabschrecke, Gespensterschrecke und Dornschrecke." Für das Orakel kommt für Johannes aber auch weiterhin nur eine in Frage: die kleine flinke Emma.