Neue Schlichtungsstelle soll helfen, Konflikte in der Pflege zu lösen

2 Min
Seniorenbeiräte aus dem Landkreis und Landrat Alexander Tritthart (hinten 2. v. l.) haben beschlossen, eine neutrale Anlaufstelle für pflegebedürftige, ältere Menschen zu schaffen. Foto: Dorothea Weiler
Seniorenbeiräte aus dem Landkreis und Landrat Alexander Tritthart (hinten 2. v. l.) haben beschlossen, eine neutrale Anlaufstelle für pflegebedürftige, ältere Menschen zu schaffen. Foto: Dorothea Weiler

Eine "neutrale und unabhängige Informations-, Beschwerde- und Schlichtungsstelle in der Pflege im Landkreis Erlangen-Höchstadt" mit einem Angebot in Adelsdorf und einem in Buckenhof geht jetzt in die Pilotphase.

Sind schlechte medizinische Versorgung, unsachgemäßer Umgang mit Hilfsmitteln oder gar Gewalt im Spiel, schrecken Senioren oft davor zurück, die Behörden einzuschalten. An die Seniorenbeiräte, die sie in den Gemeinden vertreten, tragen sie jedoch immer wieder diesbezügliche Beschwerden heran.
Damit es hier künftig eine niederschwellige Anlaufstelle gibt, geht jetzt die "neutrale und unabhängige Informations-, Beschwerde- und Schlichtungsstelle in der Pflege im Landkreis Erlangen-Höchstadt" mit einem Angebot in Adelsdorf und einem in Buckenhof in die Pilotphase. Ende des Jahres wird der Bedarf ausgewertet und dann entschieden, ob und wie die Beratung, die momentan je zwei Wochenstunden im östlichen und im westlichen Landkreis beinhaltet, fortgesetzt bzw. auf andere Kommunen ausgeweitet wird.
Der Landkreis Erlangen-Höchstadt hat 5000 Euro Zuschuss für diese Beratungsarbeit bereit gestellt.
Das Thema sei länger diskutiert worden, und im Kreisseniorenbeirat habe es dazu unterschiedliche Ansichten gegeben, berichtete Landrat Alexander Tritthart (CSU) bei einem Pressegespräch im Landratsamt. Vom Grundsatz her hätten jedoch alle an einem Strang gezogen. Eine Arbeitsgruppe sei gebildet worden und im Oktober 2014 habe sich der Sozialausschuss mit der Angelegenheit befasst.
Es sei klar gewesen, dass kein Mitarbeiter des Landratsamts die Beratungsfunktion übernehmen dürfte, um es den Ratsuchenden zu ermöglichen, Vertrauen aufzubauen. So sei es zu dem Entschluss gekommen, die neue Beratungsform bei den Fachstellen für pflegende Angehörige der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und des Arbeitersamariterbundes (ASB) anzusiedeln, jedoch eigenständig und von diesen unabhängig.

Kein Zeichen des Misstrauens

Eine "qualifizierte Anlaufstelle für pflegebedürftige Menschen, ihre Angehörigen, rechtliche Betreuer, Bekannte, Nachbarn und Pflegekräfte" soll die neue Beratungsstelle sein, um niedrigschwellig problematische Pflegesituationen und Konflikte zu lösen. Zwar hätten die Heime auf dieses Ansinnen anfangs empfindlich reagiert, doch gehe es nicht um Konkurrenz oder eine generell misstrauische Haltung gegenüber Heimen, betonen alle Beteiligten. Auch sei die häusliche Pflege vielleicht noch stärker betroffen als die Pflege in den Heimen, denn der Anteil der Menschen, die zu Hause gepflegt würden, sei mit 70 Prozent beträchtlich höher.
"Wir verfügen über die nötige Infrastruktur zum Aufbau einer solchen Stelle", meint Rosi Schmitt von der Fachstelle für pflegende Angehörige beim ASB. Während die Fachstelle sich allerdings auf die Entlastung pflegender Angehöriger und Demenzberatung konzentriere, gehe es bei der Schlichtungsstelle um die Begleitung von Senioren, die in ihrem Umfeld mit Konflikten, Problemen und Gewalt zu leben hätten, und hier gebe es eine hohe Dunkelziffer. Die neue Schlichtungsstelle solle der Fachstelle angegliedert, aber nicht in sie integriert werden, betont Rosi Schmitt.
Insbesondere Menschen, die starke Ängste hätten, mit ihren Problemen direkt an Ämter heranzutreten, seien in der Schlichtungsstelle gut aufgehoben, sagte Kreisseniorenbeiratsvorsitzender Thomas Wimber. Es müsse unbedingt Ansprechpartner geben, an die sich die Senioren vertrauensvoll wenden könnten, wie sich in der täglichen Praxis im Umgang mit Senioren erweise, ergänzt Hans Münck, Seniorenbeirat in Herzogenaurach. Gespräche, Tipps und ein offenes Ohr für ihre Sorgen sollten sie in der Beratungsstelle finden.
"Die Senioren haben Bedenken, sich an uns zu wenden, weil wir grundsätzlich einschreiten, wenn es zu einer Beschwerde kommt, und sie fürchten Repressalien", sagt Hartmut Raitzig von der Heimaufsicht. Er weist auf ein Beschwerdeformular der Heimaufsicht im Internet hin, mit dessen Hilfe anonym Beschwerden eingereicht werden könnten.