Musik für alle - so könnte man das Konzept der Gremsdorfer Musikschule "Mina" umschreiben, die Mitte März eröffnen wird.
Prinzipiell ist jeder musikalisch. Sagt Katrin Heinz-Karg. Die Gremsdorfer Musikpädagogin ist überzeugt, dass sich jeder Mensch - egal ob jung oder alt, krank oder gesund, behindert oder nicht behindert - mit Musik ausdrücken kann. "Die Fähigkeit, Musik zu machen, hat meiner Meinung nichts damit zu tun, ob jemand eine Behinderung hat." Außerdem habe jeder Mensch das Recht auf musikalische Bildung.
Dieser Gedanke steht hinter ihrer Idee, eine ganz besondere Musikschule zu gründen. Es brauchte im Vorfeld aber einige Anstöße, um den Gedanken tatsächlich reifen zu lassen.
Idee reifte langsam
"Vor zwei Jahren erbten wir gewissermaßen ein altes Bauernhaus vom Onkel meines Mannes und überlegten, was wir damit nun anfangen sollten." 25 Jahre sei das Haus im Mühlweg in Gremsdorf - wo die Familie auch wohnt - leer gestanden. Zum Abreißen sei es zu schade gewesen, es als Wohnhaus umzubauen zu teuer. "Hinzu kamen meine jahrelange Erfahrung im Musikunterricht, den ich privat schon neben dem Studium her gegeben habe, und meine Arbeit bei den Barmherzigen Brüdern, wo mein Mann Heilerziehungspfleger ist." All diese Komponenten hätten schließlich die Idee zu "Mina" ergeben.
Im März letzten Jahres begannen die Arbeiten im Haus, im September zogen bereits die Instrumente ein. Instrumente, die alle ihre eigene Geschichte haben: vom Cembalo, mit dem sich Heinz-Karg einen langgehegten Wunsch erfüllt hat, bis zur alten Zither der Großmutter.
Der Einzelunterricht läuft schon, für Gruppen wird die Schule ab März geöffnet sein.
Spaß soll im Vordergrund stehen
"Aber wir wollten keine normale Schule, wo oft der Leistungsgedanke im Vordergrund steht", erklärt die 39-Jährige. Gerade Kinder sollen sich ausprobieren und einfach mal machen können. Wichtig sei der Spaß an der Musik und dass die Leute bei der Stange bleiben. "Das erreiche ich, indem individuell auf die Schüler eingehe. Das ist bei jedem Menschen so." Kleinere Kinder zum Beispiel können sich nicht lange konzentrieren. Sie lernen spielerisch und mit Bewegungseinheiten. "Und selbst jemand mit Demenz kann noch ein Instrument lernen, man muss nur anders herangehen, weil er das kognitiv Erlernte ja wieder vergisst."
Auch Inklusion ist ein Thema
Einzelunterricht ist das eine. Die Arbeit in heterogenen Gruppen mit bis zu acht Personen das andere. "Natürlich steht auch der Inklusionsgedanke im Raum. Wir werden sehen müssen, wie das klappt. Nicht jeder kann mit jedem - und bei Behinderten ist das Zwischenmenschliche oft besonders wichtig." In den Gruppen-Kursen wird sie ihr Mann begleiten, der im Hintergrund ohnehin mit Rat und Tat zur Seite steht. "Er ist fachkompetent, was Behindertenpädagogik angeht. Ich bin die Musikwissenschaftlerin und -pädagogin."
Am Anfang werden bei Kindern - besonders bei denen mit Behinderung - natürlich die Eltern ins Boot geholt. "Wir müssen über die Eigenarten bescheid wissen, über die Art der Behinderung. Das ist ja schon eine andere Hausnummer, als wenn man nur mit gesunden Kindern arbeitet." Aber genau das sei ja auch das Spannende: "Dass wir uns für jeden Einzelnen und für jede Gruppe ein eigenes Konzept ausdenken müssen." Da ist Kreativität gefordert.