Keine Angst vor Blauer Plakette

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Der Großteil des Linienbus-Fuhrparks, den Damian Breuer bei der Höchstadter Firma Vogel unter seiner Aufsicht hat, sollte die Voraussetzungen für die Blaue Plakette erfüllen. Fotos: Karina Brock
Der Großteil des Linienbus-Fuhrparks, den Damian Breuer bei der Höchstadter Firma Vogel unter seiner Aufsicht hat, sollte die Voraussetzungen für die Blaue Plakette erfüllen.  Fotos: Karina Brock
Dieser 18-Meter-Gelenkbus ist blau, die Blaue Plakette würde er aber nicht bekommen. Er wird bald gegen ein neueres Modell ausgetauscht.
Dieser 18-Meter-Gelenkbus ist blau, die Blaue Plakette würde er aber nicht bekommen. Er wird bald gegen ein neueres Modell ausgetauscht.
 
Der große Rußpartikelfilter muss regelmäßig ausgetauscht werden.
Der große Rußpartikelfilter muss regelmäßig ausgetauscht werden.
 

Der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) lehnt eine Blaue Plakette ab. Dem stimmt Busunternehmer Werner Vogel nicht uneingeschränkt zu.

Im Hinblick auf den Klimaschutz wehrt sich der LBO in einer Pressemitteilung gegen eine "einseitige Verteufelung von Dieselfahrzeugen". Laut dem Verband stößt ein Euro-6-Dieselbus im Realbetrieb 50 Prozent weniger Schadstoffe aus, als ein moderner Pkw - "und zwar absolut und nicht auf den Fahrgast runtergerechnet". Der Verband fordert daher, den Omnibusverkehr im Nah- und Reiseverkehr konsequent zu fördern.


Euro 6 ist der Standard

Genau mit derselben Begründung hätte Werner Vogel vor einer Blauen Plakettejedoch keine Angst. "Der größte Teil unseres Fuhrparks müsste die Plakette eigentlich bekommen", glaubt der Höchstadter Busunternehmer. Denn vier seiner großen Mietreisebusse und etwa 75 Prozent seiner Linenbus-Flotte entsprechen der Euro-6-Norm. Tendenz steigend. Zum Jahresende werden noch mehr der alten Linienbusse durch moderne mit Euro-6-Motoren ersetzt. "Das ist bei Verbrennern derzeit das sauberste, was es gibt", so Vogel. Durch Katalysatoren und spezielle Rußpartikelfilter "kommt die Luft hinten fast sauberer raus, als sie vorne eingesaugt wird", scherzt Fuhrparkleiter Damian Breuer augenzwinkernd.


Auch Elektrizität muss sauber sein

Natürlich: Elektrofahrzeuge wären sauberer, gesetzt den Fall, der Strom kommt aus erneuerbaren Energien. "Wir würden da gerne einsteigen, denn das ist die Zukunft, ohne Frage. Aber derzeit macht es für uns noch keinen Sinn", sagt Vogel. In einigen Großstädten passe die Infrastruktur dafür vielleicht schon. Aber Linienverkehr mit Überlandfahrten sei so gut wie nicht machbar. "Aufgrund der zu geringen Reichweiten und der zu langen Ladezeiten", erklärt Breuer. Zudem seien die Anschaffungskosten für einen Elektrobus horrend. "Von heute auf morgen umzusteigen ist sowieso nicht möglich. Und dass sich die Anschaffung rentiert, muss sich technologisch und von der Infrastruktur her noch einiges tun."

Wo sich dafür schon etwas tut, ist in der Auslastung der Busse im ÖPNV. Durch eine bessere Taktung, Schnellbusse, die zum Beispiel Höchstadt mit Erlangen oder Nürnberg in kürzester Zeit verbinden und flexiblere Arbeitszeiten in vielen Firmen werde das Verkehrsmittel für Pendler immer interessanter. "Viele Linienbusse sind sogar mit W-Lan und Ladebuchsen ausgestattet, so dass man theoretisch im Bus schon arbeiten kann", ergänzt Breuer. Und auch ohne E-Busse seien öffentliche Verkehrsmittel bereits heute umweltfreundlicher als "motorisierter Individualverkehr", wie es der LBO nennt. Ein Bus ersetze im Schnitt schließlich 30 Pkw.

Trotzdem glaubt Werner Vogel fest daran, dass die Entwicklung in Sachen E-Mobilität weitergeht - und zwar rasant. Er kann sich vorstellen, dass es in ein bis zwei Jahren durchaus Sinn macht, langsam umzusteigen. "Wir wollen und müssen auf jeden Fall etwas tun - im Sinne der Umwelt."