Der polnische Jungpriester Grzegorz Grinn wechselt aus dem Aischgrund nach Bamberg. Während der vergangenen drei Jahre hat er seine Doktorarbeit in deutscher Sprache verfasst. Einen Nachfolger für ihn gibt es nicht.
Genau drei Jahre verbrachte der polnische Jungpriester - viele nannten ihn einfach Kaplan - Grzegorz Grinn in Höchstadt in der Pfarrei St. Georg als Stipendiat und seelsorgerischer Mithelfer. Nach den Sommerferien wechselt er nach Bamberg in die Pfarrei St.Heinrich.
Vor vier Jahren hatte Dekan Kilian Kemmer beim Erzbischof von Stettin-Cammin, Andrzej Dziega , nachgefragt, ob er einen Jungpriester fürs Studium in Deutschland freistellen könne. Und so kam Kaplan Grzegorz Grinn nach Höchstadt. Professor Wolfgang Klausnitzer erklärte sich bereit, dessen Promotion zu begleiten und kümmerte sich auch um das Stipendium für ihn bei der Erzdiözese Bamberg. Vor Kurzem bekam Grinn bei der Studienabschlussfeier der Katholisch-Theologischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg seine Doktorwürde überreicht.
Der junge Pole ist1981 in Stettin geboren und aufgewachsen.
Im Mai 2000 machte er Abitur und studierte in Stettin Theologie. "Da war eine starke Stimme in meinem Herzen, von der ich mich nicht befreien konnte", erklärt er seinen Wunsch, Priester zu werden. "Ich musste dieser Stimme Gottes einfach folgen." 1999 lernte er in Stettin am Goethe-Institut die deutsche Sprache, ohne zu ahnen, dass ihm das einmal den Weg nach Deutschland ebnen würde.
Im Juni 2006 wurde er im Dom zu Stettin zum Priester geweiht und als Kaplan wirkte er vier Jahre in Polen. Von Nowogard aus wurde er dann von seinem Erzbischof zum Promotionsstudium nach Deutschland geschickt. Warum dann gerade Höchstadt? "Meine Erzdiözese Stettin-Cammin pflegt eine Partnerschaft mit dem Erzbistum Bamberg", erklärt er.
In den drei Jahren hat Grzegorz Grinn die Franken ganz gut kennengelernt. "Die Franken hier sind gute, nette Leute, vielleicht auch ein bisschen verschlossen", findet er.
"Ich traf aber viele liebenswerte und hilfsbereite Menschen", fügt er an. Mit dem fränkischen Dialekt hat er bis heute seine Schwierigkeiten. Seine Hobbys sind Fußballspielen und Klettern. "Jeden Sommer gehe ich mit meinem Priesterfreund Grzegorz zum Klettern in die Hohe Tatra", verrät er träumerisch.
Stolz auf die Dissertation
Die Zeit in Deutschland war hauptsächlich dazu da, dass er seine Doktorarbeit - in deutscher Sprache - schreibt. "Ich hatte ein ganz schön schwieriges Thema, und dann alles noch in deutscher Sprache zu schreiben, war nicht so einfach", meint er im Rückblick. Seine Arbeit beendete er relativ zügig. "Das ist eine große Befriedigung für mich, besonders auch deshalb, weil ich in einer Fremdsprache studiert und meine Dissertation geschrieben habe", findet er nicht ohne Stolz.
"Grzegorz war ja nur zur Mithilfe da und ich habe ihn so weit wie möglich von der seelsorgerischen
Arbeit freigestellt und ihm den Rücken für seine Arbeit freigehalten - deshalb schaffte er seine Dissertation auch so schnell", erklärt Dekan Kilian Kemmer. "Unser Grzegorz ist ein pflichtbewusster junger Priester. Nur leider nicht sehr kontaktfreudig", meint der Dekan. "Es ist nicht sein Ding, einfach unter die Leute zu gehen."
Grzegorz Grinn darf nun weiter in Deutschland bleiben. Bei Priestern hat eigentlich immer der Erzbischof oder Bischof das letzte Wort. Sein polnischer Erzbischof hat ihn weiterhin freigestellt, und Erzbischof Ludwig Schick versetzte ihn nach Bamberg. Damit ist der junge Doktor sehr zufrieden. In Polen ginge es ihm nicht so gut. "In meiner Heimat verdient ein Priester viel weniger. Wenn er in der Schule unterrichtet, erhält er einen Lohn wie ein normaler Lehrer. Wenn nicht, muss er von den Messstipendien (was die Leute für den Gottesdienst zahlen, den sie bestellen) leben", erklärt er.
In Polen gibt es keine Kirchensteuer so wie in Deutschland, deshalb sind die meisten Priester auf die Spenden der Gläubigen angewiesen, und das ist manchmal sehr problematisch. Es gibt ja genug polnische Priester, die gerne nach Deutschland zur Urlaubsvertretung im Sommer kommen. Hier können sie sich ein bisschen erholen und ihr Deutsch verbessern. Was sie dabei verdienen, reicht ihnen dann fast für das ganze restliche Jahr zu Hause.
Für Dekan Kilian Kemmer hat dieser Abschied von Grzegorz Grinn einen etwas bitteren Beigeschmack. "Polen hat dicht gemacht. Ich bekomme leider niemanden als Ersatz."