Jeder Standort in Nackendorf hat auch Gegner

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Eine deutliche Mehrheit der Nackendorfer möchte das Gemeinschaftshaus auf diesem Platz mitten im Ort. Die Kastanie müsste zwar weichen, dafür würde aber Ersatz gepflanzt. Die beiden alten Garagen sollen in den neuen Gebäudekomplex integriert werden. Foto: Andreas Dorsch
Eine deutliche Mehrheit der Nackendorfer möchte das   Gemeinschaftshaus auf diesem Platz mitten im Ort. Die Kastanie müsste zwar weichen, dafür würde aber  Ersatz gepflanzt. Die beiden alten Garagen sollen in den neuen Gebäudekomplex integriert werden.  Foto: Andreas Dorsch
So könnte das neue Nackendorfer Dorfgemeinschaftshaus einmal aussehen. Skizze: Planungsbüro Gerald Reinhardt
So könnte das neue Nackendorfer Dorfgemeinschaftshaus einmal aussehen.  Skizze: Planungsbüro Gerald Reinhardt
 

Der Höchstadter Stadtrat stimmt für das Dorfgemeinschaftshaus in Nackendorf. Die geschätzten Kosten von 822 000 Euro stoßen aber auch auf Kritik.

Die Bürger im Höchstadter Ortsteil Nackendorf beklagen schon länger, dass sie keinen Gemeinschaftsraum haben. Ein Feuerwehrhaus gibt es in Nackendorf nicht, die beiden ehemaligen Wirtschaften im Ort haben ihre Gaststuben längst geschlossen. Der Neubau eines Gemeinschaftshauses soll jetzt Abhilfe schaffen.

Nach langen Diskussionen über vier unterschiedliche Standorte sprach sich bei einer offiziellen Abstimmung in einer Bürgerversammlung eine deutliche Mehrheit dafür aus, das Gemeinschaftshaus mitten im Ort gegenüber der Kapelle zu errichten.

In seiner jüngsten Sitzung sollte der Stadtrat dem Projekt zustimmen und die Förderanträge auf den Weg schicken. Als Formsache eingeschätzt, löste der Tagesordnungspunkt aber eine heftige Diskussion aus.

Am Ende stimmten alle Räte für das Gemeinschaftshaus und dafür, ein ursprünglich geplantes europäisches Förderprogramm noch nicht anzuzapfen, sondern es erst mit Fördermöglichkeiten des Amtes für ländliche Entwicklung zu vergleichen. Hier würden auch Baunebenkosten und Eigenleistungen mit insgesamt 51 Prozent bezuschusst. Bürgermeister Gerald Brehm (JL) wurde ermächtigt, die Förderanträge dort zu stellen, wo mehr Zuschuss zu erwarten ist.

Anlieger lehnt Standort ab

Man wolle das Gesamtprojekt für Nackendorf jetzt auf den Weg bringen, sagte Brehm, es sei auch von einer großen Mehrheit der Bürger so gewollt. Die Antwort auf die Frage von CSU-Sprecher Alexander Schulz, ob denn die Unstimmigkeiten in der Bevölkerung inzwischen ausgeräumt werden konnten, beantwortete sich mit einer - vom Rat erlaubten - Wortmeldung des Zuhörers Erwin Ruß. Er sprach sich als Anlieger vehement gegen den geplanten Standort aus.

Es werde keinen Standort geben, den alle, oder auch nur 80 bis 90 Prozent mittragen, sagte Brehm. Jeder der vier diskutierten Standorte habe seine Gegner.

Die Mehrheit der Bürger hat sich für den Standort an der Kapelle entschieden. Das betonen auch Jochen Haag aus dem Vorstand der Dorferneuerung und Planer Gerald Reinhardt, der für das Haus auch schon Pläne und ein Konzept erstellt hat. Die Planung werde aber nicht weiter gehen, wenn kein Standort festliegt, kündigte der Bürgermeister an.

JL-Sprecher Michael Ulbrich war mit dem Beschluss einverstanden. Er sei jedoch über die geschätzten Gesamtkosten für das Dorfgemeinschaftshaus von 822 000 Euro gestolpert. Ulbrich: "Hier sehen wir noch Diskussionsbedarf."

Den sieht wohl auch SPD-Sprecher Andreas Hänjes. Er hält die Planung "für Nackendorf schamlos übertrieben". Es sei zwar gut, dass der ländliche Raum gefördert werde, es mache aber einen Unterschied, ob ein Dorf zehn Kilometer entfernt, oder gleich neben einer Stadt liege.

Josef Beßler (JL) appellierte an die Gemeinschaft in Nackendorf. Es könne doch nicht sein, dass die Stadt ein Haus bauen wolle, sich das Dorf aber über den Platz streite. Dass die Nackendorfer sich in manchen Dingen nicht einig sind, ist längst über die Ortsgrenzen hinaus gedrungen.