Tom und Maxl sind zwei behutsam agierende Schwergewichte. Forwarder und Harvester sind dagegen schon eher die Rüpel in der Rückegasse. Sie stehen gerade im Wald? Völlig richtig.
Manchmal kommt der Mensch erst spät darauf, dass nicht alles, was es früher einmal gab, nur schlecht gewesen ist. Im Markwald nordöstlich von Hemhofen lässt sich solch eine Rolle rückwärts gerade beobachten. Mit dampfenden Nüstern pflügt sich dort der Kaltblüter Tom eine Schneise durchs Gehölz.
Aber was heißt pflügen? Eigentlich ist Tom ein eher sanftfüßiger Genosse. Gemessen an seinem Gewicht zumindest: 850 Kilogramm bringt der Hengst auf die Waage. "Die Rasse heißt Percheron. Ein französisches Kaltblut, das zum Arbeiten gezüchtet wurde", erklärt Besitzer Helmut Memmert.
Ausbildung für Rückepferde
Der 37-Jährige hat einen Reitstall in Marloffstein und hat sich seit zwei Jahren auf die Ausbildung von sogenannten Rücke pfer den spezialisiert. Er stößt damit in eine Nische der nachhaltigen Forstwirtschaft, die den Trend zurück zum Pferd im Forst erkannt hat.
"Die Waldbesitzer werden sensibler dafür, was in ihrem Wald passiert", sagt Memmert. Der große Vorteil des Pferdes bei der Waldarbeit liege auf der Hand: Der Huf schade dem Waldboden um ein Vielfaches weniger als schwere Spezialmaschinen. Eine Einschätzung, die auch Revierförster Stefan Stirnweiss teilt: "Dies ist die bodenschonendste Methode, Holz aus dem Wald zu holen." Was sonst Geräte wie der Harvester (eine Baumerntemaschine mit Sägearmen) oder der Forwarder (ein Schlepper, der Baumstämme aus dem Wald zieht) erledigen, wird hier sozusagen mit nur einem PS umgesetzt.
Stämme von sechs bis acht Metern Länge seien für ein Rückepferd wie Tom absolutes Maximum, sagt Memmert. Meistens seien die Stämme aber ja schon zurecht gesägt. Eine vollbeladene Forstmaschine könne gut 20 Tonnen wiegen, sagt Stirnweiss. Ein Pferd, das rund eine halbe Tonne ziehen kann, bringt es nur auf einen Bruchteil davon. "Leichtes Aufbrechen des Bodens ist ja gar nicht schlecht, damit sich Jungbäume besser entwickeln können", sagt der Revierförster. Angesichts der matschigen Schneise, die alleine ein Pferd anrichtet, kann man sich vorstellen, welche Furchen Ketten und Räder der Maschinen hinterlassen.
Neben dem Rückepferd Tom hat Memmert auch noch Maxl, einen weiteren Kaltblüter, den er gerade ausbildet. Eine gar nicht so einfache Aufgabe: "Ein Rückepferd muss selbst mitdenken und den besten Weg vom Ort des Schnitts zur Rückegasse finden. Diese Rasse hat ein besonders ruhiges Wesen und ist dafür gut geeignet."
Besser als die Seilwinde
Eindeutiger Nachteil des Pferdeeinsatzes: Im Vergleich zu Maschinen sind sie etwa fünf Mal so langsam. "Das kommt ein bisschen auf die Gegebenheiten an. Aber eine Maschine ist natürlich schneller", sagt Stirnweiss. Allerdings gebe es noch viele Bauern, die mit einer Seilwinde die Bäume aus dem Unterholz holen. Verglichen hiermit sei ein Pferd viel schneller.
Der Förster kann sich noch mehr Einsatzgebiete der Pferde vorstellen, wie etwa in Moorgebieten oder im Bereich von Bodendenkmälern, wie etwa keltischen Grabstätten.
Das 50 Hektar große Waldstück, aus dem Tom gerade die zugesägten Stücke zieht, gehört Haiko Winkler von Mohrenfels, der den Nutzen der Pferde erkannt hat: "Das ist ein problematisches Eck wegen der Feuchtigkeit. Pferde sind da genau das Richtige."
Er betrachtet den Waldboden, der von Hufen und Stämmen gezeichnet ist. Die Prognose von Revierförster Stirnweiss: "In zwei Jahren sieht man hier von den Arbeiten gar nichts mehr." Dem sanftmütigen Tom sei's gedankt.