Der Heinershof in Stolzenroth wäre ohne die Pandemie voll ausgebucht. Nach einer Flut von Stornierungen muss die halbe Belegschaft in Kurzarbeit.
Der Heinershof im Pommersfeldener Ortsteil Stolzenroth ist ein Eldorado für Kinder. Normalerweise würden in diesen Tagen ganze Horden von ihnen das Areal des ehemaligen Bauernhofs bevölkern und schon ab dem frühen Morgen für Leben sorgen. Doch Corona lässt das nicht zu. Der weitläufige Hof, Scheune, Speisesäle und Unterkünfte sind verwaist - von Leben keine Spur.
Fast keine, denn in der Küche werden Dampfnudeln gekocht, das Mittagessen für die Hortkinder. Die können am Nachmittag noch betreut werden. Mehr lassen die Corona-Auflagen nicht zu. Aber die Betreuung der 44 Schulkinder aus den Gemeinden Pommersfelden, Wachenroth und Mühlhausen ist nur ein kleiner Teil dessen, was auf dem Heinershof sonst geboten wird.
"Eigentlich sind wir von Anfang März bis Mitte November voll ausgebucht", sagt Tina Sickmüller, die den Hof vor Jahren von ihrem Onkel Heiner geschenkt bekommen hat mit dem Wunsch, ihn mit Kindern wieder zu beleben. Sickmüller hat einen gemeinnützigen Verein gegründet und führt zusammen mit Barbara Gröschel die Geschäfte.
48 Schlafplätze unbenutzt
Und die liefen bis Corona sehr gut. Neben dem Hort gibt es auch noch den Schulbauernhof - ein Landschulheim, in dem ganze Klassen aus dem Raum Bamberg ebenso wie aus Nürnberg einige Tage verbringen und die Schüler das bäuerliche Leben kennenlernen. 48 Schlafplätze bietet der Schulbauernhof und vier Zimmer für die Lehrer. Sie sind seit Monaten unbenutzt. Die Schulen haben ihre Buchungen storniert.
Dem Verein blieb nichts anderes übrig, als die zehn im Schulbauernhof beschäftigten Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Wann es weitergeht, steht in den Sternen. Ab März 2021 ist die Einrichtung bereits wieder voll ausgebucht und Tina Sickmüller hofft, dann auch wieder loslegen zu können. Die bei Kindern aus der ganzen Region überaus beliebten Ferienprogramme des Heinershofs liegen derzeit ebenfalls auf Eis.
Die Geschäftsführerin ist froh, mit Kurzarbeitergeld wenigstens ihr Mitarbeiterteam halten zu können. Denn neue zu finden, sei überaus schwer, sollten die doch landwirtschaftlich, hauswirtschaftlich und handwerklich beschlagen sein. "Eine Situation wie jetzt hätte ich mir nie träumen lassen", sagt Sickmüller.
Wie das Konzept des Hofes vorsieht, arbeiten die Kinder in der Landwirtschaft mit, um zu sehen, wo die Lebensmittel herkommen. "Fleisch aus dem Supermarkt soll ein Gesicht bekommen", ist die Devise. Normal würde jetzt überall am Hof gewerkelt. Die neue Mini-Käserei musste nun ohne Kinder starten, die Einweisung gab es nur für die verbliebenen Mitarbeiter.
Ein besonderes Problem für die Betreiber sind die sich ständig ändernden Bestimmungen: "Da ist gerade der erste Elternbrief raus, ist er schon wieder überholt." Eine Planung in Sachen Personal, Gruppengrößen, Materialien und Lebensmittelbevorratung ist da nicht möglich. "Wir sind nicht angetreten, um hier einen leeren Hof zu haben", sagt Sickmüller und hofft mit ihrem Team, "dass bald ein Impfstoff kommt".