Das Aischtaltheater Höchstadt will ein Reparaturcafé eröffnen. Ulrike und Werner Schramm haben das Konzept bei einer Leipzigreise aufgeschnappt und wollen nun auch Höchstadter dazu ermutigen, Kaputtes nicht gleich wegzuschmeißen.
Werner Schramm ist ein Freund der Röhrentechnik. Kurz bevor die üppigen Röhrenfernseher von den Flachbildgeräten verdrängt wurden, hat der Mann aus Höchstadt sich noch eines der neusten Röhrengeräte gekauft. Der 64-Jährige ist davon überzeugt: "HD ist eigentlich überzogen." Aber darum, ob das menschliche Auge, das hoch aufgelöste Bild überhaupt verarbeiten kann, geht es ihm in diesem Moment gar nicht.
Schließlich will und kann er sich selbst nicht den neuesten Technikentwicklungen entziehen. Auch die Filme im Aischtaltheater führe er nicht mehr auf seiner alten Kinomaschine, sondern mittlerweile digital vor.
Alte Technik schätzen
Trotzdem findet Schramm, dass die alte Technik oft besser war. Für ihn klingt eine CD im Vergleich zur Schallplatte fad, ein kleines Digitalradio im Vergleich zum alten Röhrenradio "blechern, steril". Er will pflegen, was sich bewährt hat. "Denn alte Sachen haben ihren Nutzen", sagt er und denkt dabei zum Beispiel an seinen klassischen Videorekorder, der über 15 Jahre einwandfrei Filmkassetten abspielt. Werner Schramm will Menschen zusammenbringen, die Freude und Neugier daran haben, sich mit ausgedienten Gegenständen zu befassen und sie im besten Fall selber wieder reparieren können. "Es braucht Menschen, die sich Zeit nehmen zum Reparieren", sagt Schramm.
Die Idee des gemütlichen Beisammensitzens, Schraubens, Flickens und Werkelns in einem Reparaturcafé ist dem pensionierten Lehrer nicht in Höchstadt gekommen. Mit seiner Frau Ulrike war er in Leipzig unterwegs und landete im "Café Kaputt", ein Reparatur- und Bildungsprojekt von jungen Leuten, das ihn bis heute beeindruckt und inspiriert. Dass Höchstadt nicht Leipzig und auch keine Studentenstadt ist, sei ihm durchaus bewusst: "Ein Versuch ist es aber wert."
Handwerk und Einzelhandel
Wann es ein Reparaturcafé mit Reparatursprechstunde in Höchstadt geben wird, hängt, so Schramm, damit zusammen, wie schnell sich Bürger finden, die ehrenamtlich aktiv werden wollen und sich mit dem Handwerk beziehungsweise der Technik auskennen.
Das Ziel einer solchen Werkstatt soll nämlich sein, dass die Bürger, die kaputte Gegenstände haben, diese nicht gleich wegschmeißen, nicht sofort teuer zur Reparatur einschicken, sondern im besten Fall gemeinsam reparieren. Damit der Geldbeutel geschont wird. Und: Auch damit die Konsumenten wieder "selber ein Gefühl für die Qualität der Dinge bekommen", erklärt Schramm.
Fängt der 64-Jährige einmal mit dem Thema an, will er immer noch einen weiteren Denkanstoß nennen: So könnte zum Beispiel das Handwerk - besondere Berufe wie Buchbinder oder Feinmechaniker - durch das Projekt vorgestellt und bestärkt werden. Schramm schweben auch schon Themenabende vor, die zur Diskussion anregen sollen. Eine Überschrift könnte zum Beispiel sein: "Was ist Fortschritt?" Den einen oder anderen Kontakt zu Menschen, die beim Reparaturcafé mitmachen könnten, hat Schramm in der Höchstadter Umgebung schon knüpfen können.
Früher sagte er zu seinen Schülern im Unterricht: "Selber denken". Seine neuste Botschaft ist: "Selber reparieren."