In Zeiten, in denen jeder E-Mails und Whats-App Nachrichten schreibt, scheinen Briefe und Postkarten immer mehr aus der Mode zu kommen. Doch Postcrosser wie die Höchstadterin Verena Zepter setzen einen Gegentrend.
Im Haus von Verena Zepter stapelt sich die ganze Welt - in Form von Postkarten. An ihren Wänden und in großen Kartenständern hängen die Queen, Barack Obama oder Bugs Bunny. Bei den Höchstadter Briefträgern ist Zepters Adresse schon weithin bekannt. "Am Anfang hat mich die Briefträgerin gefragt, ob ich öfter Geburtstag habe", sagt Zepter und lacht. Mindestens eine Postkarte bekommt die Höchstadterin täglich.
Seit April 2012 ist Zepter bei Postcrossing angemeldet, ein Projekt, das ermöglicht, von Postcrossern aus aller Welt Postkarten zu erhalten. Seitdem hat sie 2107 Postkarten verschickt und 2113 erhalten. Viele davon kommen aus Russland, den USA, Deutschland, China, Japan, Litauen oder beispielsweise Malaysia. Am längsten wartet sie meist auf Karten aus Russland - 30 bis 40 Tage kann das schon einmal dauern.
Von Sibirien nach Höchstadt
Den weitesten Weg in ihren Briefkasten nach Höchstadt hatten Postkarten aus Trinidad und Tobago, Alaska und Sibirien. "Für viele sind die Postkarten ein Tor zur Welt", sagt Zepter. Die Schreiber, vor allem Ältere oder mobil Eingeschränkte, können so Kontakt zu Menschen in der ganzen Welt aufnehmen. Geschrieben werden die Karten auf Englisch. Das ist zwar am gängigsten, aber wer die Sprache nicht beherrscht, der ist auf Hilfe angewiesen.
Auf das Hobby aufmerksam geworden ist sie durch einen Zeitungsartikel. Danach hat sie sich erst einmal die Internetseite postcrossing.com angeschaut, alles genau durchgelesen. "Es wird ja die eigene Adresse genannt", sagt sie. Nach ihrer Registrierung hat Zepter die ersten fünf Adressen erhalten und die ersten Postkarten geschrieben - und seitdem nicht mehr aufgehört.
Ungefähr zwei Stunden pro Woche investiert Zepter in ihr Hobby - mehr Zeit ist neben ihrem Vollzeitjob als Sozialpädagogin bei der Caritas nicht drin. 50 bis 70 Euro gibt Zepter für ihr Hobby pro Monat aus. 60 Cent werden für eine Karte innerhalb Deutschlands fällig und 95 Cent in die ganze Welt. Damit kommen die deutschen Postcrosser noch günstig weg, Postkarten aus Dänemark oder Schweden zu versenden, koste rund drei Euro, erzählt Zepter.
In ihrem Steckbrief auf der Internetseite kann "vvsmurfy", diesen Namen hat sich Zepter gegeben, Persönliches über sich erzählen, wo sie wohnt, was sie beruflich macht. Außerdem geben viele Postcrosser dort an, über welche Karten sie sich besonders freuen würden.
Retro-Karten und Disney Charaktere
Bei der Höchstadterin besonders beliebt sind Karten mit Personen, die sich umarmen oder küssen, Schwarzweiß-Karten, Retro-Karten, Disney Charaktere oder berühmte Schauspieler wie James Dean. "Ich mag aber wirklich jede Karte", verspricht sie. In ihrer Sammlung finden sich auch Karten aus dünnem Holz, mit kleinen Teebeuteln oder Verpackungen von Lebensmitteln, die auf einen Pappkarton geklebt wurden. "Das ist interessant zu erfahren, wie in anderen Ländern die Lebensmittel aussehen", sagt sie. Etwa Schokolade, Cornflakes oder Pralinen. "Die einzige Bedingung ist: Es muss eine reale Postkarte sein", sagt Zepter. Also keine viralen Grüße aus dem Internet.