Ein 29-jähriger soll seine Freundin geschlagen, gewürgt und eingesperrt haben und muss sich dafür vor dem Erlanger Amtsgericht verantworten.
Beim Verhandlungstermin am Montag bagatellisierte die Geschädigte die Vorfälle, die jedoch unzweifelhaft stattgefunden haben. Schließlich hat das Paar seine Szenen in Höchstadt nicht nur einmal in die Öffentlichkeit getragen.
Die Beweisaufnahme gestaltete sich von Anfang an schwierig: Bei einer früheren Sitzung hatte die Frau den Angeklagten noch in Schutz genommen. Beim letzten Termin Mitte Juni war sie gar nicht erst aufgetaucht. Das Gericht hatte den Mann daraufhin in Untersuchungshaft genommen, um zu verhindern, dass er seine Ex einschüchtert.
Am Montag nun stiftete schon allein die Abklärung der Personalien Verwirrung. Die 26-Jährige gab nach mehrmaliger Nachfrage zu, gelogen zu haben, als sie ihren Familienstand mit "ledig" angegeben hatte. Sie habe 2014 im Libanon geheiratet, lebe jedoch schon lange getrennt von ihrem Ehemann. Auch, ob sie nun wieder ihren Geburtsnamen trägt und wann sie diesen nach der Hochzeit zunächst ab- und dann wieder angenommen hatte, war offenbar schwer zu erklären. Zudem sei sie bei ihrer Mutter zwar gemeldet, wohne jedoch weitestgehend bei einer Freundin.
Ohrfeigen
Ebenso verwirrend fielen die Aussagen zu den beiden Vorfällen aus, die sie selbst bei der Polizei angezeigt hat. Im Juli vergangenen Jahres ist es offensichtlich zu Gewalt von Seiten des Angeklagten gekommen. Das ist aber auch das einzige, was sicher ist. Denn im Zeugenstand berichtete die 26-Jährige von Ohrfeigen, davon, dass sie ins Bad und später dann aus der Wohnung in eine Bar geflüchtet sei. "Eine Tasse hat er nicht auf Sie geworfen?", fragt der Richter nach. Nein, nur ein Tischchen mit mehreren Tassen umgeworfen hätte er. Auch gegen den Badspiegel gedrückt habe er sie nicht. "Die Tür war zu, ich habe von innen zugehalten, er hat von außen dagegen gedrückt." Warum sie das alles dann bei der Polizei erzählt habe, fragt der Richter. Eine richtige Antwort bekommt er nicht.
Der zweite Vorfall ereignete sich am Vorabend von Heiligabend. Ihr Freund sei über zu viele Männer in ihren Handy-Kontakten ausgeflippt. Auch hier soll es wieder Ohrfeigen gegeben haben und ein "Reißen am Pulli".
Der Richter wurde wütend, fuhr die Zeugin richtiggehend an: "Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder, Sie haben bei der Polizei falsch ausgesagt, weil sie ihm mehr reinwürgen wollten, als eigentlich passiert ist. Oder Sie lügen heute - aus welchem Grund auch immer!" Bei der ersten Vernehmung war noch von Würgen die Rede gewesen, von einer regelrechten Tortur über fast drei Stunden hinweg. "Es ist ein Unterschied, ob ich jemanden am Pulli packe oder würge, bis er keine Luft mehr bekommt!"
Alles verdrängt
Die Zeugin erzählte dann doch vom Würgen, von einem blauen Auge, Hämatomen - "ich bekomme sehr leicht blaue Flecken" - und Ohrfeigen. Sie bejahte auch die Frage des Verteidigers, ob sie seinen Mandanten die Treppe hinunter gestoßen habe. "Ja, da im Juli, als ich in die Bar gelaufen bin." Aber an den genauen Hergang der Taten könne sie sich nicht mehr erinnern. Sie berief sich auf Medikamente, auf Behandlungen in der psychiatrischen Klinik am Europakanal, auf Angstzustände und eine Depression. "Ich habe alles verdrängt, ich will mich ja erinnern, es geht aber nicht." Das sei auch der Grund gewesen, warum sie beim letzten Termin nicht anwesend war. Was sie aber - nach eigener Aussage - nicht davon abgehalten hat, noch bis in den Juni hinein eine On-Off-Beziehung mit dem Angeklagten zu führen.
Richter, Staatsanwältin und Verteidiger zeigten offen ihren Unmut über diese unklaren Angaben: "Wenn Sie eine Aussage machen wollen, dann müssen Sie auch reden!", so die Staatsanwältin.
Neuer Verhandlungstermin
Der Angeklagte verfolgte alles aufmerksam, wirkte jedoch relativ unbeteiligt. Nach einer kurzen Unterbrechung konnte er immerhin als vorerst wieder freier Mann nach Hause gehen: Die Parteien hatten sich im Hinterzimmer offenbar nicht einigen können, weshalb ein neuer Verhandlungstermin anberaumt und der Haftbefehl von Mitte Juni aufgehoben wurde.
Am Donnerstag, 19. Juli (13 Uhr) sollen der Sachbearbeiter der Polizei Höchstadt aussagen sowie der Wirt, zu dem sich die Geschädigte im Juli geflüchtet hatte.