Das Getreide, das man auf unseren heimischen Feldern findet, ist bereits seit Jahrtausenden keine natürliche Pflanze mehr, sondern ein durch menschliche Hand manipuliertes Gras. Einer der wichtigsten Züchter ist Herzogenauracher.
Wussten Sie, dass es überall auf der Welt ein Produkt eines Herzogenauracher Unternehmens gibt? Ja gut - jetzt streichen wir aber mal Puma, Adidas und Schaeffler - Turnschuhe und Kugellager sind weg. Doch: Da gibt es ein mittelständisches Familienunternehmen, das sich weltweit betätigt. Selbst Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) zeigte sich bass erstaunt, dass die Firma Breun mit ihrem Saatgut weltweit operiert.
Weniger erstaunt zeigte er sich über die Probleme, die der Juniorchef des Unternehmens im Herzogenauracher Ortsteil, Martin Breun, ihm bei der Vorstellung des mit seinem Vater zusammengeführten Betriebes offerierte. Denn die Zahlen sind dem Politiker bekannt. Breun erklärte: "Die großen Konzerne melden nur vier Prozent aller neuen Sorten an, der Mittelstand aus Deutschland - Firmen so wie unsere - haben ein Segment von 73 Prozent inne, der Rest kommt aus dem Ausland." Er resümierte, dass der Fortschritt in diesem Bereich von den "Kleinen" komme.
Lizenzen nicht gegeben Doch diese hätten mit immer mehr Schwierigkeiten zu kämpfen. "Nehmen Sie nur einmal die Ausgleichsflächen bei Bauvorhaben, da leiden wir Landwirte drunter", sagte er und forderte in Folge den Minister auf: "Dieses Gesetz muss weg." Denn das sei eben auch ein Problem, um mit den großen in Konkurrenz zu treten. "Nehmen wir nur mal unsere Sorte Scarlett. Diese Braugerste wird in der ganzen Welt angebaut." Aber nicht immer lizenziert, wie der Experte erklärt. China, Argentinien - überall wird das Saatgut verwendet - zum Teil wieder nach Deutschland importiert. Geld für die Lizenz gibt es allerdings nicht."
Der Minister gibt zu, dass dies ein schwer zu lösendes Problem ist. Vor allem wenn er erfahre, dass es wiederum deutsche Unternehmen sind, die jene Ware kaufen. Es sei eben generell eine schwierige Materie, die zu vermitteln gelte. Das sei zum Beispiel bei der Anpflanzung von Soja nichts anderes. "Wir müssen den Markt erst aufwecken", sagt er. "Wir müssen verdeutlichen, dass es wichtig ist, dass wir die Eiweißproduktion im eigenen Land fördern." Worte, die Breuns entgegenkommen. Denn erstmalig habe man sich aktuell mit der Soja-Saat beschäftigt.
Angefangen habe alles am Anfang des Jahres 2012. Das Unternehmen habe eine bestehende Genetik übernommen. "Ich will Ihnen aber nichts Genaueres dazu sagen", hatte er zuvor in kleiner Runde gesagt. Nur, dass es ein "Hobby-Züchter" gewesen sei, der die Züchtung gestartet habe. Der Rest bleibe ein Geheimnis. Nun stehe man vor der ersten Ernte. Die ersten Ergebnisse seien vielversprechend. Bis zur möglichen Anmeldung werde es aber noch bis 2014 dauern. Die ersten Anmeldekandidaten jedenfalls würden bereits vorbereitet.
Einzigartigkeit der Anlage Auch in diesem Falle bat er den Minister, dass er sich dafür einsetze, dass zum weiteren Ausbau dieses Programmes weitere klare rechtliche Regelungen für den Nachbau und der so genannten Saatgutschwellenwerte geschaffen werden. Dabei geht es um die Frage, wieviel gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in den Margen sind. Auch wenn Breun die gentechnische Veränderung ablehnt, kritisiert er, dass die Nachweisbarkeit sehr schwierig sei. Gerade durch die sehr niedrigen Toleranzschwellen ergeben sich neue Probleme für Landwirte und Züchter. "Bitte führen Sie, wie bei einem Sportler auch, eine B-Probe ein", bat er den Minister.
Einig waren sich Produzent und Politiker, dass sie ein Ziel haben: "Die Menschheit zu ernähren!" Dass sie nebenbei auch ein wenig Geld verdienen wollten und politisch agieren, spielte bei diesem Treffen allerdings keine allzu große Rolle. Wichtig sei, so Brunner, "dass wir den Weg vom Züchter bis hin zum praktizierenden Landwirt gut gestalten. Nur damit ist die eigene Versorgung sichergestellt."
Brunner meinte, dass man gerade in Bayern gut aufgestellt sei und mit Kompetenzen auftreten könne, die anderswo Neid erzeugen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sei so ein Beispiel. "Der gute Wissenstransfer bei uns in Bayern ist damit gewährleistet", lobte er die dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zugeordnete Einrichtung.
Eine Besonderheit der Region wurde dem Minister noch vorgestellt. Denn die Anlage ist einzigartig, was zumindest die Lage angeht. Wieder spielen die weiteren Weltfirmen keine Rolle, es ist vielmehr das Klima, das in diesem Falle erwähnenswert sei. "Wir kämpfen hier immer mit der Trockenheit!" Ohne Bewässerungsanlage hätte so manche Pflanze keine Chance aufs Überleben. Auf der anderen Seite gebe es eben den Vorteil, dass die Saat schon bei der Zucht äußerst robust wird. Der Vater Josef Breun erzählte lachend in diesem Zusammenhang: "Ein Mitbewerber hat mal gesagt: Der Breun züchtet Unkraut - das wächst einfach überall." Damit kann die Familie Breun offensichtlich gut leben.