Nächste Woche beginnt das neue Schuljahr. Auch viele Kinder von Flüchtlingen haben dann ihren ersten Schultag. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt ist die Lage entspannt. Wie viele Schüler genau kommen, ist allerdings noch nicht bekannt.
Überfüllte Klassen, fehlende Deutschkurse, überforderte Lehrer: Dieses Szenario mag bei dem ein oder anderen im Kopf entstehen, angesichts der Bilder von tausenden Flüchtlingen im Münchener Hauptbahnhof. Die Schulen im Landkreis Erlangen-Höchstadt sind jedoch weit von einem Kollaps entfernt.
Es laufen derzeit die Vorbereitungen für das neue Schuljahr, das am nächsten Dienstag beginnt. Und egal, wo man fragt: Es herrscht Gelassenheit. "Uns wurde bisher kein Flüchtlingskind angekündigt", sagt Michael Ulbrich, Rektor der Ritter-von-Spix-Mittelschule in Höchstadt. Robert Tichi, Studiendirektor am Gymnasium, meldet das gleiche. Bisher sei kein einziger angemeldet.
An der Grundschule Höchstadt-Süd sind es seit ein paar Tagen zwei Kinder. Sie werden in die erste Klasse gehen. Das könne sich aber noch ändern, sagt Rektorin Helga Brauner. "Es ist noch ziemlich ruhig. Aber im Moment sind viele Flüchtlinge noch im Süden Bayerns und werden erst noch auf die Kommunen verteilt. Wir müssen abwarten."
Kinder lernen schnell Sprachen
Aber selbst wenn die Zahl der Grundschüler steigen sollte, sei das kein großes Problem. "In Höchstadt-Süd haben wir nicht so große Klassen", sagt Brauner. Es gebe also genug Kapazität für neue Schüler. Natürlich seien die Schüler, die kein Deutsch sprechen, für die Lehrer eine gewisse Herausforderung. "Aber Kinder lernen wahnsinnig schnell eine neue Sprache. Vor allem, wenn das Elternhaus dahinter steht", sagt Brauner.
Zur Zeit noch in Zirndorf
Auch beim Staatlichen Schulamt, das einen Gesamtüberblick über den Landkreis und die Stadt Erlangen hat, ist noch nicht bekannt, wie viele neue Schüler in den ersten Wochen zu erwarten sind. Es gibt nur einen vorläufigen Stand (siehe unten). "Wir sind gut vorbereitet", sagt Schulamtsdirektorin Ottilie Werner. Zur Zeit seien noch viele Flüchtlinge im Erstaufnahmelager in Zirndorf. Sie bekommen erst noch mitgeteilt, wohin sie ziehen werden.
Erst- und Zweitklässler starten am Dienstag mit den deutschen Kindern ins Lesen, Schreiben, Rechnen. Kinder der Klassen drei und vier können eine sogenannte Übergangsklasse in Erlangen besuchen. Für Kinder aus dem Landkreis gebe es hier nur das Problem des Transports, so Werner.
An der Mittelschule in Herzogenurach gibt es für das neue Schuljahr eine zweite Übergangsklasse. "Noch gute Aufnahmekapazität", bescheinigt Werner den Übergangsklassen. Nur fünf der 15 Schüler in der Herzogenauracher Klasse seien im letzten Schuljahr Asylbewerber gewesen. Die anderen seien Kinder von fremdsprachigen Mitarbeitern von Firmen wie Adidas, Puma oder Schaeffler.
Wie lernen die Kinder Deutsch?
Deutsch lernen die Kinder einerseits im Unterricht zusammen mit den anderen Schülern. Zum anderen werden Förderlehrer bereitgestellt. Mühlhausen ist besonders gut für fremdsprachige Schüler gerüstet. An der Grund- und Mittelschule gibt es schon lange eine Förderlehrerin für Deutsch als Fremdsprache. Der Grund: Im Gebiet arbeiten viele ausländische Menschen.
"Zunächst machen wir eine Sprachstandsdiagnose", sagt Gudrun Boss, Schulleiterin in Mühlhausen. Dabei werden die Schüler zusammengefasst, die auf einem Sprachstand sind. Den Flüchtlingskindern wird von der Förderkraft jeden Tag ein bis zwei Stunden außerhalb des Unterrichts Deutsch beigebracht. "Die Förderlehrerin muss permanent mit dem Klassenlehrer in Kontakt bleiben und sich austauschen", sagt Boss. Übergangsklassen möge sie eher nicht. Es sei besser, die Kinder gingen zusammen in eine Klasse. "Sie sollen sich ja integrieren und nicht in Extra-Klassen isoliert werden." Sie rechnet mit sieben bis acht Flüchtlingen zum Schulanfang in Mühlhausen.
Im Lehrerkollegium sei die Stimmung gut. "Weil es noch relativ wenig sind, können wir die Sache gut auffangen", sagt Boss. Sollten es mehr Kinder ohne Deutschkenntnis werden, fordert die Rektorin allerdings mehr Förderlehrer: "Eine Ausbildung in Deutsch als Fremdsprache ist absolut wichtig."
Die Schülerzahlen:
Die Zahlen der zu erwartenden Flüchtlinge im schulpflichtigen Alter ist nicht endgültig zu ermitteln. Folgende Zahlen sind der derzeitige Stand des Schulamtes Erlangen. Momentan sind demnach im Landkreis 22 Schüler in Übergangsklassen der Mittelschulen gemeldet.
Etwa 30 Kinder sind es an den Grundschulen im Landkreis. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es 1138 Schüler, die neu in die erste Klasse kommen. In der Stadt Erlangen sind die Zahlen ähnlich: An den Grundschulen gibt es etwa 40 Asylbewerber, an den Mittelschulen um die 20.