Erwin-Rommel- und Agnes-Miegel-Straße: Grüne wollen Straßennamen prüfen

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Die Grünen in Erlangen möchten alle Straßennamen überprüfen lassen.
GL-Erlangen

Die Grüne Liste Erlangen will ein Gremium zur Überprüfung der Straßennamen in Kraft setzen. Bereits vor einem Jahr gab es ein solches Unterfangen, es verlief allerdings im Sand.

Auch Straßennamen geraten im Zuge der "Black Lives Matter"-Bewegung immer mehr in die Kritik. Die Erlanger Grünen wollen im Zuge dessen ein Gremium wieder aufleben lassen, das es vor einem Jahr schon einmal gab. Dafür hat die Partei einen Antrag an den Stadtrat gestellt. Bereits vor vier Jahren hatte die Grüne Liste die Umbenennung der "Haberstraße" in "Immerwahrstraße" erreicht. Fritz Haber war der Ehemann von Clara Immerwahr, die als Pazifistin galt. Ihr Gatte hingegen war maßgeblich an Forschungen zu Explosivstoffen beteiligt und ermöglichte durch seine Experimente den Einsatz der Giftgase Chlor und Phosgen im Ersten Weltkrieg. 

Im Anschluss wurde seinerzeit ein Gremium gegründet, dass sich kritisch mit den Straßennamen Erlangens auseinandersetzen sollte. Nach einer einzigen Sitzung verlief das allerdings im Sand. Und das, obwohl die Namensgeber zum Teil umstritten sind: "Spontan fallen mir da Erwin Rommel, Langemarck und Agnes Miegel ein", erklärt Dominik Sauerer von der Grünen Liste gegenüber inFranken.de.  Neben seiner politischen Tätigkeit ist er auch Historiker.

Erwin-Rommel-Straße: Generalfeldmarschall ist umstritten

Erwin Rommel war ein hochrangiger Militär im Nationalsozialismus und unter anderem verantwortlich für Einsätze in Afrika. Seine Einstellung zum Nationalsozialismus ist umstritten, Rommel sei aber "Hitlers Lieblingsfeldmarschall" gewesen, erklärt Dominik Sauerer.

"Er stand stellvertretend für die 'ehrenhaften deutschen Soldaten'. Ich denke, Rommel war nie Nationalsozialist um des Nationalsozialismus Willen. Aber er nahm es billigend in Kauf", erklärt Sauerer.

Straßennamen sollten nur bei historisch komplett beleuchteten Personen vergeben werden - das sei bei Rommel nicht der Fall, urteilt Sauerer. "Er ist zumindest ambivalent."

Langemarckplatz: Tod von Soldaten wurde propagandistisch ausgebeutet

Bei Langemarck handelt es sich um einen Mythos, den sich die Nationalsozialisten zunutze gemacht hatten. Bei der Geschichte wurde im Nationalsozialismus der "volksgemeinschaftliche Charakter der Langemarck-Kämpfer" betont.

"Langemarck war ein Schlachtort im Ersten Weltkrieg", erklärt Sauerer. Bei dem Grabenkampf gab es keine Aussicht auf einen Sieg, für keine der beteiligten Parteien. Aus Sicht der Nationalsozialisten ein "heroisches Aufopfern ohne Siegesaussicht".

Im Nationalsozialismus gab es jährlich Langemarckfeiern, um der Opferbereitschaft zu gedenken. Diese "Tradition" wurde von diversen Burschenschaften weitergeführt - unter anderem der Frankonia, die auch in Erlangen sitzt und mittlerweile vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Seit rund drei Jahren sei das aber passé, jetzt "ehren" sie die gefallenen Soldaten nur noch an einem Denkmal. Insbesondere aus Burschenschaften meldeten sich laut Sauerer zahlreiche Studenten für die Langemarckschlacht. Gerade unter diesen Aspekten sei der Name Langemarckplatz untragbar, vor allem weil dort auch noch ein Studentenwerk ansässig ist. 

Agnes-Miegel-Straße: Dichterin schrieb Hymnen auf Hitler

Agnes Miegel durfte in der Zeit des Nationalsozialismus ohne Einschränkungen publizieren und machte kein Geheimnis aus ihrer Verehrung für Hitler.  "Sie war eine der wichtigsten Schriftstellerinnen des Nationalsozialismus", erklärt Dominik Sauerer. Sie habe sich nie vom Nationalsozialismus distanziert, ganz im Gegenteil: 1940 wurde sie freiwillig Mitglied der NSDAP. Sie schrieb personalisierte Hymnen auf Hitler. Das zeige, dass Miegel "keine Mitläuferin" war, so Sauerer. 

"Die Regularien sind eindeutig: Straßennahmen gelten als Ehrungen. Unsere Fraktion denkt, dass das mindestens zur Diskussion gestellt werden muss", erklärt Sauerer. Außerdem sei es längst überfällig, den Diskurs dahingehend anzustoßen. Klar sei allerdings auch: "Man macht sich nicht immer damit Freunde. Das ist mit Aufwand und Kosten für Anwohner verbunden". 

Bisherige Anträge abgelehnt: Gremium dringen notwendig

Ein Gremium dafür sei unabdingbar: "In der Vergangenheit haben wir schon Anträge gestellt - alle wurden abgelehnt", so Sauerer. Grund dafür sei wahrscheinlich die Angst vor Bürgerprotesten, mutmaßt er. Allerdings soll noch nichts Absolutes geschaffen werden: "Wir wollen auf dem Weg der Verständigung agieren". Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit Stadt und Bewohnern. 

In ihrem Antrag fordert die Grüne Liste deshalb einerseits Aufklärung darüber, warum das erste Untersuchungsgremium gescheitert ist und andererseits die Reaktivierung des Arbeitskreises. Ziel soll eine Liste mit problematischen Straßennamen sein und eine anschließende Empfehlung zur Weiterbearbeitung.