Das Erlanger Frauen-Fitnessstudio "Ladys First" hat einer Transperson die Mitgliedschaft verwehrt. Chefin Doris Lange droht deshalb nun ein Gerichtsprozess.
Aufregung in Erlangen: Der Fall einer Transperson, der das Frauen-Fitnessstudio "Ladys First" die Mitgliedschaft verwehrte, könnte ein juristisches Nachspiel haben. "Damit ist das jetzt ein Fall für die Gerichte", sagte die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Die als Mann geborene Frau wollte in dem Studio Mitglied werden. Die 28-Jährige ist als Frau anerkannt, hat aber noch keine geschlechtsangleichende Operation gemacht, wie sie der dpa sagte. Nach der Abfuhr wandte sie sich an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die etwa im Internet über ein Kontaktformular erreichbar ist. Die Betreiberin des Fitnessstudios, Doris Lange, kann die Vorwürfe, die ihr gemacht werden, nicht nachvollziehen, wie sie gegenüber inFranken.de erläutert.
Erlanger Fitnessstudiobetreiberin bekommt nach Ablehnung von Transperson Brief - "1000 Euro Entschädigung"
Betroffenen verspricht die 2006 eingerichtete Stelle im Bundesfamilienministerium eine erste Einschätzung zu mutmaßlichen Diskriminierungsfällen und Hinweise zum möglichen weiteren Vorgehen. Die Antidiskriminierungsstelle schrieb daraufhin Mitte Mai an das Fitnessstudio eine dreiseitige Stellungnahme, die ebenfalls inFranken.de vorliegt. Dem Brief zufolge erwägt die abgewiesene Kundin zivilrechtliche Schritte. Unter anderem festgestellt wird weiter, dass die Stelle laut Gesetz in so einem Fall Vermittlungsversuche unternehmen darf.
"In diesem Sinne würden wir Sie bitten zu erwägen, welche Möglichkeiten und Ansatzpunkte für eine einvernehmliche Lösung (...) von Ihrer Seite bestehen", lautet die Aufforderung an die Fitnessstudio-Betreiberin. Weiter heißt es in dem Schreiben von Atamans Stelle nach Erlangen: "Beispielsweise würden wir vorschlagen, dass Sie eine angemessene Entschädigung in Höhe von 1000 Euro für die erlittene Persönlichkeitsverletzung zahlen." Die Betroffene habe sogar auf Nutzung der Duschen und Umkleiden verzichtet. Das Studio schlug den Vorschlag aus.
Der Anwalt des Fitnessstudios argumentiert, ob eine Diskriminierung vorliege, müsse gegebenenfalls ein Gericht entscheiden, nicht eine Behörde, wie er der dpa sagte. Atamans Stelle entgegnete der Bielefelder Anwalt: "Abgesehen davon, dass es nicht zu Ihren Aufgaben gehört, für Ihre Petenten Entschädigungsansprüche geltend zu machen, maßen Sie sich hierdurch auch Kompetenzen der Judikative an." Lange bezieht in einem Spendengesuch klar Stellung: "Offenbar werde ich hier – unfreiwillig – zum Präzedenzfall. Fest steht, dass ich mich nicht unterkriegen lasse und für meinen Safe Space für Frauen, den ich seit 32 Jahren anbiete, auch weiterhin einstehe." Wie Lange erklärt, fordere der Anwalt der betroffenen Person 2500 Euro Schadensersatz.
Justizminister widerspricht Bericht: Kein "Bußgeld" der "Regierung"
Eineinhalb Wochen nach dem Brief aus Berlin nach Erlangen und sechs Tage nach dem Anwaltsschreiben hatte das von Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt verantwortete Portal "Nius" den Fall aufgegriffen. Überschrift: "Regierung will 1000 Euro Bußgeld für Frauen-Fitnessstudio, weil es einen Mann nicht in Dusche lassen will". Die Betreiberin des Fitnessstudios sagte dort: "Bei allem Verständnis für die Situation der Dame, wir haben nur einen großen Trainingsraum, nur eine Umkleide, nur eine Dusche. 20 Prozent unserer Mitglieder sind Musliminnen. Die Frauen kommen ja extra zu uns ins Studio, um in einer für sie sicheren Umgebung zu trainieren."
Es würde auf die Kundinnen wirken, "als würde ich da einen Mann trainieren lassen". Es folgte eine lange öffentliche Auseinandersetzung auf der Plattform X über den Fall. Das Bundesjustizministerium von Marco Buschmann (FDP) erklärte auf Anfrage des Portals: "Rechtsauffassungen der Antidiskiminierungs-Stelle (ADS) sind für Gerichte oder andere Stellen nicht bindend. Die ADS ist nicht befugt, Sanktionen wie Bußgelder o.ä. zu verhängen." Die Stelle könne Vorschläge für gütliche Einigungen unterbreiten, die aber nicht bindend seien.
So stelle ich mir den Untergang des Abendlandes vor.