Diebstähle können von der Polizei nur schwer aufgeklärt werden. Meistens sind die Täter bis zur Anzeige schon über alle Berge. Damit es gar nicht zum Verbrechen kommt, verschenkt die Polizei Einkaufswagenchips.
Über Geschenke freut sich jeder. Über einen geklauten Geldbeutel keiner. Beide Geschichten miteinander verbunden hat die Polizei Höchstadt mit einer Präventionsmaßnahme im Landkreis.
So standen gestern Jürgen Schmeißer und Andreas Hänjes in Uniform vor dem Eingang eines Discounters in Höchstadt und verteilten großzügig Einkaufswagenchips. Zuvor hatten sie in Röttenbach "Chips" verteilt. "Achten Sie auf Ihre Wertsachen" steht auf der dunkelblauen runden Plastikmünze, mit der man einen Einkaufswagen von der Kette lösen kann.
Drei bis vier Mal pro Woche wird bei der örtlichen Polizeiinspektion ein Geldbörsendiebstahl angezeigt. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt seien es im Jahresdurchschnitt rund 500 solcher Fälle - Tendenz steigend, erklärt Jürgen Schmeißer, Leiter der Inspektion.
Damit die Anzeigen nicht weiter zunehmen, hat Schmeißer gleich 1000 Einkaufswagenchips mit dem Polizeilogo von Mittelfranken beordert. "Es wird überall mal ein Geldbeutel gestohlen", sagt der Höchstadter Polizeichef. Besonders auffällig sei es aber eben beim Einkaufen. "Alle schauen auf den Preis, aber nicht auf ihre Wertsachen." Während er seine Beobachtungen schildert, hat sein Kollege Hänjes, Experte für Kriminalprävention, bereits die ersten Passanten auf ihren offenliegenden Geldbeutel angesprochen: Im Einkaufswagen liegt der Einkaufskorb, in dem wiederum der Geldbeutel liegt - und beim Stöbern durch die Regale schnell unbeaufsichtigt ist.
Selten Gelegenheitsdiebe
Ein Leichtes für Verbrecher, diesen unauffällig an sich zu nehmen. Beinahe unmöglich für die Beamten, diese Täter zu überführen, da es die Beamten selten mit Gelegenheitsdieben, sondern meistens mit Reisenden zu tun haben, die bewusst einen Einkaufsladen nach dem anderen ansteuern. "Das sind Delikte, die sehr schwer zu klären sind", weiß Schmeißer.
Eine Masche, die den Kommissaren zum Beispiel bekannt ist: Diebe, die ihre Opfer bereits beim Geldabheben beobachten, später das Portemonnaie erbeuten und sich so nicht nur aus dem Bargeldfach bedienen können. Tricksereien sind in diesem Kriminalbereich kaum Grenzen gesetzt. Es sei denn: Jeder Kunde führt seinen Geldbeutel direkt am Mann oder an der Frau. Für die Kommissare ist der Chip nicht nur ein praktisches Geschenk, sondern eine polizeiliche Erinnerung im Alltag.