Areva baut weiter Stellen ab

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Foto: Areva
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Ein von Areva gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut entwickelter Unterwasserroboter kann unter Wasser dicke Stahlkonstruktionen zerschneiden. Er kommt beim Rückbau eines Kraftwerks zum Einsatz. Foto: Areva
Ein von Areva gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut entwickelter Unterwasserroboter kann unter Wasser dicke Stahlkonstruktionen zerschneiden. Er kommt beim Rückbau eines Kraftwerks zum Einsatz. Foto: Areva
 

Weil der Rückbau deutscher Kernkraftwerke nicht richtig in Gang kommt, kann der Konzern seine Umsatzziele nur mühsam erfüllen. Im Geschäftsfeld Windkraft herrscht Kurzarbeit. Nur der Export von Nukleartechnik hilft weiter. Es werden weiter Stellen abgebaut, auch in Erlangen.

Die Pläne sind nichts Neues. Als im Sommer 2011 der Atomausstieg in Deutschland beschlossene Sache war, musste auch der französische Konzern Areva seine Strukturen dem wegfallenden Geschäft anpassen. Der Weltmarktführer für Kernenergie plante unter anderem einen Stellenabbau. In Deutschland sollten bis zum Jahr 2016 zwischen 1200 und 1500 Stellen wegfallen.

1000 Jobs wurden inzwischen gestrichen, im nächsten Jahr werden 500 weitere folgen. "Wir bleiben im Plan", sagte Carsten Haferkamp, kaufmännischer Geschäftsführer von Areva in Deutschland. "Es gibt auch weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen." Der Abbau erfolge über natürliche Fluktuation, Altersteilzeit, Nichtverlängerung befristeter Arbeitsverträge sowie weniger Zeitarbeiter.

3900 Beschäftigte in Erlangen

Wie viele der im nächsten Jahr wegfallenden 500 Stellen den deutschen Hauptsitz Erlangen betreffen, darauf wollten sich bei einem Pressegespräch gestern weder Haferkamp noch Stefan vom Scheidt, der technische Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung, festlegen. Von den derzeit rund 5500 Beschäftigten in Deutschland arbeiten 3900 in Erlangen (davon 500 Zeitarbeiter).

In den vergangenen drei Geschäftsjahren hat sich vor allem der wichtige deutsche Markt für Areva verkleinert. Neubauten sind hierzulande schon lange kein Thema mehr. Aber auch Service- und Wartungsarbeiten sowie die Lieferung von Brennelementen werden weniger. "Dadurch spielt der Export für uns eine immer wesentlichere Rolle", sagte vom Scheidt. Im Auslandsgeschäft gehe es dabei vor allem darum, Kernkraftwerke unter Sicherheitsgesichts punkten nachzurüsten und unter dem Aspekt der Laufzeitverlängerung zu modernisieren.

1,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz

Daneben käme Areva zugute, dass andernorts weiterhin neue Atomkraftwerke gebaut würden - auch in Europa. Neben Großbritannien plane zum Beispiel auch Polen, Mitte des nächsten Jahrzehnts in die Kernenergie einzusteigen. In diesem Zusammenhang bemängelte vom Scheidt, dass Areva für solche Neubauten von der Bundesregierung keine Hermesbürgschaften mehr gewährt werden. Diese fehlenden Versicherungen für den Fall, dass Kredite ausfallen, seien ein Nachteil gegenüber Wettbewerbern.

Rund eine Milliarde Euro Umsatz will Areva Deutschland nach Angaben der Geschäftsleitung heuer im Geschäftsfeld Nukleartechnik erzielen - und diesen Wert nach Möglichkeit in den kommenden Jahren halten. Der Gesamtumsatz soll 2014 bei 1,2 Milliarden Euro liegen. Ein Problem: Das Geschäftsfeld Offshore-Windkraft - Areva hat 126 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 630 Megawatt in der Nordsee installiert -, wo der Konzern sich ein Standbein bei Erneuerbaren Energien gesetzt hat, schwächelt gewaltig, seitdem die Diskussion um eine Strompreisbremse Investoren abgeschreckt hat. "In Bremerhaven haben wir Kurzarbeit", sagte Haferkamp.
Bleibt noch die Hoffnung auf das Geschäft mit dem Rückbau deutscher Kernkraftwerke. Doch hier fehlen nach wie vor die politischen Rahmenbedingungen. "Wann entsteht ein Endlager und was passiert mit den Zwischenlagern?", formulierte vom Scheidt die entscheidenden Fragen. "Wir sind jedenfalls gerüstet für den Rückbau, ähnlich wie in Stade und Würgassen. Denn wir haben alle Kernkraftwerke in Deutschland gebaut." Doch selbst wenn der Rückbau eines Tages beginnt und Areva hier Aufträge erhält: Im Vergleich zum Neubaugeschäft sind die damit verbundenen Umsätze deutlich geringer.