Angst vor Asylbewerbern geht in Adelsdorf um

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Vor der Adelsdorfer Schule versuchten Bürgermeister Fischkal und einige Gemeinderäte, die Bedenken der Eltern zu zerstreuen. Fotos: Johanna Blum
Vor der Adelsdorfer Schule versuchten Bürgermeister Fischkal und einige Gemeinderäte, die Bedenken der Eltern zu zerstreuen. Fotos: Johanna Blum
Bürgermeister Karsten Fischkal (r.) im Gespräch mit Jörg Bubel (Mitte)
Bürgermeister Karsten Fischkal (r.) im Gespräch mit Jörg Bubel (Mitte)
 
Jörg Bubel hatte den ehemaligen Werkraum der Schule als Unterkunft für Asylbewerber vorgeschlagen.
Jörg Bubel hatte den ehemaligen Werkraum der Schule als Unterkunft für Asylbewerber vorgeschlagen.
 
Heinrich Mauer (Mitte) sucht verzweifelt eine Erdgeschoss-Wohnung in Adelsdorf.
Heinrich Mauer (Mitte) sucht verzweifelt eine Erdgeschoss-Wohnung in Adelsdorf.
 

Der Antrag von Jörg Bubel, in einem ungenutzten Nebengebäude der Adelsdorfer Schule Asylbewerber unterzubringen, sorgte für Aufregung in Adelsdorf. Eltern fürchten um das Wohl ihrer Kinder und ließen sich nicht beruhigen.

Eine blutige Nase holte sich der Adelsdorfer SPD-Gemeinderat Jörg Bubel mit seinem Antrag, in dem er Mitte Juli gefordert hatte, dass die Gemeinde mit den zuständigen Mitarbeitern des Landratsamtes prüft, ob das Werkraumgebäude an der Grund- und Mittelschule Adelsdorf als Notunterkunft für Asylbewerber hergerichtet werden kann.
Ein Protestwelle wogte durchs Dorf und das Telefon von Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) stand nicht mehr still. Dieser beraumte kurzerhand einen Ortstermin für alle Eltern der Grund- und Mittelschule an und dazu waren der Antragsteller, die Schulleitung und der Gemeinderat eingeladen.

Ein Aufruf ohne Erfolg

Kein Gemeinderat hat etwas gegen Asylbewerber, auch nicht in Adelsdorf, keiner der Anwesenden hat etwas gegen Asylbewerber und alle waren der Meinung, dass diesen armen Menschen geholfen werden muss. Der Aufruf im Amtsblatt vom 19.
Juli, in dem das Landratsamt Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber auch in Adelsdorf sucht, brachte bis jetzt noch keinen Erfolg. "Wir müssen in erster Linie an unsere Mitbürger denken", gab Bürgermeister Fischkal zu bedenken. "Heinrich Mauer hier neben mir ist gehbehindert, sucht schon seit zwei Jahren dringend eine Erdgeschosswohnung in Adelsdorf - und findet keine."
Bubel will natürlich mit seinem Antrag für eine Asylbewerber-Notunterkunft niemandem eine Wohnung wegnehmen. "Für mich ist es ein Grundsatz, dass wir den Menschen, die nicht freiwillig hier sind, irgendwie helfen sollten, und der Landkreis sucht doch händeringend nach menschengerechten Unterkünften. Es ist sogar die Pflicht des Landkreises", erklärte er. "Dieses Schulgebäude, das jahrelang nicht mehr genutzt wurde, bietet sich doch an", fuhr er fort. Und dass Asylanten oder Asylbewerber keine Rauschgifthändler, Kinderschänder oder gar Mörder sind, sollten doch alle wissen.
So manche der aufgebrachten Eltern sahen trotzdem ihre Kinder gefährdet, "wenn hier gelangweilte Erwachsene und junge Menschen herumhängen, rauchen, trinken - und das auf dem Schulgelände". "Wir kämpfen derzeit um den Erhalt unserer Hauptschule. Wer schickt sein Kind dann noch zu uns nach Adelsdorf?"
Auch wenn Cornelia Döbbelin aus dem Helferkreis von Heßdorf Bubel zur Seite stand und erklärte, dass diese Ängste zu Anfang auch in Heßdorf bestanden, aber es mit den Asylbewerbern dort keine Probleme gäbe, waren die aufgebrachten Eltern nicht zu beruhigen. Sieglinde Gröger, die Rektorin der Schule, gab zu bedenken, dass das Gebäude auch noch ab und zu für Schulprojekte genutzt werde.

Antrag war nicht abgesprochen

"Ich wollte doch nur einen Anstoß geben", erklärte Bubel immer wieder den aufgebrachten Eltern. "Erst denken, dann handeln", ertönte es und lauter Beifall erscholl. Ein Gemeinderat solle in erster Linie die Interessen seiner Bürger vertreten und die Kinder der Gemeinde schützen, war der Tenor.
Dies sei der Antrag eines einzelnen Gemeindrates, erklärte Gemeinderat Paul Sänger (FW). Kein einziger der anwesenden und so weit bekannt auch der restlichen Gemeinderäte unterstütze den Antrag von Bubel. Auch Adelsdorfs Zweite Bürgermeisterin Jutta Köhler (SPD) betonte, dass Bubel diesen Antrag weder mit dem SPD-Vorstand noch mit der Fraktion abgesprochen habe.
"Die Gemeinde hat sich bereits mit diesem Thema auseinander gesetzt, einen Aufruf ins Amtsblatt gesetzt und der Ausschuss Vereine, Kultur und Soziales wird alles durchgehen, sich beraten und sich Gedanken machen", erklärte Fischkal beruhigend. Bubel zog nach Aufforderung der Eltern seinen Antrag zurück.
Ein Gutes hatte der Abend für das Ehepaar Mauer: Paul Sänger stellte den Antrag, dass die Gemeinde im nächsten Amtsblatt kostenfrei eine passende Wohnung für die beiden suche. "Ich komm' doch nimmer die Treppe hoch, wo wir jetzt wohnen", erklärte der verzweifelte Mann.