Die Adelsdorfer Kläranlage soll stromautark werden. Ein wichtiger Schritt dazu ist der Bau einer Kompaktfaulung, einer Art Minibiogasanlage.
Wird eine Kläranlage ausgebaut, horchen Anwohner meist auf. Größere Anlage gleich mehr Gestank? Nicht unbedingt. Denn Ausbau heißt in der Regel: Neueste Technik und moderne Mechanik. Und dadurch reduziert sich die Geruchsbelästigung normalerweise. So soll es auch in
Adelsdorf laufen - obwohl dieser Pluspunkt für die Gemeinde eher ein angenehmer Nebenaspekt ist.
Klärschlamm steckt voller Energie
"Dieses Projekt wird die Gemeinde voranbringen", ist sich Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) sicher. Denn mit der Nachrüstung eines Faulbehälters lasse sich die "enorme Energie heben, die im Klärschlamm steckt", so Geschäftsleiter Wolfgang Mößlein.
"Bei etwa 38 Grad Celsius werden die organischen Stoffe im Klärschlamm abgebaut, was Methangas erzeugt", erläutert Markus Steger, Abwassermeister und Betriebsleiter der Adelsdorfer Kläranlage. Das Gas wird dann ein Blockheizkraftwerk antreiben. "Im Prinzip funktioniert es wie eine Biogasanlage." Da der Organikabbau in einem geschlossenen Behälter stattfindet, geht davon keine Geruchsbelästigung aus. Und "das, was hinten raus kommt", so Steger, "riecht nur noch nach Humus".
Investition hat drei Vorteile
Weniger Geruchsemissionen und Stromerzeugung sind aber nur zwei von drei Vorteilen, die diese Investition - knapp drei Millionen Euro sind für die Kompaktfaulung veranschlagt - bringen soll. "Das Volumen des Klärschlamms reduziert sich auch", so Mößlein. Je weniger Abfall, desto besser, zumal die Entsorgung mit etwa 100 Euro pro Tonne zu Buche schlägt.
Im Zuge der Nachrüstung stehen noch zwei Ersatzinvestitionen an. "Zwei Vorstufen der Kompaktfaulung, die dem Klärschlamm Wasser entziehen, sind in die Jahre gekommen. Es macht Sinn, die auch gleich mit zu erneuern."
Einzig: Das Wörtchen "gleich" ist relativ. Eigentlich hätten die Bauarbeiten jetzt im April beginnen sollen, verschieben sich jedoch um ein Jahr. Denn eine Kläranlage braucht eine Betriebsgenehmigung, die alle 20 Jahre neu erteilt werden muss. Die Adelsdorfer hätten damit noch Zeit bis 2025. "Wenn wir aber jetzt einfach bauen und bekommen dann aus irgendwelchen Gründen keine Erlaubnis mehr, hätten wir ein Problem", so Mößlein. Also wird die Prüfung vorgezogen, um sich alles - auch den Neubau - absegnen zu lassen. "Da das ein sehr aufwendiger Prozess ist, wirft uns das ein ganzes Jahr zurück."
Untätig ist man trotzdem nicht: Die Zeit wird für andere Bauarbeiten genutzt. Derzeit wird das Betriebsgebäude um ein weiteres Büro, Umkleideräume und Duschen erweitert, um in Sachen Hygiene und Arbeitsschutz auf dem neuesten Stand zu sein. Dafür ist die Werkstatt umgezogen und es entstanden neue Garagen. Auch die Mannschaft wird aufgestockt, bald bekommt Steger einen weiteren Kollegen. "Die behördlichen Ansprüche an das Kanalsystem steigen - das zudem in die Jahre gekommen ist. Da liegen große Herausforderungen unter der Erde", gibt Mößlein zu bedenken.
Dem Ziel einer stromautarken Kläranlage kommt Adelsdorf dann 2019 mit der Kompaktfaulung wieder ein Stück näher. "Wir nähern uns von zwei Seiten: durch Stromeinsparung und Stromerzeugung", sagt Bürgermeister Fischkal. Eine innovative Belüftungstechnik - "der Hauptstromverbraucher einer Kläranlage" - sorgt für weniger Verbrauch, Photovoltaik auf fast allen Betriebsgebäuden heute schon für eigenen Strom.
"Und man kann noch viel mehr machen", weiß Mößlein. Gerade auch mit Blick auf die teure Entsorgung müsse man künftig über Trocknen und Verbrennen des Klärschlamms vor Ort nachdenken. "Es gibt schon Anlagen mit geschlossenen Kreisläufen. Da bleibt die komplette Energie vor Ort oder kann - bei Überschuss - in ein Nahwärmenetz oder ähnliches eingespeist werden." Vieles sei nur eine Sache des Willens und des Mutes, ist der Geschäftsleiter überzeugt. Eine Kläranlage sei mit das komplexeste, was eine Gemeinde betreiben könne. "Mit ihren mechanischen, biologischen, chemischen und technischen Prozessen ist sie einem hohen Maß an Innovation unterworfen. Das eröffnet immer wieder neue Möglichkeiten - aber nur für die, die am Ball bleiben."