72 Adelsdorfern stinkt die Kläranlage

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Bürgermeister Karsten Fischkal (Mitte) und die beiden Kläranlagen-Experten Ralf Wegel (links) und Markus Steger sind sich einig: Der Gestank kommt aus diesem Schlammstapelbecken. Fotos: Andreas Dorsch
Bürgermeister Karsten Fischkal (Mitte) und die beiden Kläranlagen-Experten Ralf Wegel (links) und Markus Steger sind sich einig: Der Gestank kommt aus diesem Schlammstapelbecken.  Fotos: Andreas Dorsch
Vom Garten von Helga Kürzdörfer (rechts) ist die Kläranlage (im Hintergrund) nicht nur zu sehen. Auch Stans Möhringer rümpft ab und an die Nase. Foto: Andreas Dorsch
Vom Garten von Helga Kürzdörfer (rechts) ist die Kläranlage (im Hintergrund) nicht nur zu sehen. Auch Stans Möhringer rümpft ab und an die Nase. Foto: Andreas Dorsch
 

Adelsdorf will mit dem Bau einer "Hochlastfaulung" den Gestank in den Griff bekommen und auch gleich Strom erzeugen.

Stans Möhringer fordert nicht, dass die Kläranlage wegkommt, aber manchmal riecht es bei ihnen am Frankenring schon gewaltig nach Fäkalien. Da kann Helga Kürzdörfer nur zustimmen. Von ihrem Garten am Adelsdorfer Ortsrand hat sie freien Blick auf die verschiedenen Bauten, in denen das Abwasser der Gemeinde Adelsdorf geklärt wird.

Weil es dabei auch immer wieder stinkt, hat sich spontan eine "Interessensgemeinschaft Geruchsbelästigung" gebildet. "Ohne große Anstrengung ist es uns gelungen, 72 Unterschriften zu bekommen", sagt Eckhard Götz, der Sprecher dieser Gemeinschaft. Die Unterzeichner möchten sich damit über die zunehmende Geruchsbelästigung rund um die Adelsdorfer Kläranlage beschweren.

"Es stinkt nicht immer", räumt Stans Möhringer ein, "aber manchmal ist es so stark, dass man nachts nicht einmal lüften kann." Sie fragt sich, ob das so sein muss.


Es hänge natürlich davon ab, wie der Wind weht, sagt Helga Kürzdörfer. Besonders schlimm habe sie es im Winter empfunden. "Immer abends eine viertel oder halbe Stunde, dann war es wieder weg."

Für eine andere Anwohnerin, die nach eigenen Angaben sogar vom Land kommt, ist der Gestank von der Adelsdorfer Kläranlage so extrem, dass dagegen etwas unternommen werden sollte. Auch sie stellt aber fest, dass es nur "zeitweise stark riecht".

Die, die schon länger in dem Baugebiet wohnen, bemerken unisono, dass die Geruchsbelastung erst seit 2012 wieder zugenommen hat. Davor sei zehn Jahre Ruhe gewesen. Man habe Verständnis, wenn es ab und an mal stinkt, offensichtlich ist es aber inzwischen zu viel geworden. Auf eine Konfrontation mit der Gemeinde sind die Unterzeichner der Beschwerde nicht aus. Sie möchten Antworten auf die Frage, warum es stinkt.

Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) will diese am Mittwochabend vor Ort geben. Dazu hat er eine Delegation der Interessensgemeinschaft eingeladen, einen Chemie-Professor der Erlanger Uni, die Mitarbeiter der Kläranlage und die Arbeitsgemeinschaft Kläranlage, die sich aus dem Gemeinderat heraus gebildet hat.

Wie Fischkal betont, beschäftige man sich schon seit einem Jahr mit der Geruchsbelästigung aus der Kläranlage. Der Bürgermeister gibt mit Blick auf die Landwirtschaft aber auch zu bedenken, dass nicht jeder in Adelsdorf wahrzunehmende Gestank aus der Kläranlage stammt.

Zusammen mit Klärmeister Markus Steger und Abwasser-Fachkraft Ralf Wegel war Fischkal auf dem weitläufigen Gelände unterwegs, um noch einmal das zu überprüfen, was die Kläranlagen-Experten schon lange festgestellt haben: Der Gestank kommt aus dem offenen Schlammstapelbecken. Vor allem dann, wenn der dort lagernde Klärschlamm aufgerührt wird, stinkt es gewaltig.

Abhilfe soll der Bau einer "Hochlastfaulung" schaffen. "Was stinkt, verbrennen wir zu Energie", fasst Fischkal die Funktionsweise zusammen. In einem geschlossenen System soll Klärgas erzeugt, ein Blockheizkraftwerk betrieben und Strom produziert werden.