27 Millionen Euro für Tierversuche verschwendet?

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Hund und Frauchen dürften nicht ahnen, was sich hinter diesen Mauern verbirgt. Im Franz-Penzoldt-Zentrum der Universität Erlangen werden jedes Jahr 15.000 Versuche an Labortieren durchgeführt. Foto: Barbara Herbst
Hund und Frauchen dürften nicht ahnen, was sich hinter diesen Mauern verbirgt. Im Franz-Penzoldt-Zentrum der Universität Erlangen werden jedes Jahr  15.000 Versuche an Labortieren durchgeführt. Foto: Barbara Herbst

15.000 Versuche an Labortieren werden pro Jahr an der Uni Erlangen durchgeführt. Tierschützer werfen der Universität vor, auf diesem Weg Steuergelder zu verschwenden.

Das Thema ist so emotional wie nur wenige: Die leidenden Augen einer Katze sind in der Regel das beste Argument der zahlreichen Vereinigungen, die gegen Tierversuche kämpfen. In Erlangen haben die Tierschützer jetzt einen anderen Ansatz gefunden: Hier wurden Steuergelder verschwendet, 27 Millionen Euro, sagt der Verein "Ärzte gegen Tierversuche".

2005 hat die Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen das Franz-Penzoldt-Zentrum in Betrieb genommen. Hier sollen die über das gesamte Stadtgebiet verstreuten Tierlabore zusammengefasst, die Haltungsbedingungen verbessert und nicht zuletzt auch mehr Transparenz geschaffen werden. "Nichts davon ist passiert", kritisiert der Neurologe Joachim Wiedmayer aus Erlangen, der sich in dem bundesweit tätigen Tierschutzverein engagiert. Mit dem Zentrum hätten der Freistaat und die Universität ein Prestigeobjekt geschaffen. "Die schöne Fassade soll über das Leid der Tiere hinwegtäuschen."

Unterbringung so gut wie möglich


Er gesteht den Forschern in Erlangen zu, dass die Unterbringung für die Tiere in dem Haus im Herzen der Stadt "so gut ist, wie sie unter diesen Bedingungen sein kann". Davon habe er sich selbst bei einem Besuch überzeugen können. "Das belegt aber auch, wie es früher bei den Tierversuchen zuging und noch immer zugeht", kritisiert der Arzt.
"Es wird auch weiter in Hinterhöfen geforscht."

Belege dafür und für den Verdacht, dass sich die Zahl der Tierversuche mit der Eröffnung des Zentrums noch erhöht hat, hat der Verein nicht. Der Vorwurf, die Tierversuche würden geheim gehalten, ist aber nicht haltbar: Sowohl die Uni Erlangen selbst als auch das Bayerische Wissenschaftsministerium halten mit Zahlen nicht hinter dem Berg. Seit der Einweihung des Zentrums ging die Zahl der Tierversuche in Erlangen entgegen dem Bundestrend (2,8 Millionen Tierversuche) zurück: 22.000 waren es 2004, zuletzt weniger als 15.000.

Nur noch sieben Labors in Betrieb


Von den ursprünglich 20 dezentralen Labors seien noch sieben in Betrieb, sagt der Leiter des Franz-Penzoldt-Zentrums, Stephan von Hörsten. "Die werden wir aus logistischen Gründen auch noch geraume Zeit betreiben." Auch dort habe die Universität investiert. Von "Hinterhöfen" könne nicht die Rede sein, sagt der Leiter des Lehrstuhls für Biochemie und Pathobiochemie, Michael Wegner.

Der Konflikt zwischen Tierschützern und der Wissenschaft ist alt und beschränkt sich auch nicht auf Erlangen. Auch in Würzburg greift die medizinische Forschung immer wieder auf Versuchstiere zurück. 30.000 Mäuse, Ratten, Kaninchen und Meerschweinchen lassen in der unterfränkischen Universitätsstadt jedes Jahr ihr Leben.
"Ohne Tierversuch kein Fortschritt", sagt Karl-Dieter Grüske, der Rektor der Uni Erlangen. "Es ist unmoralisch, Tiere leiden zu lassen, damit es uns besser geht", sagt Wiedmayer. Der Konflikt bleibt emotional.

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