Wie Neustadts Kantor Markus Heunisch und der Coburger Oboist Bernhard Forster ihr Publikum bei einer außergewöhnlichen Abendmusik in St. Georg beeindrucken.
Bernhard Forster ist ein musikalischer Schatzgräber. Der Solo-Oboist des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg macht sich immer wieder auf die Suche nach vergessenen Werken, deren Noten in diversen Bibliotheken schlummern. Und immer wieder gelingen ihm dabei reizvolle Entdeckungen, wie das Programm einer Abendmusik beweist, die er gemeinsam mit Kantor Markus Heunisch in St. Georg in Neustadt gestaltet. "Viele der Werke, die Sie heute hören, haben einen langen Schlaf hinter sich", verspricht Heunisch den beachtlich zahlreichen Zuhörern.
Gut harmonierendes Duo Die melodisch einprägsame Fantasie f-Moll des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs eröffnet die Vortragsfolge, in deren Zentrum Werke der Spätromantik stehen. Schon bei dieser Krebs-Fantasie erweisen sich Forster und Heunisch als jederzeit gut harmonierendes Interpreten-Duo. Dem Wechselspiel von Oboe und Orgel gewinnen sie viele fein differenzierte klangfarbliche Nuancen ab.
Mit einfühlsamen Registrierungen ermöglicht Heunisch es dabei Forster, seinen Oboe-Ton mit zarten Schattierungen dialogisierend abzustimmen auf die Orgel. Vor allem aber demonstriert Forster seine Fähigkeit, die Oboe regelrecht zum Singen zu bringen, indem er weich ausschwingende melodische Bögen formt und selbst große Intervallsprünge mühelos zu verbinden weiß.
Otto Ernst Goepferts "Andante religioso" erweist sich dabei ebenso als reizvolle und lohnende (Wieder-)Entdekcung wie das Andantino von Hanus Trnecek oder das "Larghetto religioso" für Englisch Horn und Orgel von Oskar Wermann, der Ende des 19. Jahrhunderts drei Jahrzehnte als Kreuzkantor in Dresden wirkte.
Spannungsvolle Interpretation Heinz Holliger, 1938 geboren, ist als Oboist, Dirigent und Komponist einer der großen Musikerpersönlichkeiten der Gegenwart. Ein Frühwerk des 19-jährigen Holliger ist der (bislang unveröffentlichte) Choral für Oboe und Orgel von 1957. "Bei der Probenabreit haben wir uns regelrecht in dieses Stück verliebt", bekennt Forster. Gemeinsam mit Markus Heunisch gelingt ihm eine sehr spannungsvolle Interpretation des expressiven Stücks.
Ein instrumentaler Trauergesang - von Bernhard Forster sehr eindringlich interpretiert - ist das Gedenkblatt für Oboe solo, das der in der Schweiz lebende Komponist Roland Moser in Erinnerung an Heinz Holligers verstorbenen Bruder Erich geschrieben hat.
Markus Heunisch ist auch solistisch als stilsicherer Organist zu erleben - zunächst mit zwei Charakterstücken von Joseph Gabriel Rheinberger sowie mit der effektvollen und virtuosen "Toccata in seven" von John Rutter.
Reichlich Applaus Zum Abschluss erklingt noch eine weitere Rarität - das Adagio Es-Dur für englisch Horn und Orgel des Amerikaners George Templeton Strong, der seinen Zeitgenossen mit seinem malerischen Talent vor allem als Schöpfer von Aquarellen bekannt war. Sein Adagio zeigt ihn als Komponist mit Gespür für lyrische Nuancen.
Reichlich Applaus und eine Zugabe von Oskar Wermann, dessen 175. Geburtstag vor wenigen Tagen mit einer Ehrung begangen wurde.