Zu viele Fehler und zu wenig Esprit

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HSC-Trainer Jan Gorr war vor allem in der ersten Halbzeit oft unzufrieden, weil seine Schützlinge gegen den Wilhelmshavener HV zu viele einfache Fehler produzierten; links Team-Betreuer Thomas Krug, Torsteher Jan Kuhlanek und rechts Girts Lilenfelds. Fotos: Timo Geldner
HSC-Trainer Jan Gorr war vor allem in der ersten Halbzeit oft unzufrieden, weil seine Schützlinge gegen den Wilhelmshavener HV zu viele einfache Fehler produzierten; links Team-Betreuer Thomas Krug, Torsteher Jan Kuhlanek und rechts Girts Lilenfelds. Fotos: Timo Geldner
Kreisläufer Dominik Kelm hatte nicht nur in dieser Szene einen schweren Stand - gleich drei Gegner packten kräftig zu.
Kreisläufer Dominik Kelm hatte nicht nur in dieser Szene einen schweren Stand - gleich drei Gegner packten kräftig zu.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Der starke Aufsteiger Wilhelmshavener HV stellt den "Gelben" vor 2624 Zuschauern auf ihrem Weg in die 1. Liga überraschend ein Bein. Billek traf 13 Mal.

Die Aufstiegsambitionen des HSC 2000 Coburg erhielten am Freitagabend einen empfindlichen Dämpfer. Mit 28:30 (12:16) verlor der Tabellendritte überraschend sein Heimspiel gegen den starken Aufsteiger Wilhelmshavener HV und hat nach dem gleichzeitigen Sieg von Verfolger Friesenheim (25:24 gegen TV Emsdetten) jetzt nur noch drei Minuspunkte weniger auf dem Konto als der hartnäckige Tabellenvierte.

Trotz der Enttäuschung, die am Freitagabend bei Spielern und den Fans in der HUK-Arena herrschte, halten die "Gelben" weiterhin alle Trümpfe im Aufstiegsrennen in der Hand. Bei nur noch fünf ausstehenden Spielen sollten Gorr & Co. jetzt die Nerven behalten und sich wieder auf ihre Tugenden besinnen, die sie in den letzten Monaten so stark gemacht haben.

Entscheidend für die unerwartete Niederlage vor 2624 war bereits die erste Halbzeit, in der die ohne ihren kurzfristig ausgefallenen Ideengeber Oliver Köhrmann angetretenen Gäste vor Spielwitz nur so sprühten.

Bei den Gastgebern war dagegen lange Zeit der Wurm drin. Die Fehlerquote war untypisch hoch für de HSC, der sich nie auf gab und einen tollen Schlussspurt hinlegte. Allerdings waren die vorausgegangenen Sünden schon zu groß.


HSC 2000 Coburg gegen
HV Wilhelmshaven 28:30 (12:16)

"Kiwi" eröffnete den Torreigen und Billek legte nach gut drei Minuten nach (3.), doch die Gäste hielten von Beginn an entschlossen dagegen. Mit seinem zweiten verwandelten Siebenmeter warf Schwolow den WHV erstmals in Führung (4:3/10.). Zwar brachte Billek mit einem Doppelschlag innerhalb von 15 Sekunden (!) die "Gelben" schnell wieder in Front, doch die erste Hälfte stand danach ganz im Zeichen des Außenseiters.

Es war ein zähes Ringen, da die Fehlerquote des HSC sowohl am eigenen, als auch am gegnerischen Kreis viel zu hoch war. Der Druck, der derzeit auf die HSC-Spieler lastet, hinterließ in dieser Phase sichtlich Spuren.

Dazu kam Spielwitz de Gäste, denen man ihre Unbekümmertheit in vielen gelungenen Aktionen mit tollen Kreisanspielen förmlich anmerkte. Das Fehlen von Mittelmann Köhrmann schien den "Blau-Roten" jedenfalls nicht zu stören. Höchste Zeit für eine Auszeit. Und Gorr reagierte sofort (6:9/18.).

Nach acht torlosen HSC-Minuten beendete Billek zwar die Flaute (7:10/20.), doch selbst als der HSC aufgrund von zwei Zeitstrafen zwei Spieler mehr auf der Platte hatte, gelang die Wende nicht (9:12/23.).

Im Gegenteil: Bei den Gästen lief es weiter rund, während beim HSC der Knoten einfach nicht platzen wollte. Gorr zog bereits vor der Pause alle Register: Riehn für Harmandic, Gerlich für Kirveliavicius, Vitek für Lilienfelds und Coßbau für Kirchner. Spätestens als der Spielball nach einer Fußabwehr des Gäste-Torstehers Weiner auf einem Heizungsrohr an der Decke liegen blieb, hofften die verblüfften Fans auf Besserung. Doch selbst Publikumsliebling "Flo" Billek verballerte allein auf das Tor zulaufend - ungewöhnlich für "Mister 100 Prozent" (59.). Die 16:12-Führung der Wilhemshavener zur Pause war absolut verdient, denn die Wurfquote sprach auch eine deutliche Sprache: 50:73 Prozent für Wilhelmshaven.

Es gab viel Redebedarf in der HSC-Kabine, denn die Gorr-Truppe ließ sehr lange auf sich warten. Mit Kuhlanek im Tor sollte das Blatt gedreht werden, doch schon nach fünf Minuten musste der HSC-Trainer wieder seine Jungs während einer Auszeit neu einstellen, weil nichts zusammen lief (14:20/35.).

Aber auch danach wurde es nicht besser. Die Spielweise war zu behäbig. Oft trafen die Spieler die falsche Entscheidung. Beispiel "Matze" Gerlich. Erst verwarf er einen Siebenmeter, dann passte er einen gerade eroberten Ball direkt in die Arme eines Gegners. Als dann auch noch Florian Billek einen Siebenmeter an den Pfosten warf (18:23/42.), schwanden die Hoffnungen auf den 15. Heimsieg.

Doch noch waren 15 Minuten zu spielen. Die beiden Außen Billek und Coßbau (2) verkürzten auf 21:26 (48) und plötzlich nahmen die Wilhelmshavener eine Auszeit. Und als Florian Billek danach endlich aus HSC-Sicht den Turbo zündete und drei Treffer binnen zwei Minuten erzielte, war endlich richtig Stimmung in der Bude (24:26/50.).

Jetzt waren die Fans aus dem Häuschen und spornten ihre "Lieblinge" zu Höchstleistungen an. Mit Erfolg: Krechel hielt einen Siebenmeter und Coßbau verkürzte per Strafwurf in Unterzahl auf 25:27 (54.). Und Billek gelang auch noch der Anschlusstreffer, doch ein umstrittener Siebenmeter brachte den Gästen wieder die Zwei-Tore-Führung, die bis zur letzten Minute hielt (27:29/59.). Ein Wechselfehler - Lilienfelds lief als siebter Spieler zu früh ins Feld - raubte dem HSC schließlich alle Hoffnungen.



Die Statistik


HSC 2000 Coburg gegen Wilhelmshavener HV 28:30 (12:16)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek / Oliver Krechel - Markus Hagelin 1), Lukas Wucherpfennig, Dominic Kelm, Matthias Gerlich 4/2), Sebastian Kirchner, Jiri Vitek, Steffen Coßbau (5/1), Florian Billek (13), Till Riehn (1), Adnan Harmandic, Girts Lilienfelds (2), Romas Kirveliavicius (2).
Trainer: Jan Gorr.
Siebenmeter: 5/3 (Gerlich und Billek verwarfen je einmal)
Zeitstrafen: 5 (Vitek, Hagelin 2, Kirveliavicius, Lilienfelds).
Beste Spieler: Florian Billek, Steffen Coßbau.

Wilhelmshavener HV: Markus Bokesch, Adam Weiner; Sebastian Maas (1), Ivo Warnecke, Fabrice Lehmann, Evgeny Vorotsov (3), Steffen Köhler 4), Moritz Barkow (1), Lukas Mertens (3), Janik Köhler (4), Matej Kozul, Tobias Schwolow (9/2), Jonas Schweigart, Rene Drechsler (5).
Trainer: Christian Köhrmann.
Siebenmeter:
4/3.
Zeitstrafen: 4.
Beste Spieler: Schwolow, Drechsler.

Zuschauer: 2624.


Trainerstimmen

Jan Gorr (HSC Coburg): Das, was wir uns vorgenommen haben, haben wir nicht auf die Platte bekommen. Bei uns hat nicht viel geklappt, wir haben nichts entgegen zu setzen und haben es zum Schluss nicht mehr geschafft. Wir sind noch kein Erstligist, das müssen jetzt alle begreifen. Wir haben noch fünf unglaublich schwere Spiele. Aber wir können es gemeinsam schaffen. Es ist aber nicht selbstverständlich. Wir haben vor zwei Jahren noch in der 3. Liga gespielt, so einen "Durchmarsch" haben noch nicht viele vor uns geschafft.

Christian Köhrmann (Wilhelmshavener HV): Wir hatten Probleme im Vorfeld mit der Verletzung meines Bruders. Wie die Jungs das heute gemacht haben über 60 Minuten, damit bin ich zufrieden. Die letzten zehn Minuten waren nicht so gut.