"Wir sind stolz auf so viel Musikschule"

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Immer wieder finden sich in der Musikschule Coburg besondere Begabungen. Auch Marcel Ruppel, mittlerweile erfolgreich unter anderem bei "Jugend musiziert", zeigte schon früh beachtliche Fähigkeiten, hier beim Vorspiel im Jahr 2008. Foto: Archiv/Höchstädter
Immer wieder finden sich  in der Musikschule   Coburg besondere Begabungen.  Auch Marcel Ruppel, mittlerweile erfolgreich unter anderem  bei  "Jugend musiziert", zeigte schon früh  beachtliche Fähigkeiten, hier  beim Vorspiel  im  Jahr 2008.  Foto: Archiv/Höchstädter
Dietmar Schaffer, Leiter der Musikschule Coburg. Foto: Jochen Berger
Dietmar Schaffer, Leiter der Musikschule Coburg. Foto: Jochen Berger
 

Der Rektor der Coburger Musikschule, Dietmar Schaffer, unterstreicht das Besondere der staatlich geförderten Institutionen. Mit politischem Willen ließe sich aber noch mehr erreichen.

Tageblatt: Herr Schaffer, am Wochenende richtet die Musikschule Coburg anlässlich ihres 10-jährigen Bestehens die 35. Bayerischen Musikschultage aus. Wozu finden diese Musikschultage statt?
Dietmar Schaffer: Von den internen Zielsetzungen - Koordination der Mitglieder, Diskus sion über weiteres Vorgehen, fachliche Angebote - abgesehen, dienen sie der Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinne. Sie sollen die Musikschulen in Bayern und deren Kooperation mit den jeweiligen Städten stärken. Dazu gibt es auch ein attraktives Konzert- und Rahmenprogramm.

Worin liegt das Besondere einer Musikschule? Musikalischen Unterricht kann man ja schließlich auch unmittelbar vom Privatlehrer haben.
Das Besondere ist, dass wir durch die öffentliche Förderung umfassendere Schulung bieten können. Es gibt kostenlosen Ensemble- und Theorieunterricht, die Schüler haben regelmäßig Auftrittsmöglichkeiten. Wir haben eine Förderklasse für besonders Begabte, die kostenlosen Zusatzunterricht erhalten im Hinblick auf ein späteres Stu dium. Zahlreiche Preise im Wettbewerb "Jugend musiziert" bis auf Bundesebene bestätigen das Konzept. Vor allem die festangestellten Kollegen engagieren sich weit über das Bezahlte hinaus. 60 Prozent unserer 22 Lehrkräfte sind mit unterschiedlichem Stundenkontingent fest angestellt.
Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Bayerischen Musikschulverband und für staatliche Zuschüsse sind 51 Prozent. Unterrichtet werden unsere derzeit etwa 400 Schüler in knapp 250 Wochenstunden.

Womit wir gleich bei den Finanzen wären. Anders als geplant, hat der Finanzsenat der Stadt Coburg im September keine Kürzung seines Zuschusses vorgenommen. Wie kommt die Musikschule finanziell über die Runden?
Wir erhalten von der Stadt jährlich 54 000 Euro. Wir sind dankbar für die Unterstützung durch die Stadt in den letzten zehn Jahren. Unser Erfolg ist auch der Stadt Coburg zu danken. Wir haben ja auch die neuen Räume in der Neustadter Straße erhalten. Weil sich die Stadt engagiert, erhalten wir auch Geld vom Staat und konnten in den Musikschulverband aufgenommen werden. Allerdings sind wir mit diesem städtischen Zuschuss Schlusslicht im Musikschulverband. Vom Freistaat Bayern kommen 12000 Euro. Alles andere müssen die Eltern tragen, wobei unsere Beiträge moderat sind. Wir sind schon stolz darauf, wie viel Musikschule wir mit so wenig Geld bieten können. Reserven haben wir allerdings keine.

Zwölfmal im Jahr 61 Euro für 30 Minuten Unterricht in der Woche kann aber trotzdem zu viel sein für Familien.
Mehr als zehn Prozent Ermäßigung auch für Geschwisterkinder können wir in unserem Finanzrahmen nicht geben. Über den Bildungspakt kriegen bedürftige Kinder ja jetzt 10 Euro dazu, was für uns allerdings erheblichen Verwaltungsaufwand mit sich bringt.

Weshalb diese staatlichen Gaben generell ja auch nicht im geplanten Maße genutzt werden.
Genau. In Notfällen verweisen wir an den Kinderschutzbund, die Caritas und ähnliche Einrichtungen. Wünschenswert wäre aber, dass wir unsere Beiträge staffeln könnten. Und dass wir stärker mit den Schulen zusammenarbeiten. Denn die sind unmittelbar dran.

Wie steht die Musikschule generell nach zehn Jahren in Coburg da?
Dass wir trotz sinkender Geburtenzahlen und steigender schulischer Belastung unsere Schülerzahlen, die immer so um 450 schwanken, halten, sehe ich als Bestätigung. Der Bedarf ist da. Wir müssten eigentlich sogar ausbauen. Da ist aber eben die Politik gefragt. Mit mehr fest angestellten Lehrern ließe sich unser Potenzial weiter ausbauen, weil diese Lehrer intensiver zur Verfügung stehen. Nur dank des großen Engagements des Kollegiums können regelmäßig Vorspielabende und Konzerte geleistet werden. Die Ausrichtung von "Jugend musiziert" Anfang des Jahres ist dem zusätzlichen Einsatz der Lehrkräfte zu danken. Für die Verwaltung stehen uns zwei Minijobs zu jeweils 12 Stunden zur Verfügung. Arbeit ist viel mehr da. Gerade in der Zusammenarbeit mit den Schulen ließe sich viel tun. Angebote in Schulen und Kindergärten sollen aber meist nichts kosten. Wenn hier nachhaltiger gearbeitet werden soll, brauchen wir weitere Zuschüsse.

Also wünschen Sie sich für die nächsten zehn Jahre...
...mehr Potenzial in dieser Richtung.

Tut sich etwas in der Zusammenarbeit mit dem Landkreis, der ja seine Musikschule 2003 aufgelöst hat?
Nein. Wir haben mehrere Anläufe unternommen. Irgendwann hört man halt auf. Im Moment gibt es keinen Kontakt zu diesem Thema. Wünschenswert wäre eine Kooperation. Etwa ein Viertel unserer Schüler kommt aus dem Landkreis, die zahlen höhere Beiträge (74 Euro für die halbe Stunde im Monat).

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Carolin Herrmann.