Wie Willy Astor das Publikum zum Auftakt des Tambacher Sommers mitnimmt auf eine poetische Reise zwischen Kuba und Kilimandscharo.
Der Tambacher Sommer beginnt in diesem Jahr mit ganz leisen Tönen. Zarte Gitarrenklänge schweben durch den barocken Schlosshof, immer wieder begleitet vom Sirren und Schwirren der Mauersegler, die rasant um die Schornsteine kreisen. "Sound of Islands" hat Willy Astor sein musikalisches Programm genannt, an dem er seit vielen Jahren in immer neuen Variationen und mit immer neuen eigenen Titeln und Bearbeitungen strickt.
"Das Wetter hält heute"
Mit seiner neuen CD im Gepäck und drei musikalischen Mitstreitern als Begleitung führt Willy Astor im frisch gekiesten Schlosshof vor, dass Open-Air-Konzerte auch ohne brachiale Angriffe auf die Trommelfelle der Zuhörer zu eindringlichen Erlebnissen führen können. "Ich bin gut gelaunt heute", wundert sich Astor bei seiner Begrüßungs-Plauderei fast ein wenig selber und benennt gleich einen Grund dafür: "Das Wetter hält heute - was willst du mehr?"
Hintersinnige Wortspiele
Wenn Willy Astor zur akustischen Gitarre greift und mit einschmeichelnden Melodien den "Sound of Islands", den Klang der Inseln, beschwört, ist der virtuose Wortdrechsler Willy Astor nur neugieriger Zaungast. Hier und da ein hintersinniges Wortspiel - mehr gönnt sich der Gitarren-Poet an diesem Abend nicht.
Allenfalls ein paar Anspielungen auf jene Zuhörer, die es doch tatsächlich wagen, während seines Musizierens durch den dick aufgetragenen Kies im Schlosshof knirschend zu stapfen. Dann wird Astor doch ein wenig ungnädig: "Dieses ewige Toilettenrennen nervt."
Gitarrenduett
Musikalisch ist dieser Abend ein Fest für Fans der poetisch zarten Töne, die Astor mit seinen drei Mitstreitern geradezu kammermusikalisch delikat serviert. Wunderbar nuanciert spielt Astor im Gitarrenduett eine eigene Fassung von Paul McCartneys "Blackbird". Fein ausbalanciert gelingt ein Ragtime vom aktuellen Alb.
Sehr stimmungsvoll gerät auch eine musikalische Huldigung an die Pioniere der Ballonfahrt, an die Gebrüder Montgolfier, bei der Nick Flade am E-Piano zart perlende Klavierklänge spielt und Perkussionist Marcio Tubino ausdrucksvolle Saxofon-Melodien beisteuert.
Klezmer-Klänge
Klezmer-Klänge, die sich schon auf dem zweiten der "Sound of Islands"-Alben finden, beenden den recht kurzen ersten Teil des Abends.
Naturerlebnisse finden dann im zweiten Teil ihren musikalischen Widerhall. Mit "Nautilus" und "Kilimandscharo" zaubern Willy Astor und seine Band eindringliche Klangbilder in den Schlosshof - Klangbilder, mit denen Astor zugleich an die folgenschweren Umweltsünden der Menschheit erinnert, an die Überfischung der Meere, an den Plastikabfälle, der die Ozeane in Müllkippen verwandelt. Kubanische und spanische Klänge, aber auch ein virtuos mit harten Schnitten arbeitendes Hit-Medley zwischen "Titanic" und "Pipi Landstrumpf" weiten den musikalischen Horizont bis hin zur Zugabe.
Willy Astor und seine musikalischen Freunde im Tambacher Schlosshof - eine spannende Begegnung mit vielen poetischen Momenten.